Es ist der Sehnsuchtsort für alle Bankräuber. Doch wer hier nichts zu suchen hat, der kommt nicht rein. Normalerweise zumindest. Denn für einen exklusiven Einblick öffnet die Sparkasse in der Schillerstraße die dicke Panzertür zu ihrem Tresorraum. „Normalerweise bekommen nur Kunden einen Zugang, die hier ein Schließfach haben“, erklärt Erik Kurz von der Sparkasse in Stockach beim Betreten des Raums, der an seinen Wänden mit Schließfächern gesäumt ist. Rund 750 sind es an der Zahl.

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Für Bargeld gibt es andere Möglichkeiten

„Wer Wertgegenstände oder wichtige Dokumente nicht zuhause lagern möchte, der kann bei uns ein Schließfach mieten, um solche Dinge sicher zu verwahren“, erklärt Kurz und betont dabei, dass es auch wirklich nur um solche Dinge geht. Waffen im Tresor der Sparkasse einzuschließen sei beispielsweise nicht erlaubt.

Das Einlagern von Bargeld sei zwar nicht explizit verboten, „aber dafür haben wir als Bank sinnvollere Möglichkeiten“, erklärt Nico Winter, der bei der Sparkasse Hegau-Bodensee für die Pressearbeit zuständig ist. Einen großen Tresorraum für Bargeld gibt es in der Stockacher Filiale nicht. „Das Bargeldgeschäft ist ohnehin stark rückläufig“, erklärt Nico Winter. Zuletzt habe die Corona-Pandemie dazu beigetragen, dass immer mehr Menschen ohne Bargeld bezahlen. „Wir haben deshalb keine riesigen Mengen an Bargeld mehr vorrätig“, sagt Winter.

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Der Inhalt ist ein großes Geheimnis

Was genau in den Schließfächern der Kunden lagert, das wissen auch Winter und Kurz nicht. Öffnen können sie die Kundenschließfächer nämlich nicht einfach so. Wenn ein Schließfach-Kunde sich am Schalter ausweist und die Berechtigung zum Zugang hat, darf er den Tresorraum betreten. In der Regel alleine. Die Bankmitarbeiter entriegeln das betreffende Schließfach zunächst elektronisch, dann kann es der Kunde mit seinem Schlüssel öffnen.

Jeder Schließfachkunde erhält zwei Schlüssel zu seinem Schließfach. „Mehr gibt es auch nicht“, betont Kurz. Die Privatsphäre der Kunden sei eine wichtige Komponente des Schließfach-Geschäfts.

Blick in den Tresorraum der Stockacher Sparkassenfiliale. In der Mitte des Raumes steht eine Vitrine, die den Grundstein des Gebäudes ...
Blick in den Tresorraum der Stockacher Sparkassenfiliale. In der Mitte des Raumes steht eine Vitrine, die den Grundstein des Gebäudes enthält. An den Wänden sind die Kundenschließfächer in unterschiedlichen Größen sichtbar. | Bild: Dominique Hahn

Kompliziert werde es zum Beispiel in einem Erbfall, wenn die Schlüssel nicht mehr auffindbar sind. „Dann muss das betreffende Schließfach im Vier-Augen Prinzip von einer Spezialfirma aufgebohrt werden“, erklärt Kurz. In der Stockacher Geschäftsstelle gibt es drei unterschiedliche Schließfachgrößen. Die Nachfrage sei ungebrochen hoch, berichten Winter und Kurz.

Hochkonjunktur zur Euro-Umstellung

Viele Kunden möchten Gold, wertvolle Münzen, Uhren oder einfach wertvolle Dokumente einlagern. Alles Beispiele, die laut Nutzungsordnung erlaubt sind. „An sich ist querbeet alles dabei“, sagt Kurz. Er erinnert sich noch an die Euro-Umstellung. Damals sei die Nachfrage nach Schließfächern etwas angestiegen, weil einige der neuen Währung noch nicht ganz getraut und lieber etwas Gold zur Seite gelegt hätten.

Damit all das auch wirklich sicher ist, verfügt der Tresorraum neben seinen dicken Wänden und der gepanzerten Tür über zahlreiche weitere Sicherungseinrichtungen. Welche genau das sind und wie sie funktionieren, darüber schweigen Kurz und Winter. Aus Sicherheitsgründen. Schließlich wolle man es Panzerknackern nicht zu leicht machen.

Insgesamt gebe es glücklicherweise auch nur wenige Einbruchsversuche im Gebiet der Sparkasse Hegau-Bodensee. Im März 2022 haben unbekannte Täter einen Geldautomaten in Mühlingen geknackt. „Ansonsten haben wir hier mit Automaten-Aufbrüchen weniger ein Problem. Das ist vor allem in Norddeutschland ein größeres Thema“, erklärt Nico Winter.

Immer weniger Banküberfälle

Übrigens ging die Zahl der insgesamt polizeilich erfassten Raubüberfälle auf Geldinstitute in Deutschland in den vergangenen zehn Jahren rapide zurück. Laut dem Online-Portal Statista.com gab es im Jahr 2003 noch 767 polizeilich erfasste Raubüberfälle auf Banken. 2022 waren es nur noch 42.

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Im Tresorraum hat Erik Kurz indes ein leeres Schließfach geöffnet und zeigt die Stahlkassette, die sich darin befindet. Kunden können diese herausnehmen und damit in eines der beiden kleinen Kämmerchen gehen, die sich im Tresorraum befinden. Sie bieten zusätzliche Privatsphäre beim Öffnen und Befüllen oder Leeren des Schließfaches.

Wie es mit der Stockacher Filiale in Zukunft weitergeht

In der Mitte des Kundentresors steht eine große Vitrine. Sie enthält den goldfarbenen Grundstein des Stockacher Sparkassengebäudes. Das Gebäude selbst soll übrigens schon bald eine Frischzellenkur erhalten. „Wir wären mit dem geplanten Umbau der Filiale gerne schon weiter“, gesteht Nico Winter, doch die Planungen seien nicht so schnell voran gekommen, wie geplant.

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„Die Filiale soll moderner werden und mehr Wohlfühlfaktor ausstrahlen im Gegensatz zum klassischen Bank-Atmosphäre“, so Winter. Dabei sollen auch ganz bewusst regionale Besonderheiten in die Gestaltung einfließen. Als Pilotprojekt soll zunächst die Filiale in der Hohenhewenstraße in Singen auf diese Weise umgestaltet werden, dann folgt die Filiale in Stockach. „Zwei bis drei Jahre werden bis dahin aber wohl sicher noch vergehen“, ergänzt Winter.