Selten hat Erik Pauly vor so wenigen Menschen gesprochen. Selbst bei jeder Jahreshauptversammlung dürfte der OB eine größere Anzahl seiner Bürger getroffen haben. Doch wenn es um seine Wiederwahl geht, dann bleiben die Stühle im Mozartsaal leer.
Die Gründe: Viel Auswahl gibt es dieses Mal mit nur einem Kandidaten nicht. Viele haben Pauly in den vergangenen acht Jahren kennengelernt. Viele werden angesichts eine Inzidenz über 1000, die der Schwarzwald-Baar-Kreis dieses Wochenende erreicht hat, die Veranstaltung lieber zuhause vom heimischen Sofa aus verfolgt haben.
Gemeinderäte, Rathausmitarbeiter und solche, die es mal waren
Und so sind es 17 Zuhörer, als Pauly die Bühne betritt. Normalerweise passen in den Mozartsaal rund 1000 Besucher und vor acht Jahren bot sich ein ganz anderes Bild bei der offiziellen Kandidatenvorstellung. Lange Schlangen vor der Türe – alle wollten sehen, wen man zum Nachfolger des damals abhanden gekommenen Thorsten Frei wählen könnte.

Nun bietet sich ein anders Bild, rote, leere Stühle, Reihe für Reihe. Im vorderen Bereich sieht man viele bekannte Gesichter. Stadträte, Rathausmitarbeiter und solche, die einmal einer von beiden Kategorien angehört haben. 20 Leute werden es dann doch noch. Elisabeth und Michael Blaurock, sowie Marcus Greiner kommen zwei Minuten zu spät – ein weiterer Nachteil des leeren Mozartsaals Es fällt natürlich auf, wenn die Besucherzahl plötzlich um fast 18 Prozent ansteigt.
20 Sekunden bis zum ersten Lacher – und lustiger wird es nicht mehr
Pauly erinnert sich noch gut. Es war vor acht Jahren, sein erster Wahlkampftermin in Neudingen. Erst einmal musste er sein Auto ausgraben und dann waren die Straßen noch nicht geräumt. „Ich kam aus dem warmen Freiburg und fragte mich: Wo will ich denn da hin?“ Doch die Stadt sei Lebensmittelpunkt und Heimat geworden. Nicht nur für ihn, sondern für die ganze Familie. Die Schwägerin und die Mutter sitzen in der ersten Reihe.
Doch mehr Anekdoten gibt es an diesem Abend nicht. Pauly ist ernster geworden, als bei seinem Auftritt vor acht Jahren. Er ist nicht mehr der lustige 43-Jährige, der damals angetreten ist und ein Musical und einen Ikea fürs Konversionsgelände versprochen hat, der immer einen lockeren Spruch auf der Lippe hatte. Im Laufe der vergangenen acht Jahre ist er ins Amt gewachsen und angekommen.

Zwei großen Herausforderungen musste er sich stellen, mit vor acht Jahren niemand gerechnet hat. Damals war der Wahlkampf geprägt, vom Abzug der Franzosen und der 14 Hektar großen Konversionsfläche, die eine große Herausforderung schien. Doch dann kam die Flüchtlingskrise, die in Donaueschingen merklich zu spüren war. Quasi über Nacht hatte die Stadt 3000 Einwohner mehr.
„Damals habe ich die Donaueschinger schätzen gelernt“, blickt Pauly zurück. Das große Engagement, angefangen von Kleiderspenden bis hin zum Unterricht für Flüchtlinge. Stolz sei er damals auf seine Stadt gewesen und „wir sind gestärkt aus dieser Krise hervorgegangen“.
Ob man das auch irgendwann von der aktuellen Krise sagen könne? Denn die zweite Herausforderung – die Corona-Pandemie – dauert an und ein Ende ist nicht in Sicht. Viel Leid, gesundheitliche Probleme und wirtschaftliche Sorgen. Und nun drohe auch noch die gesellschaftliche Spaltung. Pauly appelliert an seine Bürger, zusammenzuhalten und auf die Schwachen und Kranken zu achten.
Paulys Fazit von acht Jahren Amtszeit
Trotz allem seien es sehr, sehr erfolgreiche Jahre gewesen: „Aber nicht, weil ich hier war, sondern weil wir miteinander die Weichen gestellt haben“, sagt Pauly. Es ist das große Miteinander, dass in seiner Rede immer wieder eine Rolle spielt. Schließlich ist sein Wahlkampfmotto auch „Gemeinsam gestalten“.
Oft fällt ein Wir, ein Miteinander oder ein Gemeinsam. Auch das ist neu im Vergleich zu seinen Anfangsjahren. Damals sprach Pauly gerne vom Gemeinderat, der Verwaltung oder von einem unpersönlichen Man. Man sollte, man müsste und man werde...
Ein Ich kommt ihm allerdings immer noch schwer über die Lippen. Was genau hat Pauly nun in acht Jahren erreicht? Er zählt vieles auf, was in den vergangenen acht Jahren realisiert wurde. Sanierung Fürstenberg-Gymnasium, Donauquelle und Residenzviertel, die Umwandlung des Konversionsgelände in ein neues Stadtviertel, Investitionen in den Ortsteilen, der Ausbau der Bundesstraße, die Umgestaltung des Donauzusammenflusses.... Die Liste ist lang, doch keines der Projekte verbindet er mit einem Ich, mit Erik Pauly und dem OB von Donaueschingen.
Was bringt die Zukunft mit sich?
Drei zentrale Bereiche hat Pauly für die kommenden acht Jahre festgelegt. Das habe er nicht alleine gemacht. Viel habe er gesprochen in den vergangenen Wochen, auf seiner Wahlkampftour durch die Kernstadt und die Ortsteile. Das Ziel, jedes Haus zu besuchen, habe er zwar nicht im Urlaub erreicht, dazu sei der Urlaub zu kurz gewesen, aber dann am 14. November. „Es waren Sommerferien, die ich nicht missen möchte.“ Und natürlich habe er mit den Fraktionen gesprochen, mit den Bewohnern in den Ortsteilen, mit Vertretern aus der Wirtschaft.