Paulina Daiber

Rührei zum Frühstück, ohne dass ein Huhn das Ei legt? Das war vor wenigen Jahren kaum vorstellbar. Die meisten kennen wahrscheinlich die unterschiedlichsten pflanzlichen Alternativen zu Milch oder Fleisch. Aber eine flüssige Alternative zu Hühnereiern gibt es bis jetzt eher selten. Der Schweizer Lebensmittelkonzern Nestlé will das ändern und hat einen flüssigen veganen Ei-Ersatz, vEGGie, entwickelt. Der Name ergibt sich aus dem englischen Wort Veggie, was übersetzt vegetarisch bedeutet. Nestlé hat die Buchstaben „egg“ großgeschrieben, denn das ist das englische Wort für Ei.

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Die flüssige Alternative zum Hühnerei ist im Projekt- und Technologiezentrum von Nestlé in Singen entstanden. Oliver Nussli ist dort verantwortlich für die Entwicklung von pflanzlichen Ersatzprodukten in den Bereichen Fleisch-, Fisch- und Eier-Ersatz. Der Experte erklärt, was genau Veggie ist und wie es entstanden ist.

Oliver Nussli ist im Projekt- und Technologiezentrum von Nestlé in Singen verantwortlich für die Entwicklung von pflanzlichen ...
Oliver Nussli ist im Projekt- und Technologiezentrum von Nestlé in Singen verantwortlich für die Entwicklung von pflanzlichen Ersatzprodukten. Er sagt: „Wir messen pflanzlichen Ersatzprodukten auch eine strategische Bedeutung zu.“ | Bild: Nestlé

Laut Oliver Nussli habe Nestlé ein weltweites Forschungsnetzwerk mit rund 4000 Mitarbeitern. Zehn Prozent davon seien für die Entwicklung pflanzlicher Ersatzprodukte verantwortlich. Jährlich investiere Nestlé eine Summe von 1,7 Milliarden Schweizer Franken in die Forschungs- und Entwicklungsarbeit von Lebensmitteln.

Geleeartige Textur wurde imitiert

Die Entwicklung der pflanzlichen Ei-Alternative fand zuerst an einem Standort von Nestlé in der Schweiz statt, so Oliver Nussli. Denn erstmal habe das Forschungszentrum dort versucht, die geleeartige Textur von Eiern zu imitieren. Nachdem ihnen das gelang, habe das Team in Singen aus dem pflanzlichen Gelee eine Ei-Alternative entwickelt.

Der in Singen entwickelte vegane Ei-Ersatz von Garden Gourmet, einer Nestlé-Marke, ist im Supermarkt zu kaufen.
Der in Singen entwickelte vegane Ei-Ersatz von Garden Gourmet, einer Nestlé-Marke, ist im Supermarkt zu kaufen. | Bild: Paulina Daiber

Nun ist der pflanzliche Ei-Ersatz nach knapp zwölf Monaten fertig, so Oliver Nussli. Mittlerweile könne das vegane Ei schon in manchen Geschäften in Deutschland und der Schweiz gekauft werden. Die Produktion finde in Deutschland statt.

Die Zutaten im veganen Rührei

Ein häufiger Kritikpunkt an pflanzlichen Ersatzprodukten sei, dass die Konsumenten nicht genau wissen, was sie überhaupt essen. „Wir sind sehr stolz, dass unser Produkt nur aus fünf Zutaten besteht“, betont Oliver Nussli. Das seien Sojaeiweiß, Rapsöl, Karottenkonzentrat für die gelbliche Färbung, natürliches Aroma sowie Wasser. Die natürlichen Bindungseigenschaften seien mit Hilfe von Hitze, Druck und Scherkräften so optimiert worden, dass das Produkt zuhause leicht zu Rührei verarbeitet werden könne.

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Zielgruppe sind nicht nur Veganer

Aber wen will Nestlé mit diesem Produkt überhaupt ansprechen? Die größte Zielgruppe sind laut Oliver Nussli diejenigen, die weniger tierische Produkte essen wollen, aber nicht ganz darauf verzichten können oder möchten.

Erinnert an Pudding: Im Unterschied zu anderen Ei-Alternativen hat Nestlé kein Pulver, sondern eine Flüssigkeit entwickelt.
Erinnert an Pudding: Im Unterschied zu anderen Ei-Alternativen hat Nestlé kein Pulver, sondern eine Flüssigkeit entwickelt. | Bild: Paulina Daiber

Laut einer Pressemitteilung der Nestlé Deutschland AG sei mehr als die Hälfte der Deutschen flexitarisch. Deshalb gebe es eine große Nachfrage nach Alternativen zu tierischen Produkten. „Wir messen pflanzlichen Ersatzprodukten auch eine strategische Bedeutung zu“, äußert sich Oliver Nussli. Denn vegane und vegetarische Ersatzprodukte seien in den vergangenen Jahren immer mehr gefragt.

Was ist mit Rezepten für Pancakes oder Kuchen?

Ende vergangenen Jahres wurde der Eier-Ersatz in ausgewählten Lebensmittelläden in Deutschland getestet, so Nussli. „Ab August wird das Produkt dann in ganz Deutschland erhältlich sein“, äußert er sich. Die Alternative zum Hühnerei sei nicht nur für Rührei geeignet, sondern ebenfalls für Pancakes, Waffeln oder Kuchen.

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Für Gerichte, die hauptsächlich Eiklar benötigen, sei das pflanzliche Ei aber nicht geeignet. In der Pressemitteilung von Nestlé zur Ei-Alternative unter der Marke Garden Gourmet heißt es, dass eine Packung 300 Milliliter dickflüssiges pflanzliches Ei enthalte. 50 Milliliter davon entsprechen einem Ei.