Üblicherweise gibt es um diese Zeit des Jahres für Veranstaltungstechniker eine Menge zu tun. Überall sind Feste, die Menschen gehen ins Freie, besuchen Konzerte, Freilufttheater, Kabarett. Nicht so im Sommer 2021. Zwar gibt es auch Veranstaltungen, aber es sind viel weniger als in den Vorjahren. Dazu sind entsprechende hygienische Schutzmaßnahmen notwendig. Wegen Corona.
Arge Nöte
Das bedeutet im Umkehrschluss nicht nur, dass es diesen Sommer weniger zu erleben gibt, sondern auch, dass eine ganze Branche dadurch in arge Nöte kommt. Die Rede ist von den Veranstaltungstechnikern. Das sind jene Menschen, die dafür sorgen, dass Künstler bei einem Auftritt gut zu sehen und zu hören sind. Sie stellen Licht- und Ton-Anlagen auf, mischen den richtigen Klang, sorgen für die richtige Licht-Stimmung. Und das alles meist so, dass der Aufwand den Zuschauern gar nicht richtig bewusst wird.
Saison fast vorbei
Zu dieser Branche gehört auch Peter Hübsch von der Firma Hübsch – Licht, Ton, Events. „Der Sommer ist ziemlich kaputt“, sagt er. Damit meint er die bereits ins Wasser gefallenen Veranstaltungen, bei denen er üblicherweise mit seiner Technik für die richtigen Effekte sorgt. „Im August ist eigentlich das Windhundfestival. Auch das Poloturnier – alles ist abgesagt“, sagt er. Jetzt stehe die Urlaubszeit an. Danach sei es fast schon wieder vorbei.
Delta-Variante
Eigentlich beginne die Saison bereits im Mai, „da war hier allerdings noch alles dicht“, so Hübsch. Jetzt schaut er bereits in Richtung Herbst und Winter – und fürchtet Schlimmes: „Ich sehe schwarz auf den Winter hin. Wir haben schon die ersten Stornierungen für Weihnachtsfeiern reinbekommen.“ Die Stimmung, die bei den Kunden wahrnehmbar sei, zeige eine gewisse Vorsicht. „Und wenn dann alles aus dem Urlaub wieder zurück ist, dann ist die Delta-Variante ein starkes Thema“, sagt Hübsch. Jeder warte bereits auf die vierte Welle – und die damit verbundenen Folgen. Es seien zwar mittlerweile wesentlich mehr Personen geimpft, „aber vielleicht wird bei uns dann wieder alles dicht gemacht. Unsere Branche leidet zuerst.“ Das sei auch bei den vergangenen Lockdowns der Fall gewesen.
Für das Geld arbeiten
Was jetzt an Aufträgen reinkommen reiche nicht, um die Kosten zu decken. Peter Hübsch ist froh über die staatliche Hilfe: „Ich bin froh, dass das Überbrückungsgeld jetzt kam.“ Das habe lange gedauert. Es helfe, aber zufrieden ist Hübsch nicht: „Ich will für mein Geld arbeiten.“ Die Hilfen seien zu arg auf den Minus-Einsatz und nicht auf die Deckungs-Beiträge ausgelegt.

Idealismus gehört dazu
In der Firma hat er derzeit eine fest angestellte Mitarbeiterin. Üblicherweise deckt er den Rest über freie Mitarbeiter und Minijobber ab. Dafür fehle das Geld jetzt natürlich auch. „Wir sind keine Branche, die vom Preis-Niveau im oberen Level mitspielt.“ Auch nicht über die Stundensätze. Aber woher kommt dann die Motivation? „Dazu gehört auch eine gehörige Portion Idealismus. Deshalb gehe man in der Branche nicht einfach auf die Straße, um zu demonstrieren, sondern werde kreativ.
Night of Light
Das habe man bei den Veranstaltungen der sogenannten Night of Light gezeigt. Dabei haben Veranstaltungstechniker bestimmte Gebäude nachts in rotes Licht getaucht. Das geschah bereits in Donaueschingen, Bräunlingen und Hüfingen. Dort wurden zuletzt das Rathaus und die Stadtkirche beleuchtet. Die Farbe Rot war dabei durchaus bewusst gewählt. Sie steht als Alarm für den derzeitigen Zustand der Branche, wenn nicht wieder Veranstaltungen möglich sind, entsprechende Hilfsgelder fließen. „Zumindest hier sind wir von den Behörden ein bisschen erhört worden“, erklärt Hübsch.
Kräftezehrend
Die Situation dauere nun schon so lange an, das zehre an den Kräften: „Auf lange Sicht haben wir noch keine Perspektive. Wir haben den Punkt erreicht, an dem nur noch Ungewissheit herrscht.“ Im vergangenen Jahr habe es schon nicht viel Arbeit gegeben. „Das durchzustehen erfordert viel Kopfarbeit. Man denkt darüber nach: Wie geht es nächsten Monat weiter, wie kann ich noch etwas generieren?“ Wenn es dann weitergehen sollte und man normal arbeiten könnte: „Dann sind die Akkus leer.“ Diese psychische Belastung werde von der Politik nicht gesehen.
Der Vorteil sei: „Wir sind relativ flexibel und können uns schnell umstellen. Aber wir brauchen eben eine Perspektive.“ Mit Beginn der Impfungen habe es geheißen dass die Situation sich bessere, wenn erst mal genügend Menschen ein Vakzin bekommen haben: „Jetzt sind wir wieder soweit, dass uns möglicherweise im Herbst Einschränkungen bevorstehen.“
Wie lange noch aushalten?
„Ich kann sagen, dass wenn die Hilfen nach der Wahl nicht weitergehen, ich am Ende des Jahres überlegen muss, in welcher Richtung ich mich weiter orientiert“, sagt Hübsch. Und ewig könne die Regierung auch keine Milliarden in die Wirtschaft pumpen. „Wir leiden ja nicht nur im Openair-Bereich. Wir bedienen auch Industrie-Kunden. Und die sind alle vorsichtig.“ Selbst wenn im Dezember schließlich doch alles offen sein sollte: „Niemand wird im Dezember noch schnelle eine Weihnachtsfeier für 500 Leute auf die Beine stellen. Außerdem können wir nicht morgen aufmachen und sofort weitermachen, als wäre nichts gewesen. Dieses Jahr ist für die meisten schon gegessen. Ich bin froh, es überhaupt soweit geschafft zu haben. Die Hilfen seien schon nützlich wenn sie denn kommen, „aber sie sind keine Dauerlösung“, sagt Hübsch.