Starker Ausschlag und Verbrennungen – das sind die möglichen Folgen beim Hautkontakt mit dem Riesen-Bärenklau. Das toxische Gewächs und andere eingewanderte Pflanzen breiten sich im Schwarzwald-Baar-Kreis aus.
Die meisten der eingewanderten Pflanzen, die sich hierzulande etablieren konnten, sind unproblematisch für die schon vorhandene Flora. Von diesen pflanzlichen Fremdlingen geht keine Gefahr aus.
Doch bei einem Teil der gebietsfremden Gewächse sieht das anders aus. Die unter dem wissenschaftlich-griechischen Begriff als Neophyten (auf Deutsch: Neupflanzen) bekannten Pflanzen verdrängen einheimische Arten und bedrohen dadurch die Biodiversität der hiesigen Natur. Zudem können einige auch für die menschliche Gesundheit problematisch sein.
Webseite sammelt Meldungen
Jetzt kann jeder helfen, sie zu finden und zu bekämpfen. Mit einem Online-Portal. Um einen besseren Überblick über die Lage im Kreis zu erhalten, wurde vom Landschaftserhaltungsverband Schwarzwald-Baar-Kreis (LEV) gemeinsam mit dem Landratsamtes des Kreises eine Webseite eingerichtet.
„Das Meldeportal dient dem Sichtbarmachen und der Nachverfolgung, von wo aus sich die Neophyten verbreiten“, sagt Marisa Schwenninger von Forstamt des Landratsamtes Schwarzwald-Baar.

Das Portal soll dabei helfen, die Neophyten, die sich häufig entlang von Wasserläufen verbreiten, effektiver bekämpfen zu können.
Welchen Schaden Neupflanzen anrichten
Aufgrund fehlender natürlicher Feinde, ihrer starken Ausbreitungsfähigkeit und einer schnellen Hochwüchsigkeit sind manche Neupflanzen deutlich konkurrenzfähiger als die einheimischen Pflanzen. Sie verdrängen die heimische Flora.
Das stellt nicht nur ein Problem für die Diversität der Pflanzenwelt dar, sondern hat auch Folgen für die Tierwelt. Viele Lebewesen sind auf bestimmte heimische Pflanzenarten angewiesen. Sie würden durch deren Verdrängung ihre Nahrungsgrundlage verlieren, erklärt der Landschaftserhaltungsverband Schwarzwald-Baar-Kreis (LEV). Weitere Folgen: Bauschäden, Ertragseinbußen auf landwirtschaftlichen Flächen und die Destabilisierung von ganzen Uferbereichen.
Zu den bekanntesten invasiven Neophyten im Schwarzwald-Baar-Kreis gehören der Riesen-Bärenklau, der Japanische Staudenknöterich, die Kanadische Goldrute und die Vielblättrige Lupine.
Riesen-Bärenklau
Seinen Namen trägt der Riesen-Bärenklau nicht umsonst. Der aus dem Kaukasus stammende Neophyt mit seinen behaarten Stängel wird bis zu dreieinhalb Meter groß. Auch die Blätter mit bis zu einem Meter Durchmesser und die weiß blühenden Dolden mit bis zu einem halben Meter Durchmesser sind überdurchschnittlich groß.
Da das Gewächs über tausende flug- und schwimmfähige Samen verfügt, breitet es sich häufig explosionsartig – gern entlang von Wasserläufen – aus.
Der Riesen-Bärenklau enthält giftige Stoffe, die auch für den Menschen gefährlich sind. Der Kontakt mit der Pflanze und vor allem ihrem Saft in Verbindung mit Sonnenlicht löst Reaktionen aus, die zu Ausschlägen und starken Verbrennungen der Haut führen können.
Japanischer Staudenknöterich
Der ursprünglich aus Ostasien stammende Japanische Staudenknöterich breitet sich häufig entlang von Flussufern aus. Erkennbar ist der Neuankömmling an seinen herzförmigen Blättern, den bambusartigen Stängeln und den kleinen weißen Blüten.

Durch ein extrem schnelles Wachstum, eine explosive Ausbreitung, einer Größe von bis zu vier Metern sowie einem dichten Blätterdach nimmt er den heimischen Pflanzen das Licht und verdrängt sie.
Kanadische Goldrute
Zu erkennen ist die Kanadische Goldrute vor allem an ihren auffälligen goldgelben Blüten, die zwischen August und Oktober blühen, den spitzen und lanzenförmigen Blättern sowie dem behaarten Stängel.

In der Regel erreicht der Neophyt eine Größe von ein bis eineinhalb Meter. Manchen erscheint sie zwar schon als einheimisches Gewächs, aber die Pflanze stammt ursprünglich aus Nordamerika. Sie ist sehr licht- und wärmebedürftig, daher findet man sie vor allem auf offenen und sonnenreichen Flächen.
Vielblättrige Lupine
Die Vielblättrige Lupine ist mit ihrem violetten, blauen, rosa oder weißen traubenförmigem Blütenstand und ihren vielfingrigen Blättern zwar schön anzusehen – doch sie ist nicht ungefährlich. Durch einen hohen Alkaloidgehalt ist das Gewächs für Menschen und Tiere giftig.

Die aus Nordamerika stammende und sich großflächig ausbreitende Pflanze erreicht mit ihren aufrechten und unverzweigten Stängel eine Höhe von bis zu eineinhalb Metern.
So werden Neupflanzen bekämpft
Das Methodenrepertoire bei der Bekämpfung reicht von mehrfachem Mähen, Herausreißen, Ausstechen, Abschneiden sowie Beweiden bis zum Besprühen der Pflanzen oder Injizieren der Wurzeln mit kochendem Wasser.
Wie erfolgreich ist die Bekämpfung der Neophyten? „Das ist sehr unterschiedlich“, sagt Marisa Schwenninger vom Forstamt des Landratsamtes Schwarzwald-Baar. „Man braucht Durchhaltevermögen und Biss, dass das was wird.“
Die Bekämpfung des Riesen-Bärenklaus würde zum Beispiel teilweise Wirkung zeigen, so Schwenninger.
Eindämmung statt Ausrottung
Ist die Ausbreitung der Neophyten aufzuhalten? Eine Ausrottung der eingewanderten Problempflanzen sei dem LEV zur Folge unwahrscheinlich. Es sei aber möglich, die invasiven Pflanzenarten in den Griff zu bekommen.
Marisa Schwenninger vom Forstamt des Landratsamtes Schwarzwald-Baar-Kreis sieht es ähnlich. Ihr zufolge seien Neophyten wie das Japanische oder Drüsige Springkraut zwar invasiv, doch sie seien schon lange Zeit hier und weit verbreitet.
„Es geht darum sie so einzudämmen, dass die heimische Flora nicht komplett unterdrückt wird“, sagt die Sachgebietsleiterin für Waldpädagogik beim Forstamt des Landkreises.