Silke Weidmann

Auf breiten Widerstand im Kreistag stoßen die Pläne der Bundeswehr, den Donaueschinger Standortübungsplatz des Jägerbataillons 292 um eine Fläche von über 380 Hektar in Richtung VS-Tannheim und Brigachtal zu erweitern.

Der Zuschauerraum im öffentlichen Teil der Kreistagssitzung war gut gefüllt. Tannheims Ortsvorsteherin, die beiden Geschäftsführer der Nachsorgeklinik Tannheim sowie Gemeindevertreter weiterer betroffener Baar-Gemeinden waren vor Ort. Die beiden als Gäste geladenen Bundeswehrvertreter waren aufgrund der Corona-Situation virtuell zugeschaltet.

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Die Stellungnahme des Landratsamtes, die insbesondere das Naturschutzgroßprojekt Baar sowie den Wasserschutz durch die Bundeswehrpläne gefährdet sieht, wurde vom Kreistag einstimmig angenommen. Martin Seuffert, seit wenigen Monaten als stellvertretender Landrat im Amt, hatte als ausgewiesener Fachmann für Natur- und Wasserschutz hierbei die Koordination übernommen.

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Bei den Kreistagsabgeordneten überwogen auch auf politischer Ebene Zweifel und Unverständnis gegenüber den geplanten Bundeswehreinrichtungen. Wie ein roter Faden zogen sich durch die Wortbeiträge besonders zwei Überlegungen: Warum hat die Bundeswehr den Standort Immendingen komplett aufgegeben, um dann kurze Zeit später festzustellen, dass sie nun doch ein weiteres Gelände benötigt? Und: Warum fährt man mit den Soldaten zu diesen Übungszwecken nicht ins knapp 70 Kilometer entfernte Stetten am kalten Markt, wo sämtliche Anlagen bereits vorhanden sind? Die Bundeswehrvertreter nannten den hohen Zeitaufwand als Grund gegen die Fahrten in Richtung Heuberg, was die meisten Abgeordneten kaum nachvollziehbar fanden. „Die Argumentationen der Bundeswehr überzeugen uns nicht“, sprach sich etwa Peter Rögele für die SPD-Fraktion aus.

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Die Grünen-Landtagsabgeordnete Martina Braun forderte von Bundeswehr-Seite eine belastbare Aussage darüber, wie viele Quadratmeter Wald für dieses Vorhaben aufgegeben werden müssten oder durch die geplante Nutzung geschädigt werden. „Wir kämpfen gerade um jeden Baum. In Zeiten der Klimakrise können wir bei so einem Projekt nicht mitgehen“, brachte sie ihre Position auf den Punkt. Der Fraktionsvorsitzende der Kreis-Grünen, Christian Kaiser, zweifelte massiv die Sinnhaftigkeit und Verhältnismäßigkeit der Bundeswehr-Pläne an. Das „völlig falsche Vorhaben am falschen Platz“ lehne seine Fraktion kompromisslos strikt ab.

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VS-Oberbürgermeister Jürgen Roth bekannte sich zwar in seiner Funktion als CDU-Fraktionsvorsitzender zur Unterstützung der Bundeswehr, jedoch habe auch er Zweifel an der Notwendigkeit eines solchen Landschaftsverbrauchs, wie er hier geplant sei. Außerdem äußerte er große Sorgen bezüglich eines weiteren Zielkonflikts: In unmittelbarer Nähe befindet sich die Nachsorgeklinik Tannheim. Dort werden Familien von schwerkranken Kindern und Familien, die ein Kind verloren haben, aus ganz Deutschland behandelt.

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Besonders in Bezug auf die geplanten Schießübungen gab Roth zu Bedenken: „Auch Übungsmunition ist Munition“ – und deren Einsatz verursache nun einmal Lärm. Die Nachsorgeklinik sei aber vor über 20 Jahren genau dorthin gebaut worden, weil es dort so ruhig sei: „Wenn man Heilung erfahren möchte, wo absolute Ruhe angezeigt ist, ist fraglich, wie das in der Nähe eines Bundeswehr-Übungsplatzes gehen soll.“

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Ebenfalls deutliche Worte in diese Richtung fand Walter Klumpp, Fraktionsvorsitzender der Freien Wähler: In der Nachsorgeklinik Tannheim seien Patienten mit besonderen Ängsten in Behandlung, die nicht durch Kriegsgeräusche verstärkt werden dürften. Die Klinik sei bundesweit bekannt für ihre hervorragende Arbeit und „diese Institution müssen wir unterstützen.“ Außerdem müsse bei der Standortfrage klar sein: „Die Klinik war zuerst da“, so der FWV-Fraktionschef und ehemalige Bad Dürrheimer Bürgermeister.