Wasser, Weiden, Futter und genügend Platz – hinter dem Supermarkt neben dem großen Parkplatz an der Dillstraße ist ein idealer Ort, um Bienenvölker zu halten. Er ist mit einem Zaun gesichert und wer es nicht weiß, vermutet dort keine größeren Aktivitäten. Doch der Eindruck täuscht: Dort summt es in einer Tour, denn die Bienen- und Imkerei-AG des Nellenburg-Gymnasiums hat dort Bienenkästen aufgestellt.

Ziel dieses Projekts ist es nicht nur, diese hochinteressante Tierart aus der Nähe zu beobachten, sondern auch, nachhaltig ökologisches Bewusstsein bei der Jugend aufzubauen. Jetzt stellten die Schüler Sponsoren, die die AG unterstützen, ihre Beschäftigung vor.
Schulleiter unterstützte die Idee
Die Biologie-Lehrerin und Leiterin der AG, Bettina Wildi, ist seit einigen Wochen regelmäßig mit fünf Fünftklässlern bei ihren Bienen. Sie berichtet: „Unser Schulleiter Holger Seitz hat das Projekt sofort mit großer Begeisterung unterstützt, nachdem ich aus Tuttlingen zurück ans Nellenburg-Gymnasium kam. Dort hatte ich bereits einige Jahre eine Bienen AG betrieben und ihm davon erzählt.“
Diese Unterstützung sei nicht selbstverständlich, viele Schulleiter seien da zurückhaltender, betont sie. Doch der ökologische Fokus des Nellenburg-Gymnasiums sei stark gewachsen, seit Holger Seitz, selbst auch Biologe, die Schule leite.
Bürgerstiftung und Lions Club sponsern die Ausrüstung
Als sie im Biologieunterricht erzählt habe, dass sie eine Bienen-AG gründen wolle, hätten sich die fünf Schüler direkt gemeldet, erzählt die Lehrerin. Mit diesem Quintett ging es los, aber auch weitere Schüler dürfen noch gern dazukommen.

Zusätzliche Hilfe für das Projekt kam von anderer Seite: Die Bürgerstiftung Stockach investierte knapp 800 Euro in Stapelboxen sowie Schutzhemden, Kinderhandschuhe, Bienenbesen, Stockmeißel und Smoker und auch der Lions Club beteiligte sich mit 500 Euro an der Ausstattung für die Sicherheit der Schüler, wie Präsident Florian Forstner erzählt.
Die Bienen der AG haben auch viele Nachbarn
Marktleiter Manfred Oberle stellte ein Blechhäuschen für das Arbeitsmaterial sowie die Fläche hinter seinem Markt zur Verfügung. Dort hat übrigens auch Kurt Kirchmann seine Bienen stehen. Er leitet seit einigen Jahren eine ähnliche AG am Schulverbund Nellenburg.
Im Spätherbst startete die Gruppe am Gymnasium und bis zum Winter lernten die Fünftklässler viel Theoretisches über die Bienen und deren Leben. Vor Weihnachten wurden Bienenwachs-Kerzen hergestellt und Honig abgefüllt, den die Lehrerin von ihren eigenen Bienen gewonnen hatte. Es folgte eine lange Pause, weil kein Präsenzunterricht möglich war.
Die vier Jungen und ihre Mitschülerin zeigten sich bei der Präsentation begeistert von ihrer Tätigkeit. Sie wollten am liebsten alle gleichzeitig über die Arbeit berichten. Ruben Kerber beschrieb die Schutzausrüstung mit Schleier, Jacke und festen Handschuhen. Dicke Hosen seien ebenfalls wichtig, um nicht gestochen zu werden.
Emilian Fritschi stellte die Arbeitsgeräte vor: „Mit dem Stockmeißel kann man klebrige Sachen lösen und der Smoker dient zum Beruhigen der Bienen.“ Da setzte Emma Redling ein: „In den Smoker kommen getrocknete Kräuter rein, die werden angezündet und mit dem Rauch nebelt man die Bienen ein.“ Die Tiere dächten dann, es gebe ein Feuer, zögen sich in den Kasten zurück und versuchten, so viel Honig wie möglich aufzunehmen.
In ihren AG-Stunden besichtigen die Schüler die Bienenkästen und kontrollieren, ob alles in Ordnung ist. Sie hätten einmal an den Rändern der Brutwaben entdeckt, dass Bienen versucht hätten, eine neue Königin zu ziehen. Wieder kannten die Schüler die Erklärung: „Das ist ein Zeichen dafür, dass sie umziehen wollen. Das verhindert man durch Abschaben mit dem Stockmeißel.“ Ihre Lehrerin ergänzte: „Das sind sogenannte Spielnäpfchen, die muss man regelmäßig entfernen, wenn man das Schwärmen verhindern will.“
Schüler pflegen das Bienen-Volk
Vor den Pfingstferien hatten sie ihren Bienen zum ersten Mal Zuckerwasser in den obersten Kasten gegeben. Emma Redling erläuterte den Sponsoren, warum das notwendig war: „Wenn die Bienen nicht so viel Nektar aufnehmen können, weil es lange so kalt war, dass noch nicht viele Nahrungsquellen da sind, oder wenn man den Bienen viel Honig wegnimmt, muss man Zuckerwasser zufüttern.“
Bettina Wildi möchte mit den Schülern Ableger der Völker bilden und eine neue Königin züchten, die fürs nächste Jahr ein Bienenvolk bereitstellt. So beuge man Verlusten vor, denn ein Bienenvolk existiere maximal vier Jahre lang, sagte sie.