Personen, die heute um die 50 Jahre alt sind, dürften sich noch gut erinnern, als zu Beginn der 80er-Jahre die ersten Homecomputer in die Haushalte einzogen. Zu Beginn waren das vor allem Geräte, auf denen in erster Linie Videospiele gespielt werden konnten.
Den meisten dürften deshalb Namen wie Commodore, Amiga und Atari noch ein Begriff sein. Die Hersteller spielen heute im Geschäft mit der Technik keine Rolle mehr, sie haben aber die Anfangszeit der Endgeräte stark geprägt.
Hersteller waren sich der Macht eines Computers nicht bewusst
Das kann auch Wolfgang Scheinberger, Vorsitzender des Vereins Compurama Radolfzell, bestätigen. „Damals wussten die Hersteller noch gar nicht genau, was man mithilfe eines Computer alles anstellen kann. Es gab kaum Anwendungen. Erst mit den Spielen wurden sie für die Menschen interessant“, erinnert er sich.
Der heute 82-Jährige war selbst noch viel früher in die Welt der Computer eingedrungen. „Als Physikstudent in den 60er-Jahren habe ich mir das Studium durch Programmieren finanziert“, erzählt er. Damals gab es für Computerprogramme noch Lochkarten und leistungsfähige Geräte nahmen mitunter ganze Räume ein.
Versessen aufs Spielen
Als dann zu Beginn der 80er-Jahre die ersten Heimcomputer auf den Markt kamen, wurden auch die Schulen darauf aufmerksam. Wolfgang Scheinberger war als Mathematik- und Physiklehrer an seiner Schule für diese Technologie zuständig.
Und weil das von der Schule angeschaffte Gerät sogar transportfähig war, stand es die meiste Zeit bei den Scheinbergers zuhause. Während sein ältester Sohn nur sporadisch Interesse für das Spielen am Computer zeigte, war der zwei Jahre jüngere Bruder ganz versessen darauf, erzählt Scheinberger.

Der Commodore PET 2001 (wer weiß, vielleicht hatten die Namensgeber damals an den Stanley Kubrik-Film 2001 mit dem Computer HAL gedacht) war ein für die damalige Zeit unglaublich fortschrittliches Gerät. Denn er war so etwas wie der iMac der späten 70er-Jahre: ein All-in-One-Computer mit fest verbautem Monitor, integrierter Tastatur und ohne jede notwendige Programminstallation.
In Deutschland kostete der PET 2001 damals rund 3000 D-Mark. Computer waren damals ohnehin nur etwas für Besserverdiener und Firmen, die für sich einen echten Vorteil daraus erkannten. Leidtragende waren oftmals die Sekretäre, die sich die beinah unzähligen Kürzel für bestimmte Vorgänge einprägen oder diese wahlweise ständig nachschauen mussten. „Das war richtige Arbeit“, erinnert sich Scheinberger.
Die Maus half dem Vormarsch des Computers
Als das Technologieunternehmen Apple dann mit der ersten Maus und einer grafischen Benutzeroberfläche auf den Markt kam, änderte sich vieles, was bis heute gebräuchlich ist. „Das war eine tolle Erfindung“, sagt Wolfgang Scheinberger noch heute.
Denn damit wurde der sogenannte Homecomputer endlich auch für Menschen nutzbar, die keine Vorkenntnisse hatten oder gar eine Programmiersprache kannten. Bis dahin mussten sämtliche Befehle an die Geräte kryptisch auf der Tastatur eingegeben werden.
Mit der Einführung der Maus wurde der Mehrwert eines Computers gegenüber der herkömmlichen Schreibmaschine für jeden ersichtlich. Und als es dann auch noch möglich wurde, via Modem die Daten über das Telefon von einem Punkt der Erde an einen anderen zu übermitteln, hatte das Zeitalter der Computer endgültig begonnen.
Damals Fortschritt, heute Geschichte
Heute kann man über derlei technische Fortschritte nur noch milde Lächeln. Jedes Smartphone hat heute die mehrfache Rechenleistung von den Großcomputern, die bei den Mondlandungen zum Einsatz kamen. Heute wird nicht mehr getippt, sondern einem Sprachassistenten diktiert und die Verbindung zur Außenwelt ist über das Internet permanent vorhanden.
Genau darin sieht Wolfgang Scheinberger heute eine Gefahr. Während Themen wie Datensicherheit in den 80er-Jahren ein echtes Thema in der Gesellschaft waren, wie beispielsweise bei der Volkszählung, achten die Menschen heute kaum noch darauf, ob und wie sie ihre Daten gegen Missbrauch abschirmen können. „Da sehe ich in Zukunft Gefahren“, sagt er.
Aktuell findet in den Räumen des Compurama in Liggeringen, Am Bord 1, eine Computerausstellung zu den frühen Spielecomputern der späten 70er und frühen 80er-Jahre statt. Dort können die heute historischen und wieder instand gesetzten Geräte sogar im Betrieb ausprobiert werden. Ihren Weg in das Museum haben sämtliche Geräte über private Spenden gefunden.