Ein neuer Oberbürgermeister hat es auch nicht leicht, wenn er in seiner Stadt eine Bleibe sucht. Vor allem, wenn er Familie hat. Simon und Anita Gröger haben zwei Kinder – macht bei der Suche mindestens fünf Zimmer. Denn bei einem Wohn- und drei Schlafzimmern und diesem Beruf braucht es mindestens fünf Zimmer, ein Büro als Rückzugsort sollte zur Schonung der Nerven aller schon drin sein. Da wird der ohnehin enge Wohnungsmarkt in Radolfzell noch enger.

Vorschlag aus den Reihen des Ältestenrats

Ein Haus als naheliegende Lösung ist nicht einfach zu bewerkstelligen. Vor allem nicht im Handumdrehen, wie es sich die Bevölkerung, der Gemeinderat und der OB wünschen. Weder zum Mieten noch zum Kaufen. Nun hat es aus den Reihen des Ältestenrats den Versuch gegeben, das Problem zu lösen. Der Ältestenrat setzt sich neben dem OB aus den Vorsitzenden der Fraktionen, den Stellvertretern des OB und einem Vertreter aus der Mitte der stärksten Fraktion zusammen. Dieses Gremium hat Simon Gröger vorgeschlagen, ein Grundstück im Neubaugebiet „Im Tal“ in Markelfingen zu kaufen.

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Die Grundstücke dort sind sehr begehrt. Bei der Ausschreibung meldeten sich viel mehr Bewerber, als es Bauplätze gibt. Nun hat ein Bewerber, der sein Kaufinteresse im Rahmen der öffentlichen Ausschreibung der Baugrundstücke Im Tal bekundet hatte und vom Punktesystem her im Kreis der Besten war, nicht zugegriffen. Er hat von der Möglichkeit, ein Grundstück von der Stadt zu erwerben, wieder Abstand genommen. Über den Verkauf dieses Grundstücks an die Familie Gröger wollte der Gemeinderat am Dienstag öffentlich beraten und beschließen. Die Unterlagen dazu waren bereits öffentlich im Ratssystem eingestellt und für jedermann einsehbar.

Wo der OB wohnen soll

Sofort tauchte die Kritik auf, der neue OB habe sich in Markelfingen ein Grundstück besorgt, das ihm eigentlich nicht zustehe. Mit dieser Kritik war zu rechnen, weil vielen Familien eine Absage erteilt worden war. Sicher wäre es interessant gewesen, wie die Stadträte auf dieses Argument reagiert hätten. Denn zur Frage hätte auch gestanden: Wie hoch bewertet der Gemeinderat den Wunsch, den neuen OB in der eigenen Stadt unterzubringen? Welche Erwartungen stellen Stadträte und Bevölkerung an die Präsenz und Verfügbarkeit des OB?

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Nun ist der Tagesordnungspunkt wieder abgesetzt. OB Gröger will mit seiner Familie zuerst noch einmal in Ruhe beraten und abwägen: „Wie zielführend ist es, das Grundstück zu erwerben?“ Denn eines setzt dem OB im Moment am meisten zu: das tägliche Pendeln von Wurmlingen nach Radolfzell und zurück frisst zwei Stunden am Tag, „die ich sinnvoller für die Stadt und die Familie nutzen könnte“. Also richtet sich der Fokus der Familie darauf, in Miete zu gehen. Früher wäre das in Radolfzell kein Problem gewesen. Da gab es in der Jakobstraße das sogenannte „Bürgermeisterhaus“, das die Stadt für ihre Amtsträger vorhielt und an sie vermietete. Bis die Stadt das Haus verkaufte. An den damaligen OB Günter Neurohr.

Anmerkung der Redaktion: In einer ersten Fassung stand, die Bürgermeisterwohnung habe sich in Radolfzell in der Martinstraße befunden. Das war falsch, sie befand sich in der Parallelstraße, in der Jakobstraße. Wir bitten den Fehler zu entschuldigen.