Knapp drei Wochen ist es her, dass nach heftigen Regenfällen verheerende Überschwemmungen ganze Ortschaften in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen zerstört haben – doch die Bilder von weggerissenen Straßen und verwüsteten Häusern lassen sich wohl so schnell nicht vergessen. Auch Bernd Metzger kann sich noch gut daran erinnern. Gemeinsam mit rund zehn anderen Helfern von der Tierrettung Südbaden, die ihren Sitz in Radolfzell hat und dessen Vorsitzender Metzger ist, war er nach der Katastrophe bis vor rund einer Woche in den Krisengebieten unterwegs, zuletzt in der Ortschaft Ahrbrück, wo sich der Stützpunkt der Helfer befand.
Menschen und Tieren geholfen
„Wir haben dort alles gemacht, egal ob humanmedizinisch oder veterinärmedizinisch“, schildert Bernd Metzger den Einsatz. Die Helfer seien diesbezüglich ausgebildet. Neben hilfsbedürftigen Menschen sei die Tierrettung Südbaden gemeinsam mit anderen Hilfsorganisationen auch für die Tiere da gewesen.
„Wir haben lebende Tiere evakuiert und medizinisch notversorgt“, sagt Metzger – nicht nur Haustiere, sondern auch Wildtiere, von denen es in den Gebieten viele gebe, sowie Nutztiere. So mussten etwa Hühner aus einem Stall geholt werden, der drohte, einen Hang hinunter zu rutschen. Stellenweise hätten Tiere aus Schutt freigegraben. Und auch freilaufende Tiere mussten versorgt werden. Auf Notsituationen aufmerksam geworden seien die Helfer unter anderem durch Hinweise von Einheimischen, die wussten, wo sich Tiere aufhalten könnten. „Der Kontakt zu den Leuten ist sehr wichtig“, betont Bernd Metzger.
Auch Kadaver geborgen
Zum Teil gingen die Einsätze glücklich aus: „Wir haben etliche Tiere den Besitzern zuführen können“, berichtet Metzger. Andere seien zum Beispiel einer Tierklinik oder Tierschutzorganisationen zur Weiterversorgung übergeben worden. Allerdings konnten nicht alle gerettet werden: „Wir hatten viele Bergungen von Tierkadavern“, bedauert er. Das sei allerdings wichtig, denn zum einen diene die Arbeit dem Seuchenschutz, zum anderen sei es für Besitzer auch von Bedeutung, um mit dem Erlebten abschließen zu können. „Die Leute wollen wissen, was mit ihren Tieren passiert ist“, sagt Bernd Metzger.
Da das Hochwasser eine große Spur der Verwüstung hinterlassen hat, sei es für die Helfer sehr schwer gewesen, die Tiere überhaupt zu erreichen. Stellenweise müssten diese freigegraben werden, berichtet Metzger, manchmal seien die Gebiete nur mit schweren Fahrzeugen überhaupt erreichbar gewesen: „Wir sind da zusammen mit der Bundeswehr mit Panzern rein gefahren“, berichtet er. Dass die Helfer der Tierrettung Südbaden überhaupt in die weiträumig abgesperrten Gebiete durften habe daran gelegen, dass sie im Auftrag der Veterinärbehörde vor Ort waren, so Metzger. Und durch die versperrten Wege sei es auch schwer gewesen, die gefundenen Tiere abzutransportieren, das habe alles von Hand erledigt werden müssen, eine andere Möglichkeit habe es nicht gegeben.
„Das ist wie ein Kriegsgebiet“
Bernd Metzger selbst schildert die Situation in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen als „extrem schwierig“. Das, was er vor seinem Einsatz aus den Krisengebieten mitbekommen habe sei nichts im Vergleich zu dem gewesen, was er dort gesehen habe: „Die Bilder und Fernsehbeiträge sind um das Zehnfache übertroffen worden“, sagt er. Er sei bereits zuvor bei Hochwasser als Helfer unterwegs gewesen, aber ein solches Ausmaß habe er noch nie erlebt. Ganze Ortschaften seien zerstört worden, „wo jetzt stellenweise kein Haus mehr steht“. Das Hochwasser habe für riesige Berge an Schutt und Geröll gesorgt, Brücken seien eingerissen worden. „Da sind tonnenschwere Betonplatten einfach weggespült worden“, erzählt Bernd Metzger von seinen Eindrücken. „Das ist wie ein Kriegsgebiet.“
Problematisch sei die Lage auch für die Helfer: „Das ist eine sehr, sehr starke psychische Belastung für die Einsatzkräfte“, sagt der Vorsitzenden der Tierrettung Südbaden. Sie hätten Gespräche mit den Betroffenen geführt, den Menschen ein offenes Ohr angeboten. „Wir schauen natürlich auf unsere Helfer“, betont Metzger. Darum seien auch Einsatzkräfte wieder nach Hause geschickt worden. Zudem stehe ein Einsatznachsorgeteam zur Verfügung. Solche Gruppen betreuen Einsatzkräfte nach belastenden Erlebnissen. Auch im Team der Helfer habe man versucht, einen Ausgleich zu schaffen.
Und nicht nur psychisch, sondern auch körperlich hatten die Arbeiten es in sich: „Das sind sehr schwierige, sehr, sehr gefährliche Einsätze“, verdeutlicht Bernd Metzger. Die Helfer sind in unsicheren Gebieten unterwegs. Zu bewältigen sei die Arbeit nur durch gut ausgebildetes Personal und mit guter Ausrüstung. Außerdem sei die Zusammenarbeit mit den ortsansässigen Hilfsorganisationen sehr gut gewesen: „Man hat sich da wirklich gegenseitig unter die Arme gegriffen“, berichtet Metzger.
Fahrzeuge wurden beschädigt
Im Vorfeld sei auch abgewägt worden, ob die Tierrettung Südbaden überhaupt in die Krisengebiete fahren soll. „Aber wir waren uns alle einig, wir müssen etwas tun“, sagt Metzger. „Wir können nicht einfach nur zuschauen und nichts tun.“ Natürlich stünde der Mensch im Vordergrund, „das muss auch so sein“. Aber auch für die Tiere müsse gesorgt werden. Damit die Helfer aber überhaupt in die Krisengebiete fahren konnten, hätten viele von den Ehrenamtlichen Urlaub nehmen müssen. „Und viele Arbeitgeber waren auch großzügig“, berichtet Metzger.
Seit knapp einer Woche sind die Helfer der Tierrettung Südbaden wieder zurück in der Heimat, hinter ihnen liegt viel Arbeit. Ganz abgeschlossen ist der Einsatz aber noch nicht: „Wir sind jetzt immer noch dran, Material aufzuarbeiten“, erzählt Bernd Metzger. „Wir haben auch viele Schäden an eigenen Fahrzeugen.“ Durch Geröll und Unrat auf den Wegen seien so etwa Trittbretter verbogen worden, Reifen seien platt. Auch seien durch Steinschlag Scheiben gerissen und Autos verbeult. „Das lässt sich leider in so einer Situation nicht vermeiden“, sagt Metzger. Um die Schäden wieder zu beheben, sei die Tierrettung Südbaden nun auf Spenden angewiesen.
Bernd Metzger kehrte außerdem auch in dieser Woche noch einmal zum Helfen in die betroffenen Gebiete zurück. Er kam am Freitag wieder zurück.