Ein Flusskraftwerk in der Wutach bei Achdorf wird zumindest in einigen Fraktionen und möglicherweise auch im Gemeinderat wieder ein Thema. Das ergab eine Umfrage des SÜDKURIER nach den jüngsten Berichten darüber.
Zunächst hatte der Arzt Adalbert Scherzinger aus Achdorf Anfang des Jahres eine Hausumfrage im Kernort Achdorf gemacht und das Ergebnis von 76 Ja und 13 Nein-Stimmen sowie zwölf Haushalte, die weder das eine noch andere wollten, auch dem Ortschaftsrat, Gemeinderat und Bürgermeister Markus Keller zugesandt. Weil kein großes Echo kam, wandte Scherzinger sich an den SÜDKURIER, der darüber berichtete und ein Interview mit dem Unternehmer Bernhard Ernst führte, der das Kraftwerk unterhalb der Wutachmühle gebaut hat. Die Fliegenfischervereinigung wiederum meldete Bedenken gegen ein Kraftwerk an.
Bürgermeister Markus Keller verwies auf Anfrage auf die Beschlusslage des Gemeinderates für eine Raue Rampe. Im Augenblick werde diese Variante verfolgt, derzeit seien sie in der Ausführungsplanung in enger Abstimmung mit dem Fischexperten beim Regierungspräsidium. Das Regierungspräsidium und das Wasserwirtschaftsamt seien überhaupt nicht einverstanden mit Kosten von einer Million Euro. Wobei bei einem eigenanteil von 15 Prozent bei der Stadt Blumberg 150 000 Euro hängen bleiben würden.
Eigenanteil von 15 Prozent
Es sei nicht ausgeschlossen, dass bei der Vorstellung der Varianten der Rauen Rampe das Thema Wasserkraftwerk vom Gemeinderat diskutiert wird. Der Unternehmer Bernhard Ernst sei vor zwei bis drei Jahren bei ihm gewesen. Er habe ihm bedeutet, dass im Falle eines Flusskraftwerks auf jeden Fall eine Ausschreibung erfolgen würde.
Was sagen die einzelnen Fraktionen? CDU-Sprecher Dieter Selig will das Ganze erst einmal selbst aufarbeiten, was seit dem Jahr 2007 gelaufen sei und danach in der Fraktion ein Meinungsbild erstellen. Bisher hätten sie noch nicht darüber beraten, weil nicht klar gewesen sei, was herauskomme.
Diskussion noch nicht abgeschlossen
Bei der Freien Liste wird das Thema mit Sicherheit wieder auf die Tagesordnung kommen, sagt ihr Sprecher Hannes Jettkandt. Er weist daraufhin, dass der Gemeinderat noch voll im Diskussionprozess sei. Die von der EU vorgegebene Durchlässigkeit der Wutach sei in den vergangenen Jahren immer wieder auf der Tagesordnung gewesen. „Da sind wir in einem Diskussionsprozess, der noch lange nicht abgeschlossen ist.“ Das letzte Ergebnis war die Raue Rampe. Da gebe es noch verschiedene Varianten, die zu untersuchen seien. Auf der anderen Seite steht das Flusskraftwerk vielleicht wieder zur Diskussion, wenn sich herausstellen sollte, dass die Raue Rampe zu teuer wäre oder dass doch ein Flusskraftwerk gewünscht würde.
„Wir werden in der Faktion darüber sprechen, sagte FDP-Sprecher Werner Waimer, er sei ein großer Freund der Wasserkraft. Im Gemeinderat hätten sie, nachdem es keinen Interessenten gegeben habe, die Raue Rampe beschlossen. Er könne nicht einschätzen, ob es Sinn mache, an der Wutach innerhalb einer so kurzen Strecke ein zweites Wasserkraftwerk zu bauen. Wenn ein Investor Interesse zeige, „will ich das fachlich geprüft haben, insbesondere vor dem Hintergrund des Klimawandels.“
SPD-Sprecherin Ursula Pfeiffer erklärte, „Ich bin für erneuerbare Energien.“ Eine Raue Rampe für 1,2 Millionen Euro könne sie nicht verantworten. Für eine Diskussionsgrundlage benötige sie aber erst weitere Informationen.
Flusskraftwerk
In einem Bürgerentscheid am 30. September 2007 war zwar die Mehrheit von fast 1300 Stimmen für den Erhalt des Achdorfer Wehrs in seiner jetzigen Form und damit gegen ein Flusskraftwerk. Das nötige Quorum von 1800 Stimmen wurde jedoch verfehlt. Das Landratsamt im Schwarzwald-Baar-Kreis hatte das Projekt bereits genehmigt, doch nach dem Entscheid sprangen zwei der drei Investoren ab. Im Ortschaftsrat und im Gemeinderat war dann die Rede, doch ein Kraftwerk zu erwägen, es kam jedoch nie zu einer Ausschreibung. Jetzt ist der Gemeinderat für eine Raue Rampe, sprich ein Aufschütten des Wehrs mit Steinen. (blu)