Rund 30 Kilometer lang ist die Wutachschlucht. Wie ein gigantischer Riss in eine bestehende Landschaft birgt sie nicht nur eine einmalige Flora und Fauna. Wer sich diesem Naturerlebnis nicht mit einer angemessenen Ausrüstung nähert, begibt sich in Gefahr. Mit ihrem Leben spielen Wagemutige, wenn sie den Schluchtengang auf Wintertage oder – noch aberwitziger – in Winternächte verlegen.

Autos stehen am Eingang der Schlucht

„Ich erlebe immer wieder, dass sich Wanderer noch spät auf den Weg in die Schlucht machen und sich von mir auch nicht davon abbringen lassen“, bedauert die Bachheimer Ortsvorsteherin Petra Kramer. Obwohl die Schlucht gefährlich ist, was erst jüngst der tödliche Unfall in Blumberg zeigte, konnte Petra Kramer an Silvester und Neujahr zehn Autos mit verschiedenen Kennzeichen aus dem näheren und weiteren Umland entdecken, die an der Halle, ganz in der Nähe zum Eingang der Schlucht geparkt waren.

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„Von den Wanderern wird die Gefahr unterschätzt“, mahnt der Vorsitzende des Schwarzwaldvereins, Karlheinz Rontke. Denn auch bei längerem sonnigem Wetter kämen die Sonnenstrahlen nicht unbedingt in der Schlucht an. Eine Erfahrung, die auch im Sommer gilt. „Im Winter sind die Wege rutschig und bis spät ins Frühjahr vereist und mit Schnee bedeckt“, so Rontke weiter.

Trotz schöner Sonnentage herrscht in der Wutachschlucht noch Winter mit Schnee und Eis.
Trotz schöner Sonnentage herrscht in der Wutachschlucht noch Winter mit Schnee und Eis. | Bild: Gerold Bächle

Der Schwarzwaldverein könne frühestens zu Ostern die Schlucht wieder begehbar machen. Die Beschädigungen, welche durch Hochwasser, Erdrutsche oder umfallenden Bäume entstanden sind, müssten vor der Wandersaison behoben werden.

Absperrungen werden ignoriert

„Die Wandersaison wird erst nach Ostern, bei schlechter Witterung erst später beginnen“, so Wutachranger Martin Schwenninger. Der Wutachranger veröffentlicht laufend aktuelle Hinweise zum Zustand der Wutachschlucht im Internet. Zu den Informationen kommen Vorbote und dringende Empfehlungen in Form von Absperrungen und entsprechendem Aushänge an den Eingängen der Schluchten und Nebenschluchten sowie auf den Wanderparkplätzen. Doch all dies stört unvernünftige Wanderer nicht.

Wichtig für die Natur und für die Winterruhe der Tiere ist es, die Wutachschlucht derzeit noch nicht zu begehen. Erst mit Beginn der ...
Wichtig für die Natur und für die Winterruhe der Tiere ist es, die Wutachschlucht derzeit noch nicht zu begehen. Erst mit Beginn der Wandersaison, frühestens an Ostern, ist ein sanfter Tourismus angezeigt. | Bild: Gerold Bächle

Das bleibt nicht ohne Folgen. Wie Martin Schübel von der Bergwacht informiert, hat die Ortsgruppe Wutach, welche die Wutachschlucht betreut, jedes Jahr rund 40 Einsätze. Auch für die Retter der Bergwacht sind diese Einsätze nicht ungefährlich, obwohl sie mit einer entsprechenden alpinen technischen Ausrüstung unterwegs sind. Steigeisen, Schneeschuhe und eine besondere Ausbildung seien für die Helfer der Bergwacht unbedingt erforderlich, so Schübel.

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Zusätzliche Belastungen beschert das Internet. Bedauerlicherweise gebe es in den Sozialen Medien Werbungen für Abenteuerwanderungen in der Wutachschlucht im Winter, oder gar in den Abend- oder Nachtstunden, ärgert sich Karlheinz Rontke. Und leider fände man auf diesen Outdoor-Portalen keinerlei Hinweise auf die großen Gefahren, die mit einer Durchquerung der Schlucht im Winter verbunden sind.

Absperrungen werden nicht beachtet, ganz im Gegenteil. Auf Outdoor-Erlebnisseiten gilt die Wutachschlucht im Winter oder nachts als ...
Absperrungen werden nicht beachtet, ganz im Gegenteil. Auf Outdoor-Erlebnisseiten gilt die Wutachschlucht im Winter oder nachts als Erlebnis pur. Dass dabei immer wieder schwere Unfälle vorkommen – davon ist in den Foren leider nicht die Rede. | Bild: Gerold Bächle

Wer sich sich abseits der Saison einen Eis und Schnee veredelten Erlebniskick verschafft, bringt in der Schlucht nicht nur sich in Gefahr. Es sei nicht nur so, dass sich Wanderer abseits der Wege bewegen und damit die Natur stören, ärgern sich die Jagdpächter Ottmar Heiler und Udo Wambach. Die Winterwanderer schreckten gerade in diesen Monaten die Tiere in ihrer Ruhezeit auf.

Wanderer schrecken das Wild auf

„Das Wild flüchtet und verbraucht zusätzlich notwendige Energie“, so die Jagdpächter. Sie haben weiteres Fehlverhalten auf dem Schirm. In die Wutachschlucht – egal ob Sommer oder Winter – gehörten auch weder Mountainbiker oder Moto-Cross-Fahrer, die man hier wieder antreffe und auch das Reiten sei in der Schlucht nicht tragbar.

Trotz der Verbotsschilder trifft man in der Wutachschlucht Motocrossfahrer und Mountainbiker.
Trotz der Verbotsschilder trifft man in der Wutachschlucht Motocrossfahrer und Mountainbiker. | Bild: Gerold Bächle

„Die Wutachschlucht ist im Winter tabu“, sind sich die Verantwortlichen einig. Das einzigartige Naturparadies müsse mit allen zu befolgenden Regeln geschützt und der Nachwelt erhalten werden. Für Naturfreund ohne sich selbst oder andere in Gefahr zu bringen. „Wir appellieren an alle Wanderer, sich vor der Tour beim Wutachranger oder den sozialen Medien zu informieren“, empfiehlt Petra Kramer.