Fischwilderei ist kein Kavaliersdelikt. Wer sich schon einmal dabei ertappt hat, eine schöne Forelle im Bach lieber auf dem eigenen Grill zu sehen, anstatt im Bachbett, ist eigentlich mit einer Flosse bereits im Gefängnis. Zumindest theoretisch.
Praktisch läuft es für die Übeltäter im Moment etwas besser: Michael Birk, der Vorsitzende der Fischervereinigung Hüfingen, schlägt Alarm und berichtet von einer Problematik, die nicht nur in Hüfingen, sondern in der gesamten Region um sich greift.
Organisierte Aktionen mit Netzen
„Fischwilderei ist längst keine Seltenheit mehr“, erklärt Birk. „Was früher vielleicht als Kavaliersdelikt angesehen wurde, entwickelt sich mittlerweile zu einem ernsthaften Problem für unsere Gewässer und die Fischbestände.“ Die Rede ist von illegalen Fangaktionen in Fischweihern, bei denen sich die Täter gezielt über geltendes Recht hinwegsetzen.
„Es sind nicht mehr nur Einzelpersonen, die mal eben eine Angel ins Wasser halten“, sagt Birk. „Wir sprechen hier von organisierten Aktionen, bei denen sogar Stellnetze und Reusen zum Einsatz kommen.“
Auch Jonas Schuster aus dem Vorstand vom Angelsportverein Blumberg berichtet von Personen, die am Blumberger Merkelweiher höchst verdächtig gesichtet wurden und auch von Ruten, die nach getaner Wilderei achtlos im Gebüsch gefunden wurden.
Täter schlagen meist nachts zu
„Solange man sich bei Aldi und Lidl Ruten für wenig Geld besorgen kann, wird das absehbar nicht besser werden“, ergänzt hierzu auch Werner Mattes, Vorsitzender der Anglervereinigung Donaueschingen-Pfohren.
Fischdiebe kennen keine Schonzeiten, keine Mindestmaße und entnehmen Fische auch in großen Mengen, bis hin zur Bestandsgefährdung.
„Es gibt Fälle, bei denen komplette Weiher leer geräumt wurden“, berichtet Birk. „Die Täter sind dabei professionell organisiert und nutzen meist die Nacht, um unbeobachtet zuzuschlagen.“

Fischdiebe kommen oft glimpflich davon
Ein weiteres Problem, das Birk und Mattes ansprechen, ist die mangelnde Unterstützung durch die zuständigen Behörden. „Es ist frustrierend“, sagt Mattes, „wenn wir die Polizei einschalten und letztlich nichts passiert. Zwar sind die Polizeistreifen schnell da – wenn nicht gerade woanders ein großer Brand gelöscht werden muss – aber oftmals sind die Täter dann schon über alle Berge.“
Und selbst wenn ein Fischdieb auf frischer Tat ertappt werde, quasi mit zappelnem Fisch am Haken, warte als Belohnung auf die Aufklärer eine umfangreiche Dokumentation der Zeugenaussagen und Papierkrieg. Das alles koste jede Menge ehrenamtlicher Lebenszeit, damit am Ende der Staatsanwalt das Verfahren aus irgendeinem Grund dann doch wieder einstelle.
Härtere Strafen gefordert
„Ich schätze die Quote auf 20 zu 1“, sagt Mattes in Bezug auf die Anzahl der Täter, die angezeigt werden und die dann auch tatsächlich richtig Ärger mit der Justiz bekommen. Oftmals werde Fischwilderei einfach nur als Bagatelle angesehen, was dazu führe, dass die Täter mit geringen oder gar keinen Konsequenzen davonkommen.
Birk fordert ein Umdenken bei den Behörden und auch in der Gesellschaft. „Es muss klar sein, dass Fischwilderei kein Kavaliersdelikt ist, sondern eine ernst zu nehmende Straftat, die genauso geahndet werden muss, wie die Wilderei im Wald.“
Vereine auf sich alleine gestellt
Doch es ist nicht nur die mangelnde Quote, die Birk kritisiert. Auch die Rolle des Fischereiverbands sieht er kritisch. „Der Verband hilft uns hier nicht“, erklärt er resigniert. „Es gibt keine Lobbyarbeit, keine Unterstützung – weder in rechtlichen Fragen noch bei der Durchsetzung von Maßnahmen gegen die Wilderei.“ Diese Ohnmacht führe dazu, dass die Vereine auf sich alleine gestellt seien, was die ohnehin schwierige Lage noch weiter verschärfe.
Die Fischervereinigung Hüfingen versucht indes, das Problem mit eigenen Mitteln in den Griff zu bekommen. „Wir machen, was wir können“, sagt Birk. „Aber ohne Unterstützung durch die Behörden stoßen wir an unsere Grenzen.“ Eine mögliche Lösung sieht er in der verstärkten Zusammenarbeit zwischen Vereinen, Behörden und der Politik. „Es braucht mehr Transparenz und klare Vorgaben, wie in solchen Fällen zu verfahren ist“, so Birk. „Und vor allem muss die Justiz begreifen, dass es hier nicht um Bagatellen geht.“
Besonders alarmierend findet Birk die Tatsache, dass die Fischwilderei oft von Personen verübt wird, die keinerlei Bezug zur Region haben. „Es ist schwierig, etwas gegen durchreisende Täter zu unternehmen“, erklärt er. „Diese Leute halten sich nicht an unsere Gesetze und verschwinden mit ihren LKWs oft genauso schnell, wie sie gekommen sind.“ Besonders ärgerlich sei dabei, dass die Täter häufig ungeschoren davonkommen, weil es an effektiven Maßnahmen fehle.
Schutz der natürlichen Ressourcen
Für die Zukunft hofft Birk auf einen Kurswechsel – sowohl in der Politik als auch in der öffentlichen Wahrnehmung. „Es kann nicht sein, dass vor unseren Augen ständig Straftaten begangen und unsere Gewässer leergefischt werden und kaum jemand etwas dagegen unternimmt“, sagt er abschließend. „Wir brauchen endlich ernsthafte Bemühungen, um diese Wilderei zu stoppen.“
Die Fischervereine auf der Baar und ihre Mitglieder werden weiterhin wachsam bleiben. Doch ohne eine breite Unterstützung seitens Behörden und Gesellschaft, so Birk, werde der Kampf gegen die Fischwilderei ein Kampf gegen Windmühlen bleiben. „Es geht hier nicht nur um die Fische“, betont er. „Es geht um unser kulturelles Erbe und den Schutz unserer natürlichen Ressourcen.“