Herr Schübel, wie erleben Sie und Ihr Team von der Bergwacht Wutach bisher diesen Sommer?
Der Sommer ist grundsätzlich die Haupteinsatzzeit unserer Ortsgruppe. Besonders in der Ferienzeit sind mehr Wanderer oder andere Outdoor-Sportler unterwegs, somit nimmt die Anzahl der Einsätze während dieser Zeit auch zu. Wenn wir diesen Sommer mit den letzten Jahren vergleichen, ist das Einsatzaufkommen tatsächlich erhöht. Wobei wir, das heißt sechs Ortsgruppen, im Bereich Bereich Waldshut /Schwarzwald-Baar im Jahr 2020 circa 250 Einsätze hatten. Im Vergleich zu den letzten Jahren haben wir in diesem Sommer auch mehr Zeit in die Ausbildung investiert. Durch die Corona-bedingte Ausbildungspause im Frühjahr haben wir beispielsweise die Ferienpausen ausgelassen und durchgängig Ausbildung betrieben.
Haben Sie mehr Einsätze als in anderen Jahren, weil viele Menschen ihren Urlaub in Deutschland verbringen?
Die Einsatzzahlen sind im Vergleich zu den Vorjahren gestiegen. Man merkt, dass die Wanderparkplätze gerade jetzt in den Ferien besonders gut gefüllt oder überfüllt sind. Unsere Einsätze spielen sich nicht nur in der Wutachschlucht ab. In der ganzen Region sind die Menschen in der Natur unterwegs, egal ob zu Fuß, mit dem Fahrrad oder auch mit Pferden.
Hat sich an Ihrer Arbeit in den letzten Jahren etwas geändert?
Ja. Am Anfang hatte unsere Ortsgruppe rund 90 Prozent ihrer Einsätze im der Bereich der Wutachschlucht. Inzwischen haben sich unsere Einsatzstellen erweitert, wir sind fast für den ganzen südöstlichen Teil des Landkreises Schwarzwald-Baar und den nordöstlichen Bereich des Landkreises Waldshut im Einsatz. Wobei zu sagen ist, dass die Einsatzgebiete der einzelnen Ortsgruppen nicht mehr so strikt festgelegt sind wie früher. Unsere Fahrzeuge sind alle durch GPS von der jeweiligen Integrierten Leitstelle zu sehen, alarmiert wird das nächstgelegene Fahrzeug.
Die letzten Wochen regnete es viel, manche Wanderwege wie in der Wutachflühe sind gesperrt. Sind die Wutachschlucht, die Gauchachschlucht und die Engeschlucht zum Beispiel schon wieder gut begehbar?
Über die aktuelle Wegesituation informiert der Wutachranger Martin Schwenninger regelmäßig auf Twitter. Durch die starken Niederschläge sind die ganzen Wege logischerweise matschig und dadurch auch rutschig. In der Wutachflühe gibt es beispielsweise eine Schlechtwettervariante, die aktuell empfohlen wird.

Viele Einsätze der Bergwacht sind dadurch bedingt, dass die Besucher der Schluchten zu unachtsam sind oder für ihre Tour nicht entsprechend ausgerüstet. Wie erleben Sie das dieses Jahr?
Die Wandertouristen sind immer besser vorbereitet und haben auch immer bessere Ausrüstung. Der Wanderer, welcher mit Birkenstock-Schuhen durch die Wutachschlucht wandert, ist eigentlich fast von der Bildfläche verschwunden. Es gibt inzwischen viele Onlineportale, welche ganz gut über den Zustand der Wege und auch Wanderrouten, mit unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden, informieren. Natürlich trifft man aber immer wieder auf Wanderer, die sich selbst überschätzt oder ihre geplante Wanderroute unterschätzt haben.

Welchen Tipp oder Rat hätten Sie als vordringlich für die Besucher der romantischen Wege in den Schluchten?
Eine Wanderung sollte gut vorbereitet sein. Im Internet findet man viele Tourenvorschläge mit entsprechendem Schwierigkeitsgrad. Der Wutachranger informiert regelmäßig über die Wegesituation in der Wutachschlucht und den ganzen Nebenschluchten. Auch die Ausrüstung ist ein wichtiger Baustein für eine erfolgreiche Wanderung in der Wutachschlucht. Wetterangepasste Kleidung sollte genauso wie ausreichendes Vesper und Trinken einen Platz im Rucksack finden.
Über die Aufgaben der Rettungsdienste gibt es verschiedene Vorstellungen. Wofür ist die Bergwacht zuständig?
Die Bergwacht Schwarzwald übernimmt im Auftrag des Landes Baden-Württemberg den Rettungsdienst abseits von Straßen im unwegsamen Gelände. Für diese Aufgabe hat die Bergwacht eine Reihe besonders geländegängiger Fahrzeuge. Außerdem haben wir viele andere Ausrüstungsgegenstände wie Tragen, die uns die Arbeit abseits von Wegen und Straßen erleichtern.
Wer kann Mitglied bei der Bergwacht werden und wie lange dauert die Ausbildung?
Mitglied der Bergwacht kann grundsätzlich jeder werden. Interessenten sollten eine gewisse körperliche und geistige Fitness mitbringen. Vorkenntnisse im Alpinsport oder medizinischen Bereich sind wünschenswert, aber keinesfalls Vorrausetzung für eine Mitgliedschaft. Die Ausbildung zum Bergretter dauert zwei Jahre und ist sehr umfänglich. Neben einer medizinischen Ausbildung wird der Bergretter-Anwärter auch im Bereich der Technik geschult. Er lernt unter anderem einen schwer verletzten Patienten medizinisch zu versorgen und wie er sich in schwer zugänglichem oder vielleicht auch absturzgefährdetem Gelände selbst sichert und einen Patienten rettet.
Fragen: Bernhard Lutz