Fahrraddiebstähle sind eine ärgerliche und teure Angelegenheit für Radbesitzer – und kommen nicht selten vor. 4584 derartige Fälle hat die Polizei in den vergangenen fünf Jahren im gesamten Landkreis Konstanz verzeichnet. Immerhin: Nur ein Bruchteil davon – konkret 618 Fälle zwischen 2017 und 2021 – geht auf Radolfzell zurück. In der Stadt ist laut Polizei in diesem Zeitraum ein Schaden von rund 411.100 Euro entstanden.

Durch Corona gab es zuletzt weniger Fälle

Besonders viele Fahrraddiebstähle wurden 2019 in der Stadt verzeichnet, damals waren es 185. Deutlich weniger waren es 2020 mit 96 Fällen und 2021 mit 108 Diebstählen. Laut Katrin Rosenthal, Pressesprecherin des Polizeipräsidiums Konstanz, hängt dieser Rückgang vermutlich mit der Corona-Pandemie und damit verbundenen Maßnahmen wie Ausgangsbeschränkungen zusammen, durch die weniger Menschen auf den Straßen unterwegs waren.

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Beim Radolfzeller Polizeirevier ist Gunnar Poggensee für die Fahrraddiebstähle zuständig. Er berichtet, derartige Fälle kämen im gesamten Stadtbereich vor. Als Brennpunkte würden aber der Bahnhof sowie Schulhöfe, vereinzelt auch Bushaltestellen, Einkaufszentren aber auch Wohngebiete gelten. Grund dafür sei, dass solche Orte gerade abends als Treffpunkte dienen und Fahrräder etwa am Bahnhof auch nachts oder über mehrere Tage abgestellt werden.

Zum Teil werden die Räder nur widerrechtlich genutzt

Dabei gibt es verschiedene Arten von Dieben, so Poggensee. Zum Teil seien es Banden, die gleich mehrere Fahrräder in Lastwagen laden und über die Grenze ins Ausland bringen. Aber auch aus anderen Regionen in Deutschland würden Täter gezielt an den Bodensee kommen. So seien erst kürzlich im Kreis Tuttlingen Fahrraddiebe festgestellt worden, die zuvor in Radolfzell am Werk waren.

Gunnar Poggensee ist im Revier Radolfzell für Fahrraddiebstähle zuständig.
Gunnar Poggensee ist im Revier Radolfzell für Fahrraddiebstähle zuständig. | Bild: Marinovic, Laura

„Und es gibt auch noch diejenigen, die das Fahrrad widerrechtlich benutzen“, schildert der Polizist. „Wir gehen da von spontanen Taten aus.“ Die Täter würden die Fahrräder in solchen Fällen kurzzeitig als Transportmittel nutzen, um etwa zum Bahnhof zu gelangen, dort dann aber stehen lassen. „Das stellt dann auch keinen Diebstahl dar“, so Poggensee.

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Im Sommer gibt es mehr Diebstähle

Bei der Häufigkeit von Fahrraddiebstählen spielt laut dem Polizisten das Wetter eine Rolle. Im Sommer seien vermehrt Räder auf den Straßen unterwegs, etwa durch Touristen. Aber auch, weil die Einheimischen sie vermehrt nutzen: „Die Leute fahren im Sommer häufiger mit dem Fahrrad zur Arbeit“, gibt Gunnar Poggensee ein Beispiel.

Gleiches berichtet das Polizeipräsidium Konstanz. Es sei zwar schwer, Zahlen dazu zu liefern, ob mehr Fahrraddiebstähle im Winter oder im Sommer begangen werden, da es sehr aufwendig sei, alle Fälle einzeln den verschiedenen Jahreszeiten zuzuordnen. Grundsätzlich sei es aber so, dass in der hellen Jahreszeit mehr Räder gestohlen werden.

Tipps für Fahrradbesitzer

Eine Fahrradfahrerin ist in der Radolfzeller Bismarckstraße unterwegs.
Eine Fahrradfahrerin ist in der Radolfzeller Bismarckstraße unterwegs. | Bild: Marinovic, Laura

Polizei versucht, Besitzer zum Fahrrad finden

Findet die Polizei Fahrräder, lagert sie diese erst beim Polizeirevier ein, bis sie von der Stadt abgeholt und im städtischen Fahrradkeller beim ZOB untergestellt werden. Dort landen die Räder auch, wenn die Technischen Dienste sie selbst finden. Im Anschluss versucht Gunnar Poggensee, Fahrräder ihren rechtmäßigen Besitzern zuzuordnen. Dafür gebe es Dateien, in denen als gestohlen gemeldete Räder erfasst werden. Mit diesen kann Gunnar Poggensee die Fundfahrräder abgleichen – etwa anhand von Rahmennummern, also Codes, die an Fahrradrahmen angebracht werden, oder Fotos.

Möglich sei das sogar deutschlandweit, aber nicht über die Bundesgrenzen hinaus, da andere Länder mit anderen Systemen arbeiten.

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Auch auf Streife könnten Polizisten laut Gunnar Poggensee auf das System zugreifen und so etwa bei Kontrollen von Radfahrer feststellen, ob ihr Gefährt womöglich gestohlen wurde. Kann Poggensee ein Fahrrad seinem Besitzer zuordnen, nehme er zu diesem Kontakt auf. Übergeben werden könnten Fahrräder aber erst, wenn der Besitz des Rades wirklich nachgewiesen werden kann – entweder über Rahmennummern, Kaufverträge, Fotos oder über Anbauteile oder Beschädigungen, die spezifisch für die Räder sind.

Zumindest ab und zu kommt es laut Poggensee vor, dass gestohlene Räder wieder zu ihren Besitzern zurückfinden.

Nicht abgeholte Fundräder werden verkauft

Bleiben Fundfahrräder in Radolfzell übrigens auf Dauer herrenlos und sind nicht als gestohlen gemeldet, werden sie von der Stadt Radolfzell verkauft. Erst Anfang Mai versteigerte sie 94 Fahrräder.

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Das gilt aber nicht nur für Fahrräder. Auf Nachfrage berichtet Nicole Rabanser als Pressesprecherin der Stadt, dass Fundsachen sechs Monate lang aufbewahrt werden. „Werden Wertgegenstände nicht innerhalb von sechs Monaten vom Eigentümer im Fundbüro abgeholt oder kann dieser nicht festgestellt werden, kann der Finder die Fundsache für sich beanspruchen und nach der Aufbewahrungsfrist abholen. Verzichtet der Finder auf das Fundstück, geht das Eigentumsrecht auf die Kommune über. In diesem Fall werden die Fundsachen versteigert.“