Bei frostigen Temperaturen waren die Leibertinger Gemeinderäte und Bürgermeister Stephan Frickinger vor kurzem beim traditionellen jährlichen Waldbegang unterwegs. Geführt wurden sie von Revierförster Christoph Möhrle sowie Jeremias Böhler und Stefan Kopp vom Fachbereich Forst beim Landratsamt Sigmaringen. Vorort ging es zum einen um ein Förderprogramm, das der Gemeinde Leibertingen Mehreinahmen aus dem Wald einbringen könnte. Daneben informierte Fachbereichsleiter Kopp, wie sich die geplanten Windkraftprojekte im Leibertinger Forst auswirken werden. Zurück im warmen Sitzungssaal blickte Kopp auf das vergangene Forstwirtschaftsjahr zurück, Revierleiter Christoph Möhrle stellte den Betriebsplan für den Leibertinger Forst für in diesem Jahr vor.

Jeremias Böhler (rechts), beim Landratsamt Sigmaringen verantwortlich für die forstliche Förderung, präsentiert dem Leibertinger ...
Jeremias Böhler (rechts), beim Landratsamt Sigmaringen verantwortlich für die forstliche Förderung, präsentiert dem Leibertinger Gemeinderat das neue Förderprogramm des Landes Baden-Württemberg zum Waldnaturschutz. Links Stefan Kopp vom Fachbereich Forst und in der Mitte Revierförster Christoph Möhrle. | Bild: Heinrich Sturm

Förderung für „stillgelegte“ Bäume

Jeremias Böhler, beim Landratsamt Sigmaringen verantwortlich für die forstliche Förderung, präsentierte dem Gremium und Bürgermeister Stephan Frickinger das neue Förderprogramm des Landes Baden-Württemberg zum Waldnaturschutz. Danach ist es möglich für ganze Baumgruppen, die aus der Bewirtschaftung genommen werden, Fördermittel zu erhalten. Für 20 Jahre müssen die Altbäume „stillgelegt“ und dürfen nicht geerntet werden. Durch das Förderprogramm sollen kleine Biotope im Wald entstehen, in denen Tiere und Pflanzen Rückzugsräume finden. Da nur Bäume in das Programm aufgenommen werden, die sowieso stehen gelassen werden, weil etwa geschützte Tiere darin wohnen, sprach Böhler von einem Mitnahmeeffekt. Für die erste stehengelassene Alteiche in einer Habitatgruppe erhält die Gemeinde einmalig 560 Euro, für jeden weiteren Baum 415 Euro, rechnete Böhler beispielhaft vor. Die Bäume, die für das Förderprogramm in Frage kommen, wählt der Revierförster aus.

Der Fachbereichsleiter Forst beim Landratsamt Sigmaringen, Stefan Kopp, zeigte dem Bürgermeister und den anwesenden Gmeinderäten, die ...
Der Fachbereichsleiter Forst beim Landratsamt Sigmaringen, Stefan Kopp, zeigte dem Bürgermeister und den anwesenden Gmeinderäten, die Auswirkungen der geplanten Windkraft-Anlagen im Leibertinger Forst (hinten ist ein Standort markiert). | Bild: Heinrich Sturm

Drei der aktuell vier auf Leibertinger Gemarkung geplanten Windräder werden im Wald zwischen den Ortschaften Thalheim und Kreenheinstetten errichtet. Bürgermeister Stephan Frickinger erwartet, dass in Kürze die Vollständigkeitsbescheinigung für den Genehmigungsantrag vom Sigmaringer Landratsamt ausgestellt wird. In etwa zwei Jahren könnte sich das erste Windrad auf Leibertinger Gemarkung drehen, schätzt Frickinger.

An einem der zukünftigen Standorte hatten die Forstleute außerdem die Fläche markiert, um dem Flächenverbrauch des voraussichtlich bis zur Nabe 199 Meter hohen Windrads zu verdeutlichen. Das Fundament besitzt unter der Erde einen Durchmesser von 27 Metern. Für jedes Windrad muss außerdem eine 180 Meter lange Gasse für den Kranausleger geschaffen werden, die nach dem Aufstellen des Rades dauerhaft für mögliche Reparaturen bestehen bleibt. „Das ist schon eine ordentliche Dimension“, sagte Kopp in Bezug auf den gesamten Flächenverbrauch. Der Windrad-Betreiber hat für einen Ausgleich des verloren gegangenen Waldes zu sorgen, dazu hat sich die Gemeinde Leibertingen mit ihm geeinigt: „Wir haben versucht, der Landwirtschaft so wenig Fläche wie möglich zu entziehen. Die Vereinbarung besagt, dass so wenig Fläche wie möglich real aufgeforstet wird, der Rest wird über Ökopunkte beglichen“, erklärte Bürgermeister Frickinger.

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Der Leibertinger Forst war von den Sommerstürmen 2023 stark betroffen. Das ging aus dem Bericht von Fachbereichsleiter Kopp hervor. Bis vor Weihnachten war die Nachfrage nach Holz gering, inzwischen ist der Holzpreis laut Knopp wieder auf zufriedenstellendem Niveau. Der Fachbereichsleiter konnte außerdem vermelden, dass der im vergangenen Jahr neu gestaltete Walderlebnis-Pfad bald noch einmal offiziell eingeweiht wird. Im Leibertinger Forst wird außerdem aktuell auf einer Versuchsfläche experimentiert, ob die Traubeneiche in der Region Vorteile in Bezug auf den Klimawandel haben könnte. Revierförster Christoph Möhrle rechnet im kommenden Jahr mit weniger Einnahmen aus dem Leibertinger Forst. Während laut aktuellen Stand im vergangenen Jahr mit fast 170.000 Euro an Einnahmen zu rechnen ist, könnten es in diesem Jahr nur rund 115.000 Euro sein. Laut Möhrle wird in diesem Jahr mit weniger Holzeinschlag und steigenden Bewirtschaftungskosten zu rechnen sein. Vom Gemeinderat erhielt er den Auftrag, seinen vorgestellten Betriebsplan für 2024 umzusetzen.