Allein schon die Begriffe klingen grau: Trafostation, Versorgungsgebäude. Ganz nüchtern und farblos. Dass das allerdings nicht immer auch zutreffen muss, zeigt ein entsprechendes Gebäude in Donaueschingen. In der Poststraße, gegenüber der Fürstenberg Brauerei, dort befindet sich ein Versorgungsgebäude des Netzbetreibers ED Netze.

Funktional aber farblos

Meist sind diese Gebäude funktional und mit der Intention gebaut, sich unauffällig in die Landschaft zu fügen. Für einen zuverlässigen Netzbetrieb sind sie unerlässlich, optisch werden sie ihrer Bedeutung allerdings nur selten gerecht. Bis auf die Donaueschinger Trafostation bei Brauerei, unweit der Stadtkirche. Das ist jetzt kunterbunt und zu einem farbenfrohen Kunstwerk geworden.

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Der Künstler

Dafür verantwortlich zeichnet der Donaueschinger Torben Strömer. Der 35-Jährige ist Airbrush- und Graffiti-Künstler. Der Unterschied: Bei Airbrush wird mit einer kleinen Farbpistole gearbeitet, die nicht wesentlich größer ist als ein Stift. Beim Graffiti kommt die Farbe aus einer Sprühdose. Für größere Projekte die bessere Wahl, erklärt Störmer, der seine ersten Schritte eher mit Airbrush unternommen hat.

Störmer kommt eigentlich aus dem Norden Deutschlands, wo er 1986 zur Welt gekommen ist. Allerdings lebt er bereits seit etlichen Jahren in Donaueschingen, ging hier zur Grundschule, besuchte die Realschule und schließlich das Wirtschaftsgymnasium. In seinem Hauptberuf ist er Projektleiter für Motorrad-Zubehör bei einem Unternehmen aus der Region.

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Wie alles anfing

Als Kind habe er sehr viel gezeichnet, die Motive seien anspruchsvoller geworden – und immer mehr Anfragen kamen rein. „Ich fing damit an, Porträts zu sprühen.“ Die Zeichnungen fanden ihren Weg auf Motorradhelme und Autos, schließlich auch an Wände – aber bisher niemals auf Haut. Das liege nicht an den fehlenden Anfragen: „Schon viele haben mich gefragt, ob ich für sei ein Tattoo zeichnen kann“, erklärt Störmer. Das habe er jedoch immer abgelehnt. Das, so sagt er, sei der Job von Tätowierern. „Sie wissen genau, wie die Haut sich verhält und wie das Bild am besten wirkt.“ Graffiti und Airbrush als Hauptberuf? Das kann sich Störmer gut vorstellen. „Ja, das ist sicher auch eines meiner Ziele.“

Thomas Sauter und Tobias Hall von ED Netze sind begeistert von Torben Störmers Wandbild in der Donaueschinger Poststraße.
Thomas Sauter und Tobias Hall von ED Netze sind begeistert von Torben Störmers Wandbild in der Donaueschinger Poststraße. | Bild: Simon, Guy

Wie viel Arbeit?

Rund 30 Stunden Arbeit – ohne Vorabzeichnung – hat er in das ED-Netze-Projekt in der Poststraße gesteckt. Das Motiv zeigt das Fürstenschloss, die Stadtkirche und vorne gleitet elegant ein Schwan durchs Bild. Eine Szenerie, die „Donaueschingen“ schreit, was durchaus auch beabsichtigt war. Was das Motiv betrifft, arbeitet Störmer gerne mit Vorgaben: „Ansonsten gibt es dutzende Entwürfe, an denen immer wieder Kleinigkeiten korrigiert werden.“ Die Verschönerung mit der passenden Vorgabe in der Poststraße kommt auch an. Vorbei sind die Zeiten, als Graffiti als schnödes Geschmiere daherkam. Jenes von heute ist Kunst.

Graffiti-Kunst auf dem ehemaligen Saba-Areal in Villingen. Auch hier hat Torben Störmer gezeigt, was er mit der Spraydose alles ...
Graffiti-Kunst auf dem ehemaligen Saba-Areal in Villingen. Auch hier hat Torben Störmer gezeigt, was er mit der Spraydose alles erschaffen kann. So wie dieses Kunstwerk verschiedener Tiere. | Bild: Hans-Juergen Goetz

Das Bild kommt an

Entsprechend hat Störmer während der Arbeit am Projekt auch Rückmeldungen von Donaueschingern bekommen, die vorbeiliefen und einen Blick riskierten: „Ich habe durchweg positive Rückmeldungen bekommen, besonders von der älteren Bevölkerung.“ Als am Sonntagmorgen die Kirchgänger in Richtung Stadtkirche unterwegs waren, gab es viel Begeisterung und Lob. Kleiner Wermutstropfen: Bevor das Donau-Bildnis entstanden ist, hat ein unbekannter Sprayer – illegalerweise – den Schriftzug SCF an das Häuschen gesprüht. Das sind die Initialen des Sportclubs Freiburg: „Ein SC-Freiburg-Fan hat mich angeschrieben und gesagt, dass sie das als SC-Fan schon bedauere“, erklärt Störmer. Ansonsten gebe es auch in den sozialen Medien durch die Bank positive Resonanz.

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Der meiste Spaß

Und was macht dem Künstler bei seiner Arbeit am meisten Spaß? „Wenn man sich in der Arbeit komplett verliert. Kopf aus – und los geht‘s.“ Und wie das dann aussieht, konnte Störmer, der mit dem Künstlernamen „Cono“ unterwegs ist, schon mehrfach in der Region unter Beweis stellen. So etwa auf dem alten Saba-Gelände in Villingen, oder bei einer anderen Trafostation von ED Netze in Dauchingen, wo er sich um die Bienen kümmerte, die auf riesenhaften Löwenzahn-Pflanzen auf Pollensuche gehen.

Bei diesem Gebäude in Dauchingen hat sich Torben Störmer um die Bienen gekümmert, die auf Suche nach Pollen sind.
Bei diesem Gebäude in Dauchingen hat sich Torben Störmer um die Bienen gekümmert, die auf Suche nach Pollen sind. | Bild: ED Netze GmbH Dauchingen

Schutz für Trafostation

Bevor Störmer in Donaueschingen loslegen konnte, wurde das Gebäude komplett gesäubert. Und um parkende Fahrzeuge zu schützen, seien zwei Parkplätze vor der Trafostation abgesperrt worden. Jetzt soll noch eine Schutzversiegelung über das Bild kommen.