Roland Dost

Das französische Foyer im Kapuzinerweg, unterhalb der Villa Bosch, war ein beliebter Treff nicht nur der Unteroffiziere und Soldaten, die in der Caserne Vauban stationiert waren. Es wurde auch gerne als Restaurant von einem Teil der deutschen Bevölkerung besucht.

Abschied vom Gebäude „Le Foyer“ im Jahr 1977: Zwei unbekannte Männer im Eingangsbereich.
Abschied vom Gebäude „Le Foyer“ im Jahr 1977: Zwei unbekannte Männer im Eingangsbereich. | Bild: Liedl

Für viele Radolfzeller war es sogar eine Art Stammlokal, in dem man sich mit französischen Freunden zum gemeinsamen essen und trinken regelmäßig traf. So war der sogenannte Pressehock am Sonntagmorgen mit dem ehemaligen SÜDKURIER-Kollegen und Stadtführer Carl-Ewald Vogler sowie dem Fotografen Burkhard-Dieter Liedl und dem Autor dieser Zeilen fast schon eine Tradition. Hier traf man sich bei einem Glas Rotwein der Marke Patiarch oder einem kühlen Elsässer Bierchen, um die kollegiale Freundschaft zu pflegen.

Das Foyer war exterritoriales Gebiet

Der Geschäftsführer des Foyer, Roger Le Bars, hatte auch eine spezielle Speisekarte ausgelegt, in der typische französische Delikatessen angeboten wurden. Und nicht zu vergessen der prickelnde und überaus preiswerte Mousseux, der als Sekt seine Liebhaber hatte. Wer es etwas gehobener wollte, der konnte sich eine Flasche Blanquette de Limoux bestellen, der vom Geschmack und der Qualität her dem Champagner sehr nahe kam.

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So manch ein Besucher des Foyer war gelegentlich versucht, hie und da eine Flasche des preiswerten Weines oder Sektes unter der Jacke zu verstecken, um sie zollfrei nach draußen zu schmuggeln. Dies war natürlich nicht ganz legal, denn gelegentlich stand vor der Foyer-Türe ein Beamter der Zollfahndung, um zu kontrollieren, ob da kein unverzolltes Getränk aus dem Lokal mitgenommen wurde. Das Gerücht ging um, dass hie und da einige französische Tropfen unverzollt illegal das Foyer verließen. Schließlich war das französische Foyer exterritoriales Gebiet, in dem der deutsche Fiskus keinen Zugriff hatte.

Veränderte Umgebung: Der Wasserturm ist verschwunden und an der Stelle des Foyes ist die Zollfahndung eingezogen.
Veränderte Umgebung: Der Wasserturm ist verschwunden und an der Stelle des Foyes ist die Zollfahndung eingezogen. | Bild: Matthias Güntert

Die Speisen waren durchweg schmackhaft, wenn auch einfach zubereitet. Für wenige Mark konnte man sich aber richtig satt essen. Für die Wehrpflichtigen der Garnison, die bei ihrem geringen Sold nicht gerade im Wohlstand lebten, war das Foyer ein beliebtes Speiserestaurant. Dabei wurden auch immer wieder persönliche Freundschaften mit einheimischen Radolfzellern geknüpft.

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Abschied von einer liebgewordenen Institution: Der Geschäftsführer des Foyer, Roger Le Bars, bedankte sich am letzten Tag vor der Schließung beim damaligen DFC-Generalsekretär Karl Eichhorn und Präsident Bruno Janzer (von links) für die jahrelange Zusammenarbeit und überreicht ein Geschenk. | Bild: Liedl

Es war allerdings bei den Offizieren verpönt, Gäste des Foyer zu sein. Sie feierten und speisten lieber in der Offiziersmesse neben der Kaserne. In einem Nachbarraum stand dem Deutsch-Französischen Club (DFC) und den jugendlichen Mitgliedern des Deutsch-Französischen Freundeskreises ein besonderes Zimmer zur Verfügung, in dem sie ihre regelmäßigen Veranstaltungen durchführen konnten. So wurde das Foyer auch eine Wiege der Freundschaft zwischen der Bevölkerung beider Länder.

Das Foyer im Kapuzinerweg war ein exterritoriales Gebiet, in dem steuerfrei auch von Einheimischen gegessen und getrunken werden konnte. ...
Das Foyer im Kapuzinerweg war ein exterritoriales Gebiet, in dem steuerfrei auch von Einheimischen gegessen und getrunken werden konnte. Im Hintergrund der alte Dampflok-Wasserturm neben der Mettnaubrücke. | Bild: Liedl

Als die Franzosen nach ihrem Abzug aus Radolfzell auch das Foyer aufgaben, bemühte sich das DFC-Mitglied Paul Mutter als damaliger Leiter der Zollfahndung um das Gebäude als neuer Dienstsitz seines Amtes. Bis dahin war dieses Amt im früheren Zollamt (heute Hotel Schmiede) in beengten Räumen untergebracht. Die Stadt hatte gegenüber dem Bundesvermögensamt auf ihr Vorkaufsrecht verzichtet. Mit dem Umzug konnte das Einzugsgebiet der Zollfahndungs-Zweigstelle deutlich ausgeweitet und Radolfzell als Standort gesichert werden.