In diesen Tagen sind wenig Fähigkeiten nützlicher als Flexibilität und Improvisation. Die Radolfzeller Narren haben jede Menge von beidem. So hatte die Narrizella Ratoldi eigentlich geplant, mit dem Narrenspiel draußen vor dem Zunfthaus eine corona-konforme Veranstaltung ins Leben zu rufen, da machte das Virus ihnen doch wieder einen Strich durch die Rechnung.

Denn gleich mehrere Darsteller, die für die Spielszene geprobt hatten – die Gruppe war bewusst klein gehalten, um den Corona-Regeln zu entsprechen – mussten wegen einer Corona-Infektion zu Hause bleiben. „Bis vor zwei Tagen hatten wir noch ein Programm von 15 Minuten“, fasst Narrizella-Präsident Martin Schäuble die missliche Lage zusammen.
Doch die Narren ließen sich durch so ein Virus nicht noch einmal ausbremsen. Ein Jahr ohne Fasnacht schien allen völlig ausgereicht zu haben. Kurzerhand wurde ein neues Programm auf die Beine gestellt. Christoph Zeiser packte noch einmal den Alu-Hut aus, mit dem er schon beim närrischen Geplauder für Lacher gesorgt hatte.
Und auch Junker Wolfgang Drobig richtete ebenfalls erneut seine guten Ratschläge an OB Simon Gröger. Dieser war wieder nicht da, nur sein Körperdouble der Garde nahm die vielen Tipps entgegen. In der Hoffnung sie im nächsten Jahr auf der Milchwerkbühne beim richtigen Narrenspiegel beherzigen zu können.

Unverwüstlich wie immer richtete das Kappedeschle, alias Lothar Rapp, sein Wort an die Radolfzeller. Dieses Mal aus dem Fenster des Zunfthauses.

Mit dem größten Maß an Improvisation beeindruckte die Seefunkgruppe, die gleich drei Ausfälle in ihren Reihen zu beklagen hatten. Zu Pauli Franz und Thomas „Stecke“ Uhl gesellten sich in diesem Jahr ausnahmsweise Bernd Heuer, Michael Schmidpeter und Siggi Schaub auf der Bühne dazu. Gespielt wurden hauptsächlich bekannte Sachen, für das Publikum war das kein Problem. Wie immer war die Seefunkgruppe ein Höhepunkt.

Überhaupt stand die Musik im Vordergrund des Narrenspiels. Elsa Santinho-Reiser, Thommi Reiser und Benni Bromma spielten authentisch und dennoch närrisch Country-Musik auf der Bühne. Für tanzende Narren vor dem Zunfthaus sorgten abschließend die Holzhauermusik und die Narrenmusik. Das veränderte Programm schien niemandem aufzufallen.