Jetzt melden sich die Investoren zu Wort. Nachdem die Pläne für ein neues Hotel am Bahnhofsplatz 1 im Gestaltungsbeirat auf wenig Gegenliebe gestoßen waren, wollen nun die Besitzer des Gebäudes erklären, was sie da eigentlich vor haben. Und warum sie sich ungerecht behandelt fühlen. „Wir planen hier kein Luxus-Hotel, sondern ein schönes Familienhotel“, sagt Architektin Dilara Aktas-Narin. Und wehrt sich gegen den Vorwurf aus dem Gestaltungsbeirat, sie habe die Deckenhöhe viel zu gering für diese Nutzung geplant.
Architektin sagt, die Deckenhöhe ist völlig ausreichend

Für die Gewerbeflächen im Erdgeschoss hat Dilara Aktas-Nurin eine Deckenhöhe von 2,70 Metern geplant. Viel zu wenig befand Julia Klumpp, vorsitzende Architektin im Gestaltungsbeirat. Sie rechne für Ladenflächen mit abgehängten Decken und erhöhten Fußböden, aus diesem Grund bräuchte man mehr Deckenhöhe. Auch für das Hotelfoyer sei dies schlicht zu klein.
Dies sieht Dilara Aktas-Nurin ganz anders. Abgehängte decken seien nicht zwingend notwendig für ein Ladengeschäft. Und auch benötige diese Art Hotel, die sie dort planen, kein opulentes Foyer. „Wir wollen da keine Hotelhalle bauen“, macht Architektin Aktas-Nurin deutlich.
Deswegen reiche auch die Deckenhöhe von 2,50 Metern für die rund 80 Hotelzimmer. Auch hier befand Gestaltungsbeiratsmitglied Julia Klumpp das als viel zu niedrig. Mit dieser Zimmerhöhe, die sich laut Dilara Aktas-Nurin im gesetzlichen Rahmen befindet, könnten sie statt drei dann vier Stockwerke unterbringen. „Und wir wären sogar noch 20 Zentimeter unter der aktuellen Gebäudehöhe“, erklärt Dilara Aktas-Nurin. Ein zusätzliches Stockwerk und somit mehr Hotelzimmer seien notwendig, um das Projekt auch rentabel zu betreiben.

Gegen eine Zimmerhöhe über 2,50 Meter wehrt sich auch Gürsel Aktas, der das Gebäude am Bahnhofsplatz vor rund 14 Jahren gekauft hatte. „Mehr Deckenhöhe würde einen extremen Energieverlust bedeuten“, sagt der Unternehmer. Er halte es angesichts der aktuellen Entwicklungen im Energiebereich für eine Fehlentscheidung, an besonders hohen Decken festzuhalten.
Der Wunsch des Gestaltungsbeirates war es, dass der Neubau so ähnlich aussehe wie das aktuelle Gebäude. Dieser Meinung schließen sich Gürsel Aktas und seine Tochter Dilara an. „Wir haben bei unseren Plänen viele Details mit eingebaut, die auch heute schon das Gebäude charakterisieren“, so die Architektin. Dass an dieser Stelle ein zusätzliches Stockwerk nicht passen würde, will sie so nicht stehen lassen. Viele Gebäude in unmittelbarer Umgebung zum Bahnhofsplatz 1 hätten vier Stockwerke. Ihr Neubau würd sich in die bereits bestehende Umgebungsbebauung einfügen.
Der Abstand zum Nachbarn wird vergrößert
Auch die gesetzlich vorgeschriebenen Abstände zu den Nachbarn seien eingehalten. Man rücke sogar eher noch von dem Gebäude hinter dem ehemaligen Hotel Schiff ab und schaffe so mehr Abstand zu den Nachbarn. Auch die Stadtmauer, die im Erdgeschoss des Gebäudes schlummert, sei in den Plänen eingebaut. Wegen des historischen Bauwerks verzichtet die Familie Aktas auch auf den Bau einer Tiefgarage. Hinter dem Gebäude sollen zwischen sechs und zwölf Parkplätzen entstehen.
Wie auch die meisten Radolfzeller würden sich Gürsel Aktas und Dilara Aktas-Narin wünschen, schneller voranzukommen. Eine Dauerbaustelle wollen Vater und Tochter auf gar keinen Fall. „So wie das Haus jetzt aussieht, ist es mir auch peinlich“, sagt der Unternehmer. Man wolle hier etwas bauen, auf das nicht nur die Familie Aktas stolz sein kann, sondern was für Radolfzell auch passt. „Wir sind keine Investoren aus der Fremde, sondern Radolfzeller. Wir stehen mit unserem Namen für dieses Projekt“, sagt Dilara Aktas-Narin. Und deswegen hoffen sie, gemeinsam mit der Stadt zu einer guten Lösung zu kommen.

Trotz der Kritik des Gestaltungsbeirates möchten sie eine Bauvoranfrage stellen, um mit dem Projekt voran zu kommen. Dabei zeigen sich beide durchaus kompromissbereit. Doch das zusätzliche Stockwerk ist beiden wichtig, sagen sie. Dies sei aus wirtschaftlichen Gründen notwendig.