Auf die nächsten 50 Jahre – so könnte man es ausdrücken, wenn eine Städtepartnerschaft, die im Jahr 1974 gegründet wurde, wieder erneuert wird. Also ein Art Goldene Hochzeit – ein Grund zu feiern allemal. Dafür war eine Delegation aus Pomezia nach Singen gekommen. Hatten sie beim gemeinsamen Schauen des Fußballspiels Spanien gegen Italien am Vorabend des Festaktes nichts zum Jubeln, so wurde es bei der Erneuerung der Partnerschaft fröhlich und harmonisch, und man schwelgte in Erinnerungen über schöne Begegnungen.

Veronica Felici, die erst seit gut einem Jahr Bürgermeisterin in Pomezia ist, führte die 13-köpfige Delegation an. Die Städtepartnerschaft war fast genau vor 50 Jahren, und zwar am 15. Juni 1974, besiegelt worden.
Ein Mann der ersten Stunde berichtet
Damals schon dabei war Attilio Bello. Der 85-Jährige, der vor zehn Jahren gemeinsam mit dem inzwischen verstorbenen Josef Bölle die Bürgermedaille von der Stadt Singen als Urheber der Städtepartnerschaft bekommen hatte, sprach beim Festakt über die Städtepartnerschaft. Er dankte den Oberbürgermeistern, allen voran Friedhelm Möhrle, dessen Nachfolger Andreas Renner sowie dem amtierenden Singener Rathauschef Bernd Häusler, die die Partnerschaft in all den Jahren gut gepflegt hätten.

„In Singen habe ich in den letzten 50 Jahren nur vier Oberbürgermeister kennengelernt, in Pomezia waren es über 30“, bemerkte Attilio Bello mit einem Schmunzeln am Rande. Bernd Häusler blickte auf die Anfangszeit. Und diese hatte eine ernste Note, 24 Jahre nach Ende eines Kriegs, in den Deutschland und Italien auf jeweils besondere Weise verwickelt waren: Im Jahre 1969 hatte eine Gruppe Jugendlicher zusammen mit Josef Bölle den Soldatenfriedhof in Pomezia besucht.
Diese Gruppen der Alusingen (heute Constellium) führten damals bereits seit Jahren für den Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge Grabpflegeaktionen auf Soldatenfriedhöfen in ganz Europa durch. Der Soldatenfriedhof in Pomezia hat 27.000 Gefallenen-Gräber, darunter auch die von elf jungen Männern aus Singen.
Erster Kontakt durch Reisen von Jugendgruppe
Schon beim zweiten Besuch der Jugendgruppe knüpfte Josef Bölle den Kontakt zu Attilio Bello. Diese Verbindung mündete dann in die Städtepartnerschaft, die am 15. Juni 1974 besiegelt wurde. Es gehe auch um Versöhnung, sagte Häusler mit Blick auf das Wandbild von Otto Dix im Ratssaal, das den Titel „Krieg und Frieden“ trägt. „Wir vergessen die Soldaten nicht und legen immer wieder Blumen auf die Gräber. Die elf Singener haben dort einen Platz an der Sonne im Licht von Pomezia“, sagte Attilio Bello.

Veronica Felici nannte es „eine große Ehre“, dass sie die Partnerschaft nun erneuern konnte. „Ich konnte von klein auf an der Partnerschaft teilhaben“, sagte Felici, die 1977 geboren ist. Sie packte neben Geschenken für einige, die sich seit Jahren für die Partnerschaft engagieren, auch eine Fahne von Pomezia aus. „Unsere Verbindung ist auch wichtig für die Jugend“, sagte sie. Die Begegnungen würden allerdings ohne den Einsatz von Ehrenamtlichen nicht funktionieren, sagte Singens Oberbürgermeister Bernd Häusler.
Als man den Fahrer für den OB selbst hielt
Er erwähnte in seiner Rede auch kurz zwei Anekdoten, die mit seinen Vorgängern im Amt, Friedhelm Möhrle und Andreas Renner zu tun hatten. Als Möhrle zum ersten Mal in Pomezia zu Gast war, sei dessen Fahrer für Möhrle selbst gehalten worden und habe dann das größere Zimmer bekommen.

Andreas Renner habe in seiner Amtszeit die Strecke Singen-Pomezia einmal im Rahmen eines Alpen-Marathons bewältigt. Als Sprachrohr und Übersetzer für die italienischen Gäste fungierten übrigens Vito Giudicepietro als Sprecher des Freundeskreises Pomezia und Carina Oldhaus vom Friedrich-Wöhler-Gymnasium.
Auch regelmäßige Kontakte zwischen Schulen
Wie der Kontakt zwischen den Schulen sich entwickelt hat, wurde am Ende des Festaktes kurz erwähnt. Ezra Schmöger und Francesca Citera aus der Kursstufe 1 des Friedrich-Wöhler-Gymnasiums erzählten vom gemeinsamen Projekt mit dem Besuch aus Pomezia im Februar. Da hatten die Schülerinnen und Schüler gemeinsam mit Lehrer Mitja Hoogerbeets das Kunst-Projekt „Orte und Unorte“ durchgeführt. Eine Präsentation im Foyer war für die Gäste vorbereitet worden.
Auch die Johann-Peter-Hebelschule hat seit ein paar Jahren lebhafte Kontakte mit dem Liceo Pablo Picasso in Pomezia. Die Feier wurde musikalisch umrahmt vom Cello-Duo aus Christoph Theinert und Etienne Häusler.