Zum ersten Mal kam die Singener Tattoo Convention in die Stadthalle – fremd ist sie der Stadt jedoch nicht. Bis 2019 fand die jährliche Convention nämlich in der Scheffelhalle statt. Nun ist sie nach der pandemiebedingten Pause wieder zurück und die Gänge waren so gefüllt wie eh und je.

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Publikum und Künstler aus allen Ecken und Enden

Rund 120 Artisten seien an der Convention beteiligt, berichtet Heinrich Schneider vom Veranstaltungsteam. Darunter seien natürlich überwiegend Tätowierer, aber auch Klamotten-, Zubehör- und Massagestände. Wer noch kein permanentes Tattoo haben wollte oder durfte, konnte seine Haut stattdessen mit einem temporären Airbrush-Tattoo schmücken.

Laut Veranstalter seien neben der Singener Tätowierer-Szene auch Artisten aus allen Möglichen Ecken vertreten. „Dementsprechend kommt auch das Publikum mit“, führt Heinrich Schneider fort. Einer der Tätowierer, dessen Heimat weiter entfernt ist, ist Alexander Satronchuk. Bis letztes Jahr hatten er und seine Frau ein Tattoo-Studio in der Ukraine.

Alexander Satronchuk aus der Ukraine ist einer der Tätowierer auf der Singener Tattoo Convention.
Alexander Satronchuk aus der Ukraine ist einer der Tätowierer auf der Singener Tattoo Convention. | Bild: Laura Lerch

Mittlerweile arbeitet er als Gast Tätowierer im Singener Tattoo Studio Empire. „Ich wollte mein Leben ändern“, sagt der 37-jährigen über die Entscheidung, Tätowierer zu werden. Die Rückenschmerzen von der Arbeit seien das einzige Manko an seiner Tätigkeit, scherzt er.

Persönliche und bedeutungsvolle Lebensbegleiter

Ein Blick auf seine Kundin Simone Duda zeigt sofort ihre Aufregung. Es sei zwar ihr zweites Tattoo, jedoch läge das erste schon 30 Jahre zurück, berichtet sie. Auf die Frage, ob ihr gewähltes Anker-Motiv eine Bedeutung für sie habe, kam die Antwort wie aus der Kanone geschossen: „Glaube, Liebe, Hoffnung.“ Ihre Vorfreude auf das Tattoo zeigt sich auch darin, dass sie es erst in zwei Wochen hätte bekommen sollen: „Ich hatte schon einen Termin in einem Studio, aber jetzt mache ich es schon hier und jetzt“, berichtet sie.

Simone Duda ist voller Vorfreude auf ihr nächstes Tattoo. Ihr erstes hat sie Anfang der 1990er-Jahre stechen lassen.
Simone Duda ist voller Vorfreude auf ihr nächstes Tattoo. Ihr erstes hat sie Anfang der 1990er-Jahre stechen lassen. | Bild: Laura Lerch

Dass Tattoos etwas Bedeutungsvolles seien, meint auch Florin Decusara, Studioleiter des Red-Rain Tattoo-Studios in Singen: „Sie sind immer persönlich“, meint er. Auch der Veranstalter stimmt ihm in dieser Hinsicht zu: „Es sind die dementsprechenden Lebensumstände. Vielleicht ein neuer Partner, dessen Name man tätowiert haben möchte, oder das Porträt der verstorbenen Mutter“, erklärt Schneider.

Ein allzu außergewöhnliches Tattoo ist auf der Convention allerdings schwierig umzusetzen. Wie Satronchuk erklärt, seien die am Stand ausliegenden Motive teils eigene Entwürfe, teils aus dem Internet. Für ein individuelles Motiv, solle man lieber einen Termin im Studio ausmachen, führt er fort.

Die Vorbereitungen für Simone Dudas Tattoo sind im Gange: bald ist der Anker ihr Wegbegleiter. Stechen lässt sie das Tattoo von ...
Die Vorbereitungen für Simone Dudas Tattoo sind im Gange: bald ist der Anker ihr Wegbegleiter. Stechen lässt sie das Tattoo von Alexander Satronchuk | Bild: Laura Lerch

Wie steht es um die Problematik der Farben?

Immer wieder hört man Aufschreie in der Tattoo-Szene würden wieder Farben verboten. „Früher gab es Farben, in denen Leichtmetalle enthalten waren. Diese seien bedenklich“, erklärt Fernando De Lima, Studioleiter des Empire Ravensburg.

Auf der Singener Tattoo-Convention spiegelt sich dieses Bild jedoch nicht wieder. Bei den Ständen für Tätowier-Zubehör konnte man Tinte in jeglicher Farbe finden. Auch das Empire-Studio habe damit keine Probleme: „Alle unsere Farben entsprechen der Reach-Verordnung“, erklärt De Lima.

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Tätowierer mit Herz für Tiere

Vor allem bekannt durch seine Fernsehsendung „Harte Hunde – Ralf Seeger greift ein“, lockt Seeger viele Fans an seinen Stand. „Groß, muskulös und am ganzen Körper tätowiert – wenn man Ralf Seeger und seine Freunde sieht, könnte man Angst bekommen“, bewirbt der Fernsehsender Vox die Tierschutz-Doku auf der eigenen Website.

Bei jeder Folge, werden Seeger und sein Team bei einem anderen Tierschutz-Projekt begleitet. „Durch meine Sendung erreiche ich acht bis neun Millionen Menschen und kann meine Ideen nach außen bringen und Menschen für den Tierschutz sensibilisieren“, sagt Seeger.

Ein harter Hund mit einem großen Herz für Tiere: Ralf Seeger wirbt auch auf der Tattoo Convention Singen für den Tierschutz.
Ein harter Hund mit einem großen Herz für Tiere: Ralf Seeger wirbt auch auf der Tattoo Convention Singen für den Tierschutz. | Bild: Laura Lerch

Auch auf der Convention, macht er an seinem Tattoo Stand mit den Harten Hunden, sowie seiner Organisation „Helden für Tiere“ auf den Tierschutz aufmerksam. „Ich selbst tätowiere nicht mehr, aber die Menschen, die zu meinem Team gehören, sind junge und dynamische Künstler“, fügt er hinzu.

Auch an diesem Beispiel wird deutlich was der Veranstalter Heinrich Schneider meint, wenn er sagt: „Die Szene und das Publikum sind breit gefächert.“

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