Am Sonntag riefen die Glocken der St.-Martins-Kirche zum ersten Mal nach zwei Jahren Renovierungszeit wieder zur Messe direkt in das Gotteshaus. Für viele bedeutete dies ein erhebender Moment, in der gereinigten und restaurierten Pracht des Rokoko den Gottesdienst gemeinsam zu feiern. Ehrengast war Erzbischof Stephan Burger, der die Eröffnungsmesse am Patroziniumstag zusammen mit Dekan Stefan Schmid, Pater Joseph Chovelikudiyil, Vikar Francesco Durante sowie den Pfarrern Gerhard Senft und Heinrich Heidegger zelebrierte. Ein kleiner Chor, zusammengestellt aus Mitgliedern verschiedener Chöre der Seelsorgeeinheit sowie drei Instrumentalisten rundeten die feierliche Messe stimmungsvoll ab. Der einzige Wermutstropfen bestand darin, dass wegen der geltenden Corona-Schutzmaßnahmen nur etwa 100 Personen in der Kirche zugelassen waren.
Namentlich gekennzeichnete Plätze
Jede Besucherin und jeder Besucher wurde gleich beim Eintritt durch das Hauptportal in Empfang genommen und an den namentlich gekennzeichneten Platz geführt. Rote Bänder mit Schleifen grenzten die Bankreihen ab, die wegen des Corona-Sicherheitsabstands leer bleiben mussten. Als die Musik einsetzte, schritt Erzbischof Stephan Burger mit den Geistlichen der Seelsorgeeinheit Meßkirch-Sauldorf und den Ministranten durch den Mittelgang in Richtung Chorraum und segnete die Menschen, die stehend seinen Gruß entgegen nahmen.

Mit einem strahlenden Lächeln trat Dekan Stefan Schmid an den Ambo, das Lesepult, um die Gottesdienstbesucher zu begrüßen. Als er den Erzbischof willkommen hieß und ihm für sein Kommen dankte, erhob sich Applaus. Ebenso galt den weiteren namentlich genannten Gästen, darunter der Verwaltungsdirektor der Erzdiözese Freiburg, Linus Becherer, der Bundestagsabgeordnete Thomas Bareiß, Landrätin Stefanie Bürkle und Bürgermeister Arne Zwick, sein besonderer Gruß. „Am liebsten würde ich alle namentlich nennen“, drückte der Dekan seine Freude über den Eröffnungsgottesdienst und das gut gelungene Renovierungsprojekt aus. Er dankte allen, die sich in den zwei Jahren Renovierungszeit engagiert haben. Allein der Bauausschuss der Pfarrgemeinde habe, so rechnete er schnell vor, etwa 1000 Stunden mit Beratungen und Sitzungen zugebracht.

Gotteshaus ist Ort der Begegnung
Der Erzbischof bedauerte bei seiner Begrüßung, dass es wegen Corona ein Feiern mit angezogener Handbremse sei. Er freue sich in Meßkirch zu sein, wo er als Vikar angefangen und seine Nachprimiz gefeiert habe. Das Gotteshaus sei ein Ort der Begegnung, betonte er mit kraftvoller Stimme. Er sei ein heiliger Bereich, in dem sich die Menschen auf Gott ausrichten und er in besonderer Weise in ihre Gegenwart trete. Die Gotteshäuser bringen Menschen zusammen, so der Erzbischof.
Nicht in Endzeitstimmung verfallen
Er appellierte an alle, aufgrund von Pandemien, Katastrophen, Krankheit sowie der Prognose, dass es im Jahr 2060 nur noch halb so viele Christen wie heute gebe, nicht in eine Endzeitstimmung zu verfallen. Die Gläubigen sollten sich die von Christus geschenkte Botschaft zu eigen machen und sie weitertragen. In Bezug auf das Gleichnis von den anvertrauten Talenten sagte Stephan Burger: „Gott gab uns das eine Talent, das wir nicht vergraben dürfen.“ Es sei die Verpflichtung der Christen, es in Liebe anzunehmen und dafür zu sorgen, dass es Früchte trage. Dafür stehe auch der heilige Martin, der an diesem Tag des Patroziniums ebenfalls im Mittelpunkt stand. Mit ihm werde eine Persönlichkeit geehrt, die das christliche Leben seit dem 4. Jahrhundert geprägt habe. „Seine Nächstenliebe hat ihn Christus erkennen lassen“, predigte der Erzbischof.
Kirche ein Ausdruck der Zuversicht
Das Kirchengebäude sei ein Ausdruck der Zuversicht, von wo aus Glauben, Hoffnung und Liebe in die Zukunft getragen werden könne. „Wir dürfen uns nicht lähmen lassen“, so Stephan Burger. Jede Generation habe ihre Herausforderungen und die St.-Martins-Kirche sei Teil der lebendigen, weltweiten Kirche. Er dankte dabei Dekan Stefan Schmid für sein Engagement. Die Lesungen und die Fürbitten sprachen Vikar Francesco Durante und Siegbert Brugger vom Gemeindeteam.
Sängerinnen und Sänger aus verschiedenen Chören der Seelsorgeeinheit Meßkirch-Sauldorf mit Dirigentin Christine Mühlhauser untermalten den Gottesdienst auf eine feierliche Weise und gaben ihm den passenden schönen Rahmen. Die gute Akustik der Kirche trug zusätzlich dazu bei, dass die Stimmen des aus Corona-Gründen kurzfristig nochmals reduzierten Chors weit und voll erklangen. Am Keyboard waren Sabine Hensler und Valeri Ivanov zu hören und an der Geige Marie Horn.
Dankesworte an Unterstützer
Zu guter Letzt sprach Dekan Stefan Schmid einige Dankesworte an die Spender und Unterstützer und überreichte dem Erzbischof für sein Kommen die neu herausgegebene Festschrift zur Wiedereröffnung der St.-Martins-Kirche sowie eine Gesichtsmaske, auf der das Deckengemälde der St.-Martins-Kirche abgebildet ist. Diese besondere Maske überreichte er zusammen mit prächtigen Blumensträußen auch an Beate Maier und Barbara Martin, die vonseiten des Erzbischöflichen Bauamts Konstanz all die Jahre erfolgreich den Renovierungsprozess begleiteten.

„Leider konnten wir die Handwerkerinnen und Handwerker sowie die Künstlerinnen und Künstler nicht zum Gottesdienst einladen“, bedauerte der Dekan, es wären zu viele gewesen. Aber er hoffe, dass es möglich sei, im kommenden Sommer mit allen ein entsprechendes Fest zu feiern.
Gespräche mit dem Erzbischof

Nach dem Gottesdienst wanderten die Blicke der Besucher rundherum und nach oben, um den renovierten Innenraum zu bestaunen. Auch noch draußen äußerten sie sich begeistert über die Stimmung in der Kirche und gaben ihrer großen Freude Ausdruck, endlich wieder in der St.-Martins-Kirche zusammen zu kommen. Auch wenn es wegen der Corona-Lage keinen Empfang gab, nahm sich der Erzbischof vor der Kirche Zeit, mit Einzelnen ins Gespräch zu kommen und sich mit ihnen fotografieren zu lassen, bevor er seinen Rückweg nach Freiburg antrat.
Stadtkirche St. Martin
- Die katholische Pfarrkirche St. Martin zählt mit ihrer bemerkenswerten Architekturgestaltung und Ausstattung zu den bedeutendsten Baudenkmälern Oberschwabens. In ihrem Inneren waren Risse und Ausbrüche in den Stuckaturen und Malereien festzustellen, darüber hinaus starke Verschmutzungen, die zu beheben bzw. zu reinigen waren.
- Finanziert wurde das Projekt von der Kirchengemeinde Meßkirch-Sauldorf, der Erzdiözese Freiburg, dem Land Baden-Württemberg, dem für das Projekt gegründeten Bauförderverein, der Toto-Lotto-Gesellschaft, der Deutschen Stiftung Denkmalschutz, der Stadt Meßkirch und aus Bundesmitteln des Denkmalpflegeprogramms Kultur und Medien (BKM).
- Als weiteres Projekt steht die Anschaffung einer Orgel an, für welche schon jetzt um Spenden gebeten wird.