Mit einem kräftigen „Hauruck“ heben Werner Mattes, Erster Vorsitzender der Angelvereinigung Donaueschingen-Pfohren und drei weitere Vereinsmitglieder eine zweijährige Schwarzpappel in ein Erdloch am Ufer der Donau, neben dem Vereinsheim, in welchem am Freitag, 14. März der 100. Geburtstag des Angelvereins begangen wird. Otto Körner, Vorsitzender des Baar-Vereins hat die Veranstaltung initiiert.

Otto Körner, Vorsitzender des Baar Vereins, Abteilung Naturgeschichte.
Otto Körner, Vorsitzender des Baar Vereins, Abteilung Naturgeschichte. | Bild: Denise Kley

Beobachtet wird die Pflanzaktion von einer kleinen Äsche und einer Bachforelle, die in einem Aquarium auf einem Holzstumpf auf ihre Rückkehr in die Donau warten. Diese haben die Angler zu Anschauungszwecken aus der Donau geholt. Die Äsche mag gerne kalte Gewässer und ist sehr sensibel: Bei einer Temperatur von 25 Grad stirbt der Fisch mit der auffällig großen Rückenflosse. Besonders in Sommern mit lang andauernden Hitzeperioden kommen sie an ihre physiologischen Grenzen.

Eine Bachforelle und eine Äsche ziehen in einem Aquarium ihre Runden. Die zwei wurden zu Anschauungszwecken aus der Donau geholt und ...
Eine Bachforelle und eine Äsche ziehen in einem Aquarium ihre Runden. Die zwei wurden zu Anschauungszwecken aus der Donau geholt und werden danach wieder in die Freiheit entlassen. | Bild: Denise Kley

Das Äschensterben sei besonders besorgniserregend, so Christian Haas vom Landesfischereiverband bei seiner Ansprache. Deshalb sei es wichtig, kühlere Rückzugsräume zu schaffen. „Eine beschattete Wasseroberfläche sorgt für bis zu fünf Grad Abkühlung“, so Haas. Deshalb sollen nun die Ufergebiete großzügig bepflanzt werden, unter anderem mit Sträuchern und Bäumen. Eine wichtige Rolle wird die Schwarzpappel spielen.

Schwarzpappel zurück in die Heimat bringen

Die Schwarzpappel, die ehemalige Charakterart der Flussauen ist so selten geworden, dass sie laut NABU auf der Roten Liste bedrohter Pflanzenarten steht. Vor allem die Rodung von Flussauen und die Absenkung des Grundwassers haben den Lebensraum des imposanten Baumes zerstört, der in den Donauauen über Jahrhunderte seine Heimat hatte. Doch durch Renaturierungsmaßnahmen wirken das Land und die Kommunen dem Artensterben – ob an Land oder im Wasser – entgegen.

Mit einer Pflanzaktion feiert die Anglervereinigung ihren 100. Geburtstag.
Mit einer Pflanzaktion feiert die Anglervereinigung ihren 100. Geburtstag. | Bild: Denise Kley

1000 Pappeln sollen gemäß den Plänen des Regierungspräsidiums (RP) Freiburg in den nächsten Jahren entlang des rund 400-kilometerlangen Donauufers des Regierungsbezirks wieder angesiedelt werden. Die Angelvereinigung übernimmt die Bepflanzung von 100 Pappeln, welche vom RP an die Angelvereinigung geschenkt werden, wie Flussmeister Stefan Müller vom Regierungspräsidium Freiburg ankündigt.

Naturschutz unter der Wasseroberfläche

Doch weshalb fühlt sich die Anglervereinigung dazu berufen, bei der Ufergestaltung – die im Prinzip und gemäß Gewässerschutzverordnung Sache der Kommunen und Länder ist – ehrenamtlich mit anzupacken? „Ja, wir üben die Angelfischerei aus und fangen auch mal einen Fisch. Aber viel wichtiger ist uns die Hege und Pflege der Gewässer, so wie Erhaltungsmaßnahmen kleinster Wiesenbäche oder die Aufwertungen eines Ökosystems“, erklärt Werner Mattes, Erster Vorsitzender der Angelvereinigung. Die Angler betreiben dadurch Naturschutz unter der Wasseroberfläche, so Mattes.

Werner Mattes, Erster Vorsitzender der Anglervereinigung Donaueschingen-Pfohren e.V.
Werner Mattes, Erster Vorsitzender der Anglervereinigung Donaueschingen-Pfohren e.V. | Bild: Denise Kley

Kriegsbeil wird begraben

Und was von allen Beteiligten bei der Veranstaltung hervorgehoben wird: Umweltschützer und Angler begraben das Kriegsbeil, wie auch Gerhard Bronner, Leiter des Umweltbüros der Stadt Donaueschingen anmerkt. „In der Vergangenheit gab es Konflikte zwischen den verschiedenen Akteuren, keine Frage. Doch beide Seiten haben die Schützengräben verlassen.“

Bild 5: Angeln für den Gewässerschutz: Wie Äsche und Schwarzpappel helfen
Bild: Fröhlich, Jens

Man arbeite nun gemeinsam, ziehe an einem Strang, als „aktiven Dienst an der Gesellschaft und gegen den Klimawandel und den Erhalt der Biodiversität“, wie auch Haas es formulierte.

Bis zu 2500 Arbeitsstunden leisten die Mitglieder des Anglervereins in Kooperation mit dem Schwarzwaldverein Donaueschingen jährlich. Die nächste Pflanzaktion findet am Mittwoch, 18. März statt. Die Donaueschinger Realschule wird derzeit zur „Naturparkschule“ umgewandelt und wird bei den Pflanz- und Hegeaktionen der Ufergebiete kräftig mitanpacken.