Nach wochenlangem Stillstand läuft das öffentliche Leben in Singen nun langsam wieder an. „Viele Menschen haben sich danach gesehnt, vor Ort etwas anderes als Lebensmittel einzukaufen und so ein kleines Stück in Richtung Normalität zurück zu finden“, beschreibt Buchhändler Christoph Greuter für die Singener Händlergemeinschaft City-Ring das Geschehen, doch das Einkaufserlebnis sei erstmal ein anderes.
In der Tat schränken Hygienevorschriften den Betrieb ein. „Die Kunden erwarten einige Änderungen, die sie schon aus Supermärkten kennen.“ Wo möglich, werden Ein- und Ausgang getrennt, fast überall ist die Zahl der Kunden, die in die Geschäfte dürfen, begrenzt und die großen Handelshäuser sind verpflichtet, ihren Einkaufsbereich auf 800 Quadratmeter zu beschränken. „Wir haben uns gefreut, als die kleineren Läden wieder öffnen dürfen. Nun sind wir froh darüber, dass die größeren Geschäfte wenigstens bis zu einer Fläche von 800 Quadratmetern ihre Artikel anbieten dürfen, wenngleich dadurch nur teilweise eine Gerechtigkeit herrscht“, sagt Hans Wöhrle in seiner Funktion als Singener Vorsitzender des Handelsverbandes.
Ein Virus lasse leider keine vollständige Gerechtigkeit zu. So sei zu hoffen, dass bald alle Geschäfte vollständig öffnen und auch die Gaststätten wieder aufmachen könnten. „Deutschland sollte sich bei den Lockerungen der Verordnungen an Österreich orientieren, die immer ein Schritt voraus sind“, so Wöhrle.

Läden mit mehreren Zugängen haben sich konsequent auf ein Portal reduziert. Bei Karstadt ist der Haupteingang angesichts der Großbaustelle auf der August-Ruf-Straße zur Hegaustraße hin orientiert. Wie bei Woolworth werden Kunden vielfach direkt am Eingang von Mitarbeitern empfangen, die auf Einhaltung der Hygienevorschriften achten.

Doch, so Greuter, die meisten Händler seien zuversichtlich, dass die Kundschaft wieder verstärkt in die Innenstadt komme. „Die Händler sind bestens darauf vorbereitet“, sagt Greuter. Von den Aufgaben, die der Einzelhandel derzeit zu bewältigen hat, berichtet Sporthändler Otto Schweizer vom gleichnamigen Intersport-Fachgeschäft. „Wir müssen uns erst mal neu sortieren“, beschreibt er die Situation, nachdem das Verwaltungsgericht die Öffnung auch größerer Geschäfte unter bestimmten Einschränkungen gebilligt hat. Nach der Gerichtsentscheidung seien Händler beschäftigt, alle Schutz und Hygienemaßnahmen umzusetzen und die Mitarbeiter einzuweisen.

Groß ist die Freude bei Singens OB Bernd Häusler zur Lockerung der Verordnung: „Ich bin froh, dass sich die Landesregierung eines Besseren besonnen hat, um allen Einzelhändlern die Möglichkeit zu geben, ihre Läden wieder zu öffnen“, sagt er. Gerade für die vielen inhabergeführten Geschäfte in der Stadt sei dies wichtig. „Gleichwohl sollten wir weiter darauf achten, die eingeführten Hygienerichtlinien strikt einzuhalten“, rät er, sowohl Maskenpflicht als auch die Abstandsregel ernst zu nehmen.
Vier Maßnahmen des Handels
- Die Regeln: Unter Einhaltung strenger Hygiene- und Abstandsregeln sind einige Singener Geschäfte nach der Corona-Zwangspause wieder geöffnet: Läden, die ihre Verkaufsfläche auf bis zu 800 Quadratmetern begrenzen können und, unabhängig von ihrer Größe, Buchhandlungen, Fahrradgeschäfte und Autohäuser – wie es in der Pressemitteilung des City-Rings heißt.
- Die Verantwortung: Im Vorfeld haben die Ladenbesitzer fleißig gewerkelt und verschiedene Maßnahmen zum Schutz der Gesundheit von Kunden und Mitarbeitern getroffen. So wurden in den Kassenbereichen Trennwände aus Plexiglas oder mit Hilfe von Folien aufgebaut. Auch Desinfektionsmittel steht zur Reinigung der Hände bereit. „Der Gesundheitsschutz unserer Kunden und Mitarbeiter steht bei uns an oberster Stelle“, betont Christoph Greuter, Inhaber von Buch Greuter.
- Die Umsetzung: Zur Einhaltung von Abständen zieren nun Markierungen die Böden der Singener Geschäfte. Auch Möbel wurden mancherorts verrückt, um den Mindestabstand von 1,5 Metern zueinander gewährleisten zu können. Auch Florian Stein von Juwelier Stein in der Hegaustraße freut sich, endlich wieder persönlich für die Kunden da zu sein und achtet bei der Beratung auf strenge Hygiene: „Damit unsere Mitarbeiter geschützt sind, stellen wir unseren Kunden bei Beratungsgesprächen Einmal-Masken zur Verfügung.“
- Die Sicherheit: Viele Verkäufer tragen Mundschutzmasken, um Kunden und Kollegen zu schützen. Da haben einige Kunden ihren Lieblingsverkäufer eventuell auf den ersten Blick gar nicht erkannt. Die Kunden achten auf die Mindestabstände und tragen vielfach ebenfalls Mundschutzmasken.