Es war ein historischer Moment, als Donaueschingens Oberbürgermeister Erik Pauly im nahezu menschenleeren Mozartsaal in den Donauhallen die Sitzung des Technischen Ausschusses eröffnete. Denn das jüngste Zusammenkommen des Gremiums ging als die erste volldigitale Sitzung in die Geschichtsbücher der Stadt Donaueschingen ein. Pauly sprach mit Blick auf die zwar rückläufigen, aber dennoch hohen Inzidenzwerte im Schwarzwald-Baar-Kreis, von einer sinnvollen Lösung. Man habe die Möglichkeit einer solchen Onlinesitzung zuletzt geprüft und eine entsprechende Änderung in der Gemeindeordnung verankert. Dass es jedoch tatsächlich dazu kam, habe den OB nun schon etwas überrascht. Und so begrüßte er die Mitglieder des Ausschusses per Video – dabei staunte er nicht schlecht, als Roland Erndle (FDP/FW) auf Höhe der Türme der Stadtkirche St. Johann saß – eine virtuelle Hintergrundfunktion in Form eines Fotos machte es möglich.

Nach dem Überprüfen von Video und Ton, sowie dem Bekanntmachen mit den Wohn- und Arbeitszimmern der einzelnen Mandatsträger, ging es dann aber auch schon wie gewohnt um Kommunalpolitik: Thema im Technischen Ausschuss waren die Hans-Thoma-Höfe. Auf dem 1,7 Hektar großen Gelände soll ein modernes Quartier mit preisgünstigen Wohnungen entstehen. Eile ist dort nicht geboten, denn die Bagger, welche die bestehende Nachkriegsbebauung abreißen sollen, werden frühestens Ende des laufenden Jahres anrücken. Und so sagte im vergangenen Oktober auch Stefan Läufer vom Büro FSP Stadtplanung: „Wir haben keine Vorgabe, wie schnell das umgesetzt werden muss.“ Fest steht, dass das Quartier laut Planung in zwei Bauabschnitten entwickelt werden soll.

Ende 2022 sollen Arbeiten beginnen

Im Ausschuss bekräftigte Martin Lienhard (CDU), seine Fraktion freue sich sehr über das Projekt und stimme dem Vorhaben zu. Man wolle das Ganze nicht weiter aufhalten, dennoch fragte er nach dem zeitlichen Ablauf der Realisierung. Die per Video zugeschaltete Tanja Stiefel, Mitarbeiterin der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (Bima), sagte daraufhin, die Ausschreibung beziehungsweise die Anbietersuche laufe, sodass eine Beauftragung Ende des Jahres erfolgen könne. Plan sei es, Anfang 2022 detaillierter in die Umsetzung einzusteigen und Ende des kommenden Jahres mit dem Bau zu beginnen. Bezugsfertig soll das Gelände ihr zufolge Ende 2024 sein. „Die Realisierung des zweiten Abschnittes werden wir dann erst nach Fertigstellung des erstes Abschnittes in Angriff nehmen“, informierte sie zudem über das generelle Verfahren. Zwischenzeitlich habe man mit der Erschließung die Verkehrsplanungen realisiert – gemeinsam mit den Bewohnern. Der bestehende Plan vom Oktober 2020 sei jetzt außerdem um den Schallschutz ergänzt worden. Die Planer hätten nicht nur auf das Grundstück allein geschaut, sondern auch auf die umliegenden Quartiere. Im Zuge dessen habe man Lärmquellen sowie den Verkehr berücksichtigt und auf diesen Erkenntnissen die Planungen aufgebaut.

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Wie Stefan Läufer vor einigen Monaten berichtete, sollen zwischen den Häusern in Zukunft Höfe und Gärten das Gesamtbild prägen und verschönern. Aktuell werden dort noch viele Autos in dem Gebiet geparkt. Die Idee lautet also, Begegnungsräume für Menschen sowie gleichzeitig eine autofreie Zone zu schaffen. Diese Vision klang auch für die Mandatsträger gut, dennoch betonte Franz Wild (GUB): „Zustimmung gibt es von unserer Seite auf jeden Fall. Aber für uns ist es ganz besonders wichtig, dass die Zufahrt zu den Garagen in diesem Bereich gegeben ist, dasselbe gilt für die Zufahrt.“ Dieses Anliegen habe seine Fraktion vonseiten der Anlieger erhalten.

Verwirrung bei den Garagen

Was im Rahmen der ersten volldigitalen Ausschusssitzung ebenfalls diskutiert wurde, war die unter der Wohnbebauung vorgesehene Tiefgarage mit 186 Stellplätzen; weitere 64 Stellplätze und 31 öffentliche Stellplätze sollen den Planungen zufolge im Außenbereich des neuen Quartiers entstehen. So könnten 1,5 Stellplätze pro Wohnung garantiert werden. Klärungsbedarf herrschte jedoch in diesem Punkt. So stellte beispielsweise Rainer Hall (FDP/FW), der bei dem Projekt von einer „tollen Sache“ spricht, im Vergleich zum Oktober eine „grobe Planabweichung“ bei den Geschosshöhen fest. Achim Durler, ebenfalls Liberaler, wies ebenso darauf hin. Licht ins Dunkel brachte Stefan Läufer vom Büro FSP Stadtplanung, der auflöste: „An der Zahl der Geschosse hat sich nichts geändert, genauso hat sich an der Projektidee an sich nichts verändert zum Stand vom Oktober.“

Stefan Läufer, Büro FSP Stadtplanung
Stefan Läufer, Büro FSP Stadtplanung | Bild: Fahle Stadtplaner Partnerschaft mbB

Auch über die Themen Ökologie und Klimaschutz, welche bei dem Projekt eine große Rolle spielen sollen, wurde im Technischen Ausschuss gesprochen. Viele Aspekte wie „grüne Parkplätze“ oder die Begrünung der Flachdächer sollen berücksichtigt werden. Gottfried Vetter (SPD) nutzte diese Gelegenheit, um seinen Wunsch nach einer massiven Bebauung von Photovoltaik vorzutragen. Vonseiten seiner Fraktion gebe es ein „grundsätzliches Ja“, aber die SPD würde es schon gern sehen, wenn bei einer solchen Bebauung Photovoltaik-Anlagen stattfänden. Im Bebauungsplan sei zwar eine Begrünung festgeschrieben, aber nichts, was im Zusammenhang mit Photovoltaik stünde. „Wir sollten darauf achten, denn eine regenerative Energiegewinnung wäre schon toll“, so Vetter. Wie Tanja Stiefel von der Bima daraufhin informierte, sollen die geplanten Flachdächer begrünt werden. Und auf diese Dächer kommen ihr zufolge Photovoltaik-Anlagen. Zusätzlich wolle man Stellplätze mit E-Mobilität vorbereiten, „das ist unser Beitrag“.

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Schlussendlich wurde dem aktuellen Bebauungsplan der Hans-Thoma-Höfe im Technischen Ausschuss einstimmig zugestimmt und eben jener somit beschlossen. OB Erik Pauly sprach von einem tollen Vorhaben: „Das neue Quartier schafft viele neue Wohnungen und entlastet den Wohnungsmarkt in Donaueschingen.“