Diese Absage kommt nun doch plötzlich: In diesem Jahr wird es in Singen erneut kein Weinfest geben. Damit fällt die Veranstaltung im Singener Eichenhain nach dessen Premiere im Jahr 2019 und den Corona-bedingten Absagen 2020 und 2021 auch in diesem Jahr ins Wasser. Bei Tommy Spörrer und seinen beiden Geschäftspartnern Frank Schuhwerk und Björn Brüggemann von der Vulcano GbR sitzt die Enttäuschung darüber tief. „Wir waren bereit, der Rahmen für das Weinfest stand“, sagt Spörrer.

Tommy Spörrer, Frank Schuwerkh und Björn Brüggemann von der Vulcano GbR sitzen im Eichenhain. Im Hintergrund hätte das Singener Weinfest ...
Tommy Spörrer, Frank Schuwerkh und Björn Brüggemann von der Vulcano GbR sitzen im Eichenhain. Im Hintergrund hätte das Singener Weinfest stattfinden sollen. | Bild: Matthias Güntert

Das Weinfest hätte laut dem Organisator sogar um einen Tag verlängert werden sollen. „Wir sind uns sicher, dass es viele Menschen in den Eichenhain gezogen hätte“, so Spörrer weiter. Im Premierenjahr wurde drei Tage gefeiert, dieses Jahr hätte es vom 6. bis 9 Juli gleich vier Tage sein sollen. Warum also die plötzliche Absage nur einen Monat davor?

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Tommy Spörrer versucht diplomatisch zu sein, wenn er über die Gründe für die Absage spricht. Er erklärt, dass man sich mit den beteiligten Weingütern nicht auf eine gemeinsame Vorgehensweise hätte einigen können. „Wir sind davon ausgegangen, dass das Weinfest endlich wieder stattfinden kann“, sagt er. Dann werden Spörrer, Schuhwerk und Brüggemann doch deutlicher: Ein Hauptstreitpunkt sei der Eintrittspreis gewesen.

Sechs Euro werden zum Streitpunkt

2019 konnten Besucher als Eintrittskarte ein Weinglas kaufen. Kostenpunkt vor drei Jahren: 3,50 Euro. Dass Vorgehen hätte in diesem Jahr gleichbleiben sollen. Nur der Preis hätte laut Spörrer angehoben werden müssen auf sechs Euro. „Wir hatten im ersten Jahr ein fünfstelliges Minus. Dies ist bei einer erstmalig stattfindenden Veranstaltung nichts Ungewöhnliches, aber wir mussten mit der Erhöhung des Eintrittspreises reagieren“, sagt er.

Das Problem allerdings: Laut seinem Geschäftspartner Frank Schuhwerk hätten die Weingüter dieses Vorgehen nicht akzeptiert. „Sie wollten die Gläser nicht verkaufen, weil sie Angst vor Diskussionen am Stand hatten“, lautet seine Einschätzung.

2019 fand das erste Weinfest in Singen statt. Direkt neben dem ehemaligen Gelände der Landesgartenschau im Eichenhain.
2019 fand das erste Weinfest in Singen statt. Direkt neben dem ehemaligen Gelände der Landesgartenschau im Eichenhain. | Bild: Tesche, Sabine

Auch ein von den Organisatoren vorgeschlagener Alternativvorschlag fand keine Gegenliebe bei den Weingütern. Dieser sah vor, dass man das Gelände absperre und den Eintritt separat verlange. Pro Abend sechs Euro, ein Mehrfach-Eintritt für neun Euro. Das Glas-Management hätte dann jedes Weingut selbst übernehmen müssen.

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Aber auch hier habe es laut Spörrer, Schuhwerk und Brüggemann eine Absage gegeben. „Wir sind sehr enttäuscht darüber, dass wir unseren Gästen, welche sich über ein Wiederbeleben des Singener Weinfestes gefreut haben, keine positiven Nachrichten geben können“, sagt Brüggemann. Zwar sei eine Absperrung bei den Organisatoren nicht unbedingt gewollt gewesen. „Aber wir hätten den Aufwand betrieben, um das Weinfest doch noch stattfinden zu lassen“, so Brüggemann weiter.

Er und seine Partner hätten ein qualitativ-hochwertiges Weinfest auf die Beine stellen wollen – so wie 2019. „Das gibt es nicht zum Nulltarif. Mit den bisherigen 3,50 Euro wären wir nicht hingekommen“, betont er.

Weingüter wehren sich gegen Vorwürfe

Bei den teilnehmenden Weingütern Rebholz, Zolg, Staatsweingut Meersburg, Spitalkellerei Konstanz und Vollmayer kann man die Kritik nicht nachvollziehen. Sie verweisen darauf, dass auch sie mehrere Alternativlösungen vorgeschlagen hätten. „Diese wurden von den Organisatoren jedoch nicht berücksichtigt oder in ihre Alternativen nicht einbezogen“, teilen sie in einer gemeinsamen Erklärung auf SÜDKURIER-Nachfrage mit. Sie würden es sehr bedauern, dass keine Einigung mit den Organisatoren erzielt werden konnte.

Die Gailinger Ritterhalde liegt direkt am Hochrhein. Hier baut das Weingut Rebholz seine Reben aus.
Die Gailinger Ritterhalde liegt direkt am Hochrhein. Hier baut das Weingut Rebholz seine Reben aus. | Bild: Tesche, Sabine

Auch die Weingüter nennen als Gründe, dass man keine Einigung beim Vertrag zwischen Organisatoren und Weingüter hinsichtlich des Gläserpreises, der Erhöhung der Standmiete und den Öffnungszeiten habe erzielen können. „Der Preis für ein leeres Weinglas von sechs Euro sehen die Weingüter zu hoch an, welches zusätzlich zu großem Diskussionspotenzial am Weinstand mit den Besuchern führt“, teilen sie mit. Die gestellten Vertragsbedingungen seien für die Weingüter nicht umsetzbar, zahlbar und tragbar, heißt es in der Stellungnahme weiter.

Wie geht es nun weiter?

Fest steht: In diesem Jahr wird es weder ein Weinfest noch eine Alternativveranstaltung im Eichenhain geben. Dafür sei die Vorbereitungszeit von wenigen Wochen zu knapp, so Schuhwerk. 2023 soll sich dies aber ändern: Dann soll wieder auf dem Areal der ehemaligen Landesgartenschau gefeiert werden. Ob mit einem Weinfest oder einer anderen Veranstaltung stehe derzeit noch nicht fest. „Wir bleiben aber am Ball“, verspricht Schuhwerk. Man werde den Eichenhain 2023 wieder bespielen. „Mit einer neuen konzeptionellen Ausrichtung, aber in der gewohnten Qualität“, so Spörrer weiter.