Für Diskussionen sorgt ein Grundstück in Hubertshofen. Die Thematik scheint so brisant, dass sie es in den Bauausschuss des Donaueschinger Gemeinderats geschafft hat.
Ago mit Sondernutzungsrecht
Es handelt sich um die Fläche bei Hubertshofen, auf der sich bis vor Kurzem das Jugendcamp des Vereins Ago befand. Der von Georg Tritschler geführte, gemeinnützige Verein bietet laut Homepage ein vielfältiges, naturnahes und erlebnisorientiertes Workshop-Angebot für Kinder und Jugendliche bis zum Alter von 14 Jahren. bei der Ago-Vereinsfläche handelt es sich um eine „Fläche des öffentlichen Gemeinbedarfs“
Die Grundsatzfrage ist: Hängt das Nutzungsrecht rein am Grundstück oder nur an der bisherigen, sozialen Nutzung? Das Gelände war zusammen mit dem dazugehörigen Wilmannshof von Chiara Dufner und Timo Spiegel erworben worden.
Die neuen Besitzer haben ein eigenes Konzept für ein gemeinnütziges Vorhaben eingereicht, das kleinere Baumaßnahmen beinhaltet. Dabei berufen sie sich auf das Sondernutzungsrecht, ohne dass diese Baumaßnahmen nicht genehmigungsfähig wären.
Stall und Reitplatz geplant
Im Kern beinhaltet ihr Konzept das Ziel, Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen den respektvollen Umgang mit Tieren näherzubringen. Dies geschieht durch gezielte Bildungsangebote, praktische Erfahrungen und interaktive Programme mit Pferden, Ziegen und Hühnern. Dazu soll auch ein Stall und ein kleiner Reitplatz entstehen.
Sowohl schulische Veranstaltungen als auch Freizeitgestaltung sollen angeboten werden, auch im Rahmen einer AG, eines Workshops oder eines Kindergeburtstags. Das Projekt soll ausschließlich aus eigenen Mitteln finanziert werden. „Wir machen das alles unentgeltlich“, sagt Chiara Dufner, „die können kommen, werden hier versorgt und haben einen schönen Tag von drei bis vier Stunden“.

Welche Motive haben die beiden? „Meine Mutter ist im Heim aufgewachsen und hat eine schlimme Kindheit erlebt. Ich selbst bin mein Leben lang geritten, das war finanziell nicht immer einfach. Heute habe ich alles. Warum soll ich das anderen Leuten nicht anbieten“, sagt Chiara Dufner.
Sie möchten sich vorbehalten, das Konzept später als Verein auszuüben. Derzeit gebe es dafür aber keine Notwendigkeit.
Je nach Jahreszeit und Nachfrage soll es vier bis acht Events im Monat geben, je nach Gruppengröße müssen die Kinder mit einem oder mehreren Betreuern kommen, die Aufsichtspflicht liegt bei diesen Personen. „Wir kümmern uns um die Tiere“, so Chiara Dufner. In Monaten mit geringer Nachfrage soll das Angebot auch für einzelne Termine der Allgemeinheit zur Verfügung gestellt werden.
Mehr Zusammenarbeit mit der Stadt
„In diesem Rahmen sehen wir, dass die Fläche für den Allgemeinbedarf genutzt wird“, so Jochen Amma, Amtsleiter Bauverwaltung, in der Sitzung des Bauausschusses am 18. März über die Bau-Voranfrage. Ferner brachte er den Wunsch zum Ausdruck, mit den neuen Eigentümern die Kooperation mit der Stadt zu stärken, dort auch städtische Veranstaltungen stattfinden zu lassen, beispielsweise im Ferienprogramm.
Prinzipiell finde sie das Konzept gut, so Alexandra Riedmeier von der GUB, doch was passiert, wenn gebaut wird und das findet nachher nicht statt? Auch Achim Durler (FDP) begrüßt das Vorhaben. Wenn ein offizieller Bauantrag komme, werde das konkretisiert. Auch Julia Bolkart (CDU) findet den Antrag gut, warnte aber vor juristischen Folgen, wenn das Vorhaben scheitert.
Peter Rögele (SPD) erinnerte an das Ago-Camp als einzigartige Einrichtung in der Region. Er frage sich, wie ein neuer Bauantrag noch im Zusammenhang mit dem bisherigen Konzept stehe und welche Vorgaben von der Stadt für eine neue Nutzung gemacht werden können.
OB sieht Beobachtung erforderlich
Nach längerer Diskussion fasst Oberbürgermeister Erik Pauly zusammen: Er gehe von einer zweckentsprechenden Tätigkeit dort aus. „Aber nur unter der Voraussetzung, dass das auch eingehalten wird. Das heißt, der Betrieb muss von der Behörde permanent beobachtet werden. In dem Moment, wo der Betrieb eingestellt wird, wären die Anlagen nicht mehr rechtmäßig und es müsste zurückgebaut werden“, so Pauly.
Damit ein eventueller Rückbau nicht an der Stadt hängenbleibt, müsse eine Bürgschaft hinterlegt werden. Man müsse aber erst den Bauantrag abwarten, dann müsse die rechtliche Situation noch einmal abgeklopft werden.
Ortschaftsrat verlangt regelmäßige Veranstaltungen
Ähnlich sieht das der Ortschaftsrat in Hubertshofen. Er findet die Idee an sich gut, so Ortsvorsteher David Preis. Die Nutzung könne aber nur gegeben werden, wenn auch eine entsprechende soziale Nutzung dahinter stehe. Er macht zur Bedingung, dass mehrere Male pro Monat Veranstaltungen stattfinden müssen, damit die Praxis der vorgesehenen Nutzung entspricht. Wenn nicht, müsse wie vertraglich festgelegt, ein Rückbau erfolgen.
Hat sich die Genehmigung erledigt?
Monika Winterhalder, ehemalige Ortsvorsteherin von Hubertshofen dagegen führt an, dass das Nutzungsrecht nur für den Verein Ago gedacht war. Dieser Verein nutzt das Gelände nun nicht mehr und baut die Anlagen ab. Damit habe sich die Genehmigung erledigt, so die Meinung der ehemaligen Ortsvorsteherin.
Sie sei erstaunt, dass nun einer Privatperson, die dieses Grundstück gekauft hat und ein paar Pferde besitzt, Rechte zugesprochen werden, die einem Nicht-Landwirt nicht zustehen. Es stehe der Versuch im Raum, sich die Bauten unter dem angeblichen Vorwand „ehrenamtliche Nutzung“ außerhalb der Abrundungssatzung eines Nicht-Landwirtes genehmigen zu lassen – so ihre Ansicht. Dies führe gemäß ihrer Einschätzung zu Unzufriedenheit im Ort, weil in der Vergangenheit anderen Grundstücksbesitzern ähnliche Bauvorhaben verwehrt wurden.
Ago zieht um
Und was wird aus dem Ago? Über Jahre lief das Konzept. „Alles läuft normal weiter, ein Teil wie die Mosterei bleibt in Hubertshofen. Das Kreativ-Camp dort ist Geschichte, wir planen eine Neuausrichtung außerhalb der Stadt“, so der kurze Kommentar von Georg Tritschler, dem Vorsitzenden des Vereins.