Es gibt Menschen, bei denen man gleich merkt, dass sie einen Beruf aus Leidenschaft ausüben. Menschen, die für das brennen, was sie tun. Einer von ihnen ist Emmanuel Bacquet. Der 55-Jährige ist seit Kurzem neuer Kurator im Museum Art and Cars. Oder anders formuliert: Der gebürtige Franzose ist der neue Herr der Autos im MAC.
Hinter jedem Auto steckt eine Geschichte
Was die Aufgabe eines Kurators ist, erklärt Emmanuel Bacquet schnell: Sie gestalten Ausstellungen, kümmern sich um Sammlungen, forschen und publizieren. Kurzum: Ihre Aufgabe ist es, die Kunst ins rechte Licht zu setzen. Der Ursprung des Wortes ist im Lateinischen zu finden: curare. Ins Deutsche übersetzt, bedeutet es so viel wie „sich kümmern“. „Autos sind ein Teil unseres Vermächtnisses, ein Teil unserer Geschichte“, sagt Emmanuel Bacquet. Hinter jedem Auto stecke eine Geschichte. Eine zum Auto, zu dessen Besitzer aber auch zu einer ganzen Epoche. „Wir wollen diese Geschichten erzählen“, betont Bacquet und ergänzt: „Durch die Autos erhalten wir quasi eine Nachricht aus der Vergangenheit.“
Wenn Emmanuel Bacquet beginnt über „seine“ Autos zu sprechen, stiehlt sich ein Funkeln in seine Augen. Die Informationen sprudeln aus ihm heraus. Dabei merkt man als Außenstehender schnell: Dieser Mann hat Benzin im Blut. Ob er Autoverrückt sei? „Natürlich, ich bin verrückt nach Autos“, sagt er. Dabei war dies nicht immer so. Als Jugendlicher habe er sich mal mehr, mal weniger für Autos interessiert.

Mit Mitte Zwanzig sollte sich dies schlagartig ändern. „Ich habe dann angefangen im Hotel de Paris in Monaco zu arbeiten, da hat alles begonnen“, erzählt Bacquet. Die dröhnenden Motoren seien überall in der Stadt zu hören gewesen. „Ich habe es geliebt, wenn die Rennwagen mit 250 Kilometer pro Stunde beim Grand Prix von Monaco durch die kleinen Straßen gerast sind. Das Benzin zu riechen, war fantastisch“, sagt Bacquet.
Diese Leidenschaft will er jetzt mit anderen teilen. Sie erlebbar machen. Drei Worte bedürfen dies: bewahren, fördern und schützen. Dies sei es, was Emmanuel Bacquet tue. Für Gabriela Unbehaun-Maier, die zusammen mit ihrem Mann Herrmann Maier das MAC betreibt, eine unverzichtbare Arbeit: „Für uns ist wichtig, dass eine Ausstellung nicht nur schön anzusehen ist, sondern auch erzählt, was hinter den Exponaten steckt.“

Und gerade dies ist es, was Emmanuel Bacquet im MAC besonders gut gefällt. „Ich mag diese Mischung wirklich sehr“, sagt er. Und dann versinkt er wieder in seiner Materie. Aktuell hat er eine Ausstellung mit elf Fahrzeugen kuratiert im zweiten Stock. Sie alle eint eines: Sie besitzen eine Karosserie von Erdmann und Rossi. Das Besondere dabei ist, dass auch deutsche Fabrikate dabei sind. Nach dem Zweiten Weltkrieg gibt es laut Bacquet nicht mehr viele von ihnen. „Diese Autos waren schon damals sehr exklusiv. Die meisten sind nach Kriegsende verschwunden“, sagt der 55-jährige Franzose. Mit dabei sind auch Karossen der britischen Luxus-Hersteller Bentley oder Rolls Royce.
Ein echter Hispano-Suiza H6B
Welches Bacquets Lieblings-Exponat ist? Ganz klar: der Hispano-Suiza H6B. Und zwar einer der beiden Exemplare, die von Erdmann & Rossi aus Berlin gebaut wurden. „Dieses Auto ist wirklich selten“, sagt er. Aber auch der Mercedes Benz Roadster 380 sei für ihn ein echter Hingucker. Der Wagen wurde exklusiv für Prinz Maximilian von Schaumburg Lippe hergestellt – standesgemäß in den Familienfarben Blau und Rot. „Er war ein Rennfahrer, oder wie wir heute sagen würden: ein Gentlemen-Fahrer“, erklärt Bachquet.
Zur Person und dem MAC
- Emmanuel Bacquet ist 1966 in Frankreich geboren. 2001 wurde er von der Gruppe Culturespaces von Paris engagiert, die im Auftrag von Gemeinden Burgen, Museen und historische Städte verwaltet, und übernahm die Leitung des Nationalen Automobilmuseums der Sammlung Schlumpf. 2004 wurde Bacquet zum Administrator des französischen Verbandes der Oldtimer in der Museumskommission ernannt. 2005 übernahm er zudem die Leitung des Eisenbahnmuseums in Mulhouse. Im Jahr 2020 wurde er als Experte in das Komitee des Concours d‘Elégance der Villa d‘Este in Italien aufgenommen. Seit Februar ist er Kurator im MAC in Singen.
- Das MAC I wurde 2013 eröffnet. Der Architekt Daniel Binder aus Gottmadingen hat auch das MAC II entworfen. Dieses wurde im Juni 2019 eingeweiht. Auch im MAC II gehören Wechselausstellungen zum Museumskonzept.