In der jüngsten Gemeinderatssitzung erging bei zwei Enthaltungen ein einstimmiger Beschluss, dem Verein „Hagelabwehr Schwarzwald-Baar und Tuttlingen“ zum 1. Januar 2022 ebenfalls beizutreten.

Unwetter häufen sich

Mit dazu beigetragen haben sicherlich Unwetterereignisse wie die Hagelkatastrophe in Bösingen, aber auch die Starkregen- und Hagelereignisse in der Gesamtgemeinde Niedereschach in diesem Sommer.

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Bei vielen Bürgern, Gemeinde- und Ortschaftsratsmitgliedern wie auch der Verwaltung, habe sich damit auch die Frage eines Beitritts der Gemeinde Niedereschach zum Hagelfliegerverein gestellt, so erläuterte Bürgermeister Martin Ragg den Sachverhalt. Vor größeren Unwetterschäden könne hier der Hagelfliegerverein die Bürger bewahren, denn bei einem drohenden Unwetter steige das Flugzeug auf und versprüht unter der Hagel-Wolke eine Lösung aus Silberjodid. Dieser Stoff steige hoch in die Wolke und sorge nach Überzeugung der Befürworter dieser Methode dafür, dass die Wolken abregnen, bevor sich die gefährlichen dicken Hagelkörner bilden können. Und gemessen an den immensen Unwetterschäden der vergangenen Jahre hielten sich die Kosten für den Hagelfliegerverein in Grenzen: der Jahresbeitrag für eine Gemeinde beläuft sich derzeit auf 22 Cent pro Einwohner und liege somit aktuell bei 1320 Euro.

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In der Sitzung zugegen waren der Vorsitzende des Hagelfliegervereins, Peter Hellstern und Beirat Thomas Opperländer. Sie stellten den Verein sowie die Funktion und die Abläufe bei der Hagelabwehr vor. Wichtig sei es, so erläuterte Peter Hellstern, dass der Hagelflieger bei entsprechenden Wetterlagen zur „richtigen Zeit am richtigen Ort“ sei. Und die Bilder, die Hellstern an die Wand projizierte, wie jene vom großen Unwetter aus dem Jahre 2006, sprachen für sich.

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Lob dem Silberjodid

Inzwischen sei auch nachgewiesen, dass Silberjodid in den Wolken ein frühzeitiges Abregnen und damit die Bildung großer Hagelkörner verhindere, wie es auch nachgewiesen sei, dass das Silberjodid weder Menschen und Tieren noch der Natur schade, da der Stoff vor dem Aufsprühen stark verdünnt, mit Aceton vermischt und zudem extrem verwirbelt werde. „Es gibt weltweit nur eine einzige Methode, um mit hoher Wahrscheinlichkeit schlimme Hagelschäden zu verhindern, dies ist das Einbringen von Silberjodid in die Gewitterzellen. Und wenn jemand sagt, das funktioniert nicht, so sei auch gesagt, dass es keine Alternative dazu gibt“, betonte Hellstern.

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Wie viele Stunden der Hagelflieger bei drohender Hagelneigung in der Luft verbringen kann, ob man es mit Silberjodid erreichen könne, dass es aus dem blauen Himmel heraus regne und man somit auch das Klima beeinflussen könnte, wie sichergestellt wird, dass immer rechtzeitig Piloten und Flugzeuge zur Verfügung stehen und wie groß das Einzugsgebiet des Fliegers ist, waren Fragen aus der Ratsrunde, die Hellstern fachlich kompetent und überzeugend beantworten konnte, verbunden mit dem Wunsch, dass es ihn freuen würde, wenn auch Niedereschach dem Hagelfliegerverein beitreten würde.

Schließlich koste der Flieger 130.000 Euro im Jahr, und es sei nicht einfach, diese Summe zusammenzubekommen – verbunden mit dem Hinweis, dass ein zweiter Hagelflieger der Wunsch des Vereins sei: „Denn Die Unwetter werden mehr, wir wollen die Einsatzbereiche ausweiten, und unser Flieger ist am Limit.“

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Der Hagelflieger

Vor 15 Jahren wurde Villingen-Schwenningen von einem schweren Hagelunwetter erschüttert. Versicherungen addierten nach Monaten eine Schadensdimension von über 250 Millionen Euro. 14 Gemeinden des Kreises entschlossen sich in der Folge, nicht tatenlos zuzuschauen. Sechs der 20 Gemeinden des Kreises beteiligten sich nicht an der Finanzierung des Fliegers. Der Hagelfliegerverein trägt die Struktur dieser Rettungseinrichtung.

Vorbild ist die Region Südtirol. Dort wird seit Jahrzehnten vom Boden aus das Silberjodid mit Kanonen in die Wolken geschossen. Mit dem Flugzeug glauben die Verfechter des Hagelfliegers, noch gezielter die Wolken abregnen lassen zu können. Der entscheidende Stoff ist Silberjodid. Aus Tanks am Flugzeug wird es in die Wolken geimpft. Die Methode ist umstritten. Lauteste Contra-Stimme ist Wetterexperte Jörg Kachelmann. Er bezeichnet die Vorgehensweise generell als Humbug.