Sommerzeit ist Fahrradzeit – um genauer zu sein E-Fahrradzeit. Von 2009 bis 2019 ist der Absatz von Pedelecs in Deutschland laut statista.de von 150.000 auf 1,36 Millionen im Jahr gestiegen. Auch im Schwarzwald-Baar-Kreis nimmt der Zahl der E-Bikes zu. Das führt zwangsläufig zu mehr Unfällen von Menschen auf Fahrrädern mit elektrischem Hilfsmotor, wie Guido Wanner, Direktor der Klinik für Unfallchirurgie und Orthopädie am Schwarzwald-Baar-Klinikum, auf SÜDKURIER-Anfrage sagt.

Bild 1: Bereits an 25 Prozent aller Fahrradunfälle im Schwarzwald-Baar-Kreis sind Pedelec-Fahrer beteiligt. Entscheidendes Kriterium: das Alter der Fahrer
Bild: Hans-Juergen Goetz

Die Zunahme an Unfällen liege aber nicht am Fortbewegungsmittel an sich: „Eine der größten Nutzergtruppen sind Senioren. Somit sind auch vermehrt Pedelec- beziehungsweise E-Bike-Unfälle von Senioren zu verzeichnen. Studien haben jedoch gezeigt, dass nicht der Fahrradtyp, sondern das Alter des Fahrers mit der Unfallhäufigkeit einhergehen. Das heißt, die Unfallwahrscheinlichkeit erhöht sich mit dem steigenden Alter, nicht jedoch mit dem Fahrradtyp“, so Wanner weiter.

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Kommt es zu einem Unfall auf einem E-Fahrrad, seien die Folgen gravierender, als mit Rädern ohne elektrischen Hilfsmotor. Wanner: „Verunfallen Fahrer von Pedelecs und E-Bikes, haben sie öfter schwerwiegendere Verletzungen. Auch die Schädel-Hirnverletzungen seien bei Pedelec-Fahrern, die einen Unfall haben, häufiger.“ Zu diesen zählten beispielsweise kompliziertere Knochenbrüche und schwerere Weichteilverletzungen, Rippenbrüche sowie stumpfe Bauchverletzungen mit teilweise inneren Blutungen.

Gerhard Bucher auf seinem E-Bike Video: Hans-Jürgen Götz

Pedelec-Fahrer, die Unfälle bauen, seien außerdem häufiger mehrfachverletzt. Wanner empfiehlt neben der Schutzkleidung daher auch Fahr- und Sicherheitstrainings.

Bild 2: Bereits an 25 Prozent aller Fahrradunfälle im Schwarzwald-Baar-Kreis sind Pedelec-Fahrer beteiligt. Entscheidendes Kriterium: das Alter der Fahrer
Bild: Hans-Juergen Goetz

Auch die Polizei rät zur Prävention durch Trainings und Schutzkleidung. Die Beamten haben ebenfalls eine Zunahme von Unfällen mit Pedelec-Fahrern festgestellt, wie das Polizeipräsidium Konstanz auf Anfrage informiert. Während es 2016 noch 15 und 2017 sogar nur zwölf Unfälle mit Pedelecs im Schwarzwald-Baar-Kreis gab, ist die Zahl 2018 (21 Unfälle) und 2019 (24) deutlich angestiegen. „Dieses Jahr haben wir bereits in den ersten sieben Monaten 25 Unfälle und damit jetzt schon die Zahlen des Vorjahres übertroffen“, heißt es von der Pressestelle des Polizeipräsidiums weiter.

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Während 2015 nur rund jedes Zehnte an einem Unfall beteiligte Fahrrad ein Pedelec war, liege der Anteil aktuell bei über 25 Prozent. Involviert in die Unfälle seien eindeutig ältere Verkehrsteilnehmer. Ein Drittel aller Verunfallten seien über 70, rund 80 Prozent sind laut Polizei über 50 Jahre alt.

Der E-Motor hilft Gerhard Bucher aus Brigachtal, schneller voranzukommen und somit auch längere und anstrengendere Distanzen leicht zu ...
Der E-Motor hilft Gerhard Bucher aus Brigachtal, schneller voranzukommen und somit auch längere und anstrengendere Distanzen leicht zu bewältigen. | Bild: Hans-Juergen Goetz

Unfallursache Nummer 1 sei eine nicht angepasste Geschwindigkeit. Rund ein Drittel aller Pedelec-Unfälle seien darauf zurückzuführen. Vorfahrtsfehler und Fehler beim Überholen rangierten mit jeweils zwölf Prozent auf Platz 2. Jeweils knapp zehn Prozent der Unfälle mit E-Bikes passierten durch Fehler beim Abstandhalten und durch eine fehlende Fahrtüchtigkeit der Radfahrer. Der Rest seien diverse Einzelfälle.

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Die meisten Unfälle gibt es laut Polizei mit 19 Prozent im Juli, dann folgen der Mai (15 Prozent), der April und der Juni (jeweils zehn Prozent) sowie der August (neun Prozent). Die Quote der restlichen Monate bewege sich um einstelligen Prozentbereich. „Einen herausragenden Unfalltag gibt es nicht, lediglich der Samstag weist eine etwas geringere Unfallquote im verglich zu den auf etwa gleichem Level liegenden restlichen Wochentagen auf“, so das Präsidium weiter.