Meßkirch: Wahlarena zur Bundestagswahl: So haben sich die Kandidaten in der Stadthalle Meßkirch geschlagen

Wahlarena zur Bundestagswahl: So haben sich die Kandidaten in der Stadthalle Meßkirch geschlagen

Vier Bundestagskandidaten stellten sich am Freitagabend in der Stadthalle Meßkirch den Fragen der SÜDKURIER-Moderatoren Andreas Ambrosius und Stefanie Lorenz. Wir haben ihren Auftritt analysiert. Wo waren sie stark, wo konnten sie nicht überzeugen?

20. September 2021, 16:55 Uhr

Julia Lutz

Von Krankenhausstandorten, über Windräder und Flächenverbrauch bis hin zu Corona: Die Wahlthemen in der SÜDKURIER-Arena am Freitagabend waren vielfältig. 90 Minuten diskutierten die vier Kandidaten Thomas Bareiß (CDU), Robin Mesarosch (SPD), Johannes Kretschmann (Bündnis 90/Grüne) und Stephan Link (FDP) miteinander. Nicht dabei waren Nicolas Gregg (AfD) und Marco Hausner (Linke), beide hatten ihre Teilnahme abgesagt. Die vier Bundeswahlkandidaten lieferten sich einen fairen Schlagabtausch, nutzen in der Stadthalle Meßkirch aber auch die Gelegenheit zu gezielten Angriffen auf ihre Kontrahenten.

Spannender Schlagabtausch in der Wahlarena

Spannend war das SÜDKURIER-Kartenspiel, ein Format, bei dem es um klare Meinungen zu 20 kurzen Thesen geht (siehe unten). Die Kandidaten waren durch rote und grüne Karten aufgefordert, Fragen zu beantworten. Jeder Kandidat durfte sich einmal enthalten. Bei der Beantwortung der Fragen der beiden Moderatoren Andreas Ambrosius, Mitglied der Chefredaktion, und Stefanie Lorenz, SÜDKURIER-Lokalredakteurin, agierten die Kandidaten sehr unterschiedlich. Während Thomas Bareiß (CDU) und Johannes (Grüne) Kretschmann bei der ein oder anderen Frage zögerten, präsentierten sich Robin Mesarosch (SPD) und Stephan Link (FDP) meinungsstark.

Thomas Bareiß (CDU)

Hier war er stark:Nach vier Wahlperioden im Bundestag kennt Thomas Bareiß, der parlamentarische Staatssekretär beim Bundesminister für Wirtschaft und Energie ist, die Probleme der Unternehmer im Mittelstand im Landkreis Sigmaringen und Zollernalbkreis sehr gut. Bei dieser Zielgruppe kann er mit starken Argumenten punkten, beispielsweise dem Abbau von Bürokratismus für Unternehmen oder der Sicherheit für Häuslebauer. Er spricht sich gegen einen Mietendeckel aus und will jedem Bürger ein Eigenheim ermöglichen.Hier kann er zulegen:Die Souveränität eines Berufspolitikers lässt Thomas Bareiß an diesem Abend oft vermissen. Wenn Bareiß das Wort hat, spricht er zu schnell und wirkt unsicher. Dabei gibt er keine klare Antworten auf die Fragen, die ihm gestellt werden. Beispiele sind die Fragen nach seiner Unterstützung für den Campus Galli oder zur Aserbaidschan-Affäre. Es gelingt ihm nicht, prägnant und knapp auf die Fragen von Lesern und Moderatoren zu antworten. Das spiegelt sich auch in der Beantwortung der Fragen beim Kartenspiel wieder, wo Bareiß immer wieder zögert und auf die Antworten anderen Kandidaten schielt.

Die Stadthalle in Meßkirch am Freitagabend: Wegen der Pandemie durfte nur eine bestimmte Anzahl an Leserinnen und Leser in der Wahlarena ... — Die Stadthalle in Meßkirch am Freitagabend: Wegen der Pandemie durfte nur eine bestimmte Anzahl an Leserinnen und Leser in der Wahlarena dabei sein. | Bild: Rau, Jörg-Peter

Johannes Kretschmann (Grüne)

Hier war er stark:Angriffslustig und diskussionsfreudig präsentierte sich Johannes Kretschmann in der Wahlarena. Er scheut den Konflikt nicht und steht für die klimapolitischen Ziele seiner Partei Bündnis 90/Grünen auch mit starker Körpersprache ein. Dafür greift er die anderen Kandidaten gezielt mit starken Argumenten an. Für seine Forderung, Flächenverschwendung zu sanktionieren erhält er viel Applaus von den Zuschauern.Hier kann er zulegen:Der Klimawandel ist sein Schwerpunktthema. Dafür macht er sich stark und präsentiert viele Argumente. Kretschmann lässt seinen Kontrahenten oftmals nicht die Zeit, auf Fragen und Angriffe zu antworten und fällt ihnen ins Wort. Mehrfach musste er durch die beiden Moderatoren gebremst werden, damit seine Kontrahenten überhaupt zu Wort kommen.

Robin Mesarosch (SPD)

Hier war er stark:Robin Mesarosch wirkt authentisch und meinungsstark. Er hat zu jeder These eine eigene Meinung, die er klar präsentiert und zu der er steht. Im Kartenspiel ist er der Einzige, der sich bei keiner Frage enthält. Mesarosch erhält in der Wahlarena für seine Meinung zu den Krankenhäusern im Landkreis Sigmaringen viel Applaus aus der Zuschauerarena. Er gibt den Zuschauern das Gefühl, an den Themen der Region nah dran zu sein.Hier kann er zulegen:Der Sozialdemokrat hat eine klare Meinung. In den Lösungen bleibt er aber manchmal zu unkonkret. Bei der Diskussion um die Krankenhäuser sagt er beispielsweise, dass der Staat Miese machen dürfe. Er lässt aber offen, mit welchem Geld er das Defizit der Krankenhäuser ausgleichen will, denn die Pflegekassen von Kreis, Land und Bund sind nicht üppig gefüllt.

Stephan Link (FDP)

Hier war er stark:Mit seiner ruhigen und sachlichen Art kommt FDP-Kandidat Stephan Link beim Publikum gut an. Dadurch wirkt er authentisch und bürgernah. Er lässt sich durch Angriffe von den anderen Kandidaten nicht aus der Ruhe bringen und bleibt bei seinen Argumenten, beispielsweise für den CO2-Deckel, den er für ein gutes Mittel zur Reduktion von CO2 hält. Auch in Sachen Schulen und Digitalisierung kann er mit seinen eigenen Erfahrungen punkten.Hier kann er zulegen:Seine Stärke ist zugleich seine Schwäche. Stephan Link greift seine Konkurrenten nur selten aktiv an, sondern spricht fast immer nur, wenn er direkt gefragt oder angesprochen wird. Er wirkt manchmal wie ein Zuschauer. Der Liberale muss sich mehr einbringen, wenn er punkten will.

Bild 2: Wahlarena zur Bundestagswahl: So haben sich die Kandidaten in der Stadthalle Meßkirch geschlagen — Bild: Jessica Wend

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