„Kein behandeltes Holz in den Container werfen und den Bildschirm nehmen wir nicht an“, dürften Sätze sein, die Alexander Kolesnikov schon im Schlaf über die Lippen kommen. Wer glaubt, seinen imprägnierten Jägerzaun oder den alten PC auf dem Recyclinghof loszuwerden, braucht es gar nicht erst versuchen. Und wer hat ihn noch nicht sagen hören, dass das Saftende (wie feuchte Garten-Abfälle) nicht ins Holzige gehört? Freundlich, aber bestimmt weist Kolesnikov darauf hin, was in den Sammelcontainern nichts zu suchen hat. Erlaubt sind Wertstoffe wie Altglas, Kartons, Papier, Styropor, Kleider und Schuhe. Den kaputten Föhn, die Tastatur und sonstigen Elektronikschrott kann man ebenso abgeben wie Druckerpatronen, Kerzenwachs und Speisefette.

Böse Überraschungen im Müll

Auf dem Recyclinghof ist von Dienstag bis Donnerstag ein Mitarbeiter beschäftigt, am Freitag und Samstag – wenn erfahrungsgemäß mehr los ist – sind es zwei. Sie gehören zum Fachbereich Technische Betriebe. Mitunter erlebt das Personal Überraschungen, die für Extra-Arbeit sorgen, weil nachsortiert werden muss. „Manche lassen die Styroporchips in den Kartons, werfen Tapetenreste ins Altpapier oder schmuggeln nicht recyclingfähigen Müll, der in die Restmülltonne gehört, unter den Wertstoff“, erzählt Reiner Hegner, Leiter der Technischen Betriebe. „Andere stellen ihre Altkleidersäcke vor dem Tor ab, obwohl wir von dienstags bis samstags super Öffnungszeiten haben. Und leider stoßen wir in und um Pfullendorf immer wieder auf Müllsünden, Matratzen und Reifen landen im Wald statt auf der Deponie“. Wo Hegner ebenfalls rot sieht: Vermüllung in der Stadt, sei es rund um die Wertstoffcontainer oder entlang der Andelsbach-Böschung. „Die Männer und Frauen in Orange werden den Dreck schon wegräumen, das ist eine Haltung, die mich ärgert.“

Für den Recyclinghof stellt die Stadt Pfullendorf die Fläche und die Mitarbeiter für den Recyclinghof zur Verfügung, Betreiber und gewissermaßen Besitzer des entsorgten Materials ist der Landkreis, also die Kreisabfallwirtschaft. Daher ist es auch nicht erlaubt, sich beispielsweise etwas Brauchbares aus dem Schrott herauszufischen. Je nach Bedarf werden die Container ein bis zwei Mal pro Woche geleert. „Wenn die Container voll sind, informiere ich das Landratsamt in Sigmaringen. Abhängig von den zu entsorgenden Stoffen werden diese von der Firma Alba, Bausch und weiteren Firmen abgeholt“, so Hegner.
Corona führt zu hohem Müllaufkommen
Die Auswirkungen des Corona-Virus haben sich auch auf dem Recyclinghof bemerkbar gemacht. Die Zahl der Autos auf dem Platz wurde begrenzt, früher drei, aktuell fünf. Maskenpflicht und Abstandsregelungen gelten auch hier. Es gab Tage, an denen sich vor dem Tor auf dem Litzelbacher Weg die Autos stauten. Das hat sich inzwischen beruhigt, vor allem, weil die Gartensaison vorüber ist und bis März kein Grünmüll mehr gebracht wird. „Coronabedingt war das Aufkommen im letzten halben Jahr deutlich höher als vorher. Die Leute haben den ersten Lockdown nicht nur für ausgiebige Gartenarbeit benutzt, sondern auch, um Keller und Dachboden zu entrümpeln, da wurde jede Menge bei uns angeliefert“, erzählt Mitarbeiter Günter Leute. Nicht nur nach den Weihnachtsfeiertagen deutet reichlich Verpackungsmaterial in Form von Kartons darauf hin, dass viele Waren online bestellt werden.