Die gute Nachricht – zwei von drei Straftaten in Pfullendorf werden aufgeklärt. Die schlechte Nachricht – die Polizei registriert eine Zunahme bei Körperverletzungen, Internetbetrug und Fahren unter Drogeneinfluss. Im Gemeinderat präsentieren Uwe Kärcher, Leiter der Polizeidienststelle Bad Saulgau und Christian Zielke, Chef des Pfullendorfer Polizeipostens, in der jüngsten Sitzung die Kriminalitätsstatistik 2022. Im Landkreis wurden im vergangenen Jahr 7300 Straftaten polizeilich registriert, ein Jahrzehnt zuvor waren es noch 5300.

Mehr Straftaten als in der Zeit vor Corona

„Wir liegen über dem Niveau vor Corona“, relativierte Kärcher aber die schiere Statistik, die durch das Geschehen in Sigmaringen etwas verzerrt wird. Die Kreisstadt beherbergt bekanntlich die Landeserstaufnahmeeinrichtung und jede unerlaubte Einreise von Geflüchteten wird dort als Straftat geahndet. Auch die steigende Zahl an Diebstählen und Drogendelikten ist nach den Erfahrungen der Beamten in gewissem Umfang der Lea geschuldet.

736 Delikte wurden 2022 bei der Polizei angezeigt

Auch in Pfullendorf registrierte die Polizei im Jahr 2022 einen Anstieg der Straftaten um 21,2 Prozent auf 736 angezeigte Delikten. Die Zahl der Wohnungseinbrüche erhöhte sich um drei auf sieben Anzeigen, wobei es nach Angaben von Uwe Kärcher keine Anzeichen gebe, dass Banden hinter den Einbrüchen steckten. Fast täglich erhält die Polizei hingegen Anzeigen wegen Online- und Internetbetrug. „Und fast wöchentlich gibt es Vorkommnisse wegen sogenannter Schockanrufe“, ist der erfahrene Polizist immer wieder mit Vorkommnissen konfrontiert, bei denen vor allem Senioren an Unbekannte zigtausende Euro in bar übergeben, um damit vermeintlich in Not befindlichen Verwandten zu helfen. „Menschen, die ansonsten auf den Cent achten, stellen dann Bargeld vor die Tür“, brachte er es auf den Punkt und stellte einmal mehr klar, dass die Polizei nicht wegen Geld anruft.

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Sorgen macht sich der Dienststellenleiter, dass schon Kinder mit Rauschgift auffällig werden. Die Zunahme bei den gefährlichen Körperverletzungen von fünf auf 19 Fällen sei dem Verhalten bei Veranstaltungen, Genuss von Alkohol und häuslicher Gewalt geschuldet. Und auch im Kreis Sigmaringen würden Polizisten angegriffen.

Im häufiger werden Autofahrer mit Drogen am Steuer erwischt

Bei Verkehrsdelikten beobachten die Gesetzeshüter, dass sich die Zahl der Fahrer erhöht, die mit Drogen am Steuer unterwegs sind. Insgesamt erhöhte sich die Zahl der Tatverdächtigen in Pfullendorf im vergangenen Jahr von 264 auf 337, wobei 56 Personen unter Alkoholeinwirkung standen – eine Steigerung von 65 Prozent gegenüber 2021. Die Präventionsarbeit ist für Uwe Kärcher und Christian Zielke sehr wichtig, wobei man den Fokus auf den Schutz von Kindern, Jugendlichen und Senioren legt. Zudem appellierten die Polizisten an alle Bürger, bei prekären Situationen Zivilcourage zu zeigen.

Datenschutz erschwert Video-Überwachung

Mit Blick auf Vandalismus, beispielsweise am zentralen Omnibusbahnhof, fragte UL-Sprecher Michael Zoller, ob es rechtlich wirklich so schwierig sei, an solch neuralgischen Standorten eine Video-Überwachung zu installieren, was Uwe Kärcher bestätigte. Man müsse die Datenschutzbestimmungen beachten und ein sogenanntes Kriminalitätslagebild nachweisen, erklärte der Polizeichef. Eine Vereinfachung könnte nur der Gesetzgeber veranlassen. „Sie müssen die Abgeordneten überzeugen“, sah sich Bürgermeister Ralph Gerster bestätigt, dass die Stadtverwaltung bei entsprechenden Wünschen seitens des Gemeinderates der falsche Adressat ist.