Bei der Einwohnerversammlung auf Einladung der Gemeindeverwaltung wurde den rund 100 Teilnehmern viel Fachwissen vorgetragen. Bei der letzten Versammlung dieser Art handelte es sich übrigens noch um eine Bürgerversammlung. Doch die Gemeindeordnung der Landesregierung gebe vor, dies als Einwohnerversammlung zu betiteln, wie Bürgermeister Ralf Baumert erklärte. Denn jeder, der in der Gemeinde lebt, ist vom ersten Tag an ein Einwohner, nicht aber sofort ein Bürger. Und davon gibt es aktuell mehr als 12.000 in Rielasingen-Worblingen.

„Wir leben in einer Zeit, die für alle anstrengend ist“, eröffnete Baumert die Versammlung. Keiner wisse, wohin sich die aktuellen Krisen noch entwickeln würden. Seit dem Jahr 2015 springe man von einer Krise in die andere und von jedem werde Krisenmanagement abverlangt. Auch die Auswirkungen des Krieges in der Ukraine seien für alle spürbar. Zu den vielen ankommenden Flüchtlingen spüre jeder die Energiekrise. In dieser saßen die Gäste mittendrin: Der Festsaal der Talwiesenhalle war nicht wohlig warm aufgeheizt, so manch einer zog sich einen warmen Pullover oder eine Jacke über.

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Krisenmanagement im Kleinen bei Notfalltreffpunkten

Ralf Baumert ist seit fast 16 Jahren im Amt und sagte von sich selbst, lieber zu agieren als zu reagieren. In den vergangenen Jahren habe die Gemeinde – ohne zu wissen, was auf alle zukommen wird – die gesamte Ten-Brink-Schule und die Schulsporthalle mit einem großen Notstromaggregat ausgerüstet. So könne man den Einwohnern einen beheizten und mit Strom versorgten Notfalltreffpunkt einrichten.

Zusätzlich wird man weitere Notstromaggregate anschaffen und legte einen großen Dieselvorrat an. Auch die Wasserversorgung sei im Falle eines Stromausfalls gesichert, wie der Bürgermeister ausführte.

Bei der Einwohnerversammlung kamen rund 100 Menschen zusammen.
Bei der Einwohnerversammlung kamen rund 100 Menschen zusammen. | Bild: Sandra Bossenmaier

An der Einwohnerversammlung gab es viele detaillierte Informationen zu den Themen Klima und Umwelt, Hochwasserschutz, einer städtebaulichen Erneuerung von Rielasingens Ortsmitte, zu den Tief- und Straßenbauarbeiten und zu den bereits seit acht Jahren andauernden Messungen und Planungen in Sachen Hochwasserschutz.

Noch immer liegt hier keine definitive Entscheidung des dafür zuständigen Landes Baden-Württemberg vor, ob und welche Maßnahmen zum Schutz vor Hochwasser realisiert werden, wie aus dem Vortrag von Klaus Scholl zu vernehmen war. Er arbeitet im Regierungspräsidium im Landesbetrieb Gewässer.

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In Rielasingen-Worblingen laufe eine Hochwasserschutzkonzeption, doch in Baden-Württemberg seien viele Projekte am Start. Und erst mit gesicherten Daten, die es vermutlich im nächsten Frühjahr geben wird, könne eine finale Kosten-Nutzen-Untersuchung durchgeführt werden.

Lioba Knapp nutzt die Einwohnerversammlung, um über das hohe Verkehrsaufkommen in Arlen zu sprechen.
Lioba Knapp nutzt die Einwohnerversammlung, um über das hohe Verkehrsaufkommen in Arlen zu sprechen. | Bild: Sandra Bossenmaier

„Das Geld wird knapper und nach den Hochwasserereignissen im Ahrtal gibt es einen gigantischen Bedarf“, so Klaus Scholl. Konkret heißt das für Rielasingen-Worblingen: Weiter abwarten. Und das dauert Bürgermeister Ralf Baumert zu lange, wie er im Anschluss an Scholls Vortrag sagte. Seine Geduld sei bald am Ende. Die Aach, die mitten durch Rielasingen fließt, sei idyllisch anzusehen, könne aber gewaltig täuschen und mache ihm Sorgen.

Er erinnerte an ein Hochwasser in den 30er Jahren, als die gesamte Hauptstraße unter Wasser stand. „So etwas darf sich nicht wiederholen“, so Baumert. Vor lauter Prüfen und Erfassen von Daten müsse man den Schutz der Bürger und Immobilien im Blick behalten.

Trotz Rücklagen für 2023 ein hohes Defizit prognostiziert

Die Gemeinde Rielasingen-Worblingen kann sich glücklich schätzen, dass sich noch immer einige Millionen Euro in den Rücklagen befinden. Aber für den Ergebnishaushalt 2023 sei ein hohes Defizit prognostiziert, wie Baumert schilderte. Man wolle Pflichtaufgaben ernst nehmen und erfüllen. Freiwilligkeitsleistungen seien jedoch hintenanzustellen, bis die Lage wieder besser werde.

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Kritik an hohem Verkehrsaufkommen

Nach den Fachvorträgen gab es Raum für Fragen aus der Bevölkerung. Applaus ernteten Lioba Knapp und Angela Bertsche, die ein zu hohes Verkehrsaufkommen in Arlen und der Hittisheimer Straße in Worblingen kritisierten. „Das Thema ist sensibel. Steter Tropfen höhlt den Stein, aber wir geben die Hoffnung nicht auf“, so Bürgermeister Ralf Baumert. Denn bei einer Kreisstraße könne die Kommune nicht viel unternehmen.

Gemeinderätin Jana Akyldiz dankte bei diesem Anlass der Gemeinde, die sich weltoffen zeige. Auch denen gegenüber, die in der Gemeinde neu ankommen.