Es wirkt ein bisschen kurios. Das Land hat an der Baustelle der neuen Justizvollzugsanstalt (JVA) bei Rottweil einen Info-Point eingerichtet. Der besteht im Wesentlichen aus einer Aussichtsplattform. Neugierige haben damit freie Sicht auf das Gelände, auf dem in Zukunft Freiheit eher kleingeschrieben wird.

Aussichtsplattformen gibt es sonst eher an Orten mit beeindruckenden landschaftlichen Panoramen. Und noch viel höher hinaus geht es in unmittelbarer Nachbarschaft mit dem Rottweiler Testturm. Taugt ein zukünftiger Knast überhaupt als Ausflugsziel? Zeit für einen Selbstversuch vor Ort.

Der markante Aufzug-Testturm prägt den Blick über das Baustellengelände der neuen JVA Rottweil.
Der markante Aufzug-Testturm prägt den Blick über das Baustellengelände der neuen JVA Rottweil. | Bild: Block, Andreas

Das sagen Besucher zur Aussichtsplattform

Die Plattform wird bereits genutzt. Marcel Flaig und Samuel Kimmich nutzen ihre Mittagspause spontan für einen Abstecher.

Was es hinter den mächtigen Gefänismauern wohl zu sehen gibt? Vom Info-Point aus haben diese beiden Besucher freie Sicht auf das Gelände.
Was es hinter den mächtigen Gefänismauern wohl zu sehen gibt? Vom Info-Point aus haben diese beiden Besucher freie Sicht auf das Gelände. | Bild: Block, Andreas

Die beiden sind neugierig. Sie wollen wissen, wie der JVA-Neubau aussehen wird und wie weit der Bau bereits fortgeschritten ist. Von den späteren Gebäuden für die Gefangenen ist allerdings noch nichts zu sehen.

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Nur die Mauer um das Gefängnisareal ist schon größtenteils fertig. Sie umreißt aber schon einmal die Dimensionen des künftigen Großgefängnisses. Direkt daneben entsteht derzeit ein außerhalb liegendes Verwaltungsgebäude.

Wer Bauarbeitern gerne bei der Arbeit zusieht, ist hier richtig.
Wer Bauarbeitern gerne bei der Arbeit zusieht, ist hier richtig. | Bild: Block, Andreas

Die Betonmauern hinterlassen Eindruck

„Das ist auf jeden Fall eine Riesenbaustelle“, sagt Samuel Kimmich. „Das hätte ich gar nicht erwartet.“ Sein Freund Marcel Flaig ist vor allem von den mächtigen Betonmauern beeindruckt. „Da kommt keiner rüber“, ist er sich sicher.

Das ist auch gut so, denn die neue JVA soll ab 2027 gleich mehrere veraltete Gefängnisse in der Region ersetzen.

Der Spruch „Wir bauen Baden-Württemberg“ auf dem Transparent wirkt angesichts der Visualisierung des zukünftigen Gefängnisses ...
Der Spruch „Wir bauen Baden-Württemberg“ auf dem Transparent wirkt angesichts der Visualisierung des zukünftigen Gefängnisses unfreiwillig komisch oder dystopisch – je nach Lesart. | Bild: Block, Andreas

Da die beiden nicht allzu weit weg leben und arbeiten, hatten sie keine weite Anreise. Würden sie den Info-Point als Ausflugsziel weiterempfehlen? „Das lohnt sich eigentlich nicht“, findet Flaig. „Höchstens, wenn man sowieso in der Nähe ist“, so seine Einschätzung.

Einen Abstecher ist der Ausblick auf die Knastbaustelle sicherlich wert. Für Rad-Ausflügler im Neckartal liegt die Attraktion ohnehin am ...
Einen Abstecher ist der Ausblick auf die Knastbaustelle sicherlich wert. Für Rad-Ausflügler im Neckartal liegt die Attraktion ohnehin am Wegesrand. | Bild: Block, Andreas

Ein Point ohne Info

Was vor allem enttäuscht: Informationen zur Baustelle und der neuen JVA suchen Info-Point-Nutzer vergebens. Außen am knallgelben Container prangt lediglich ein gigantischer QR-Code.

Der Link führt auf eine Seite, die die Vermögen und Bau BW als Social Wall bezeichnet. Die einzigen Beiträge stammen bislang jedoch ausschließlich aus Pressemitteilungen des Landesbetriebs selbst. Mitte Juni sind es gerade mal fünf Posts.

Der Info-Point des Landes, also „The Länd“, ist eine auffällige Aussichtsplattform, aufgebaut aus Containern.
Der Info-Point des Landes, also „The Länd“, ist eine auffällige Aussichtsplattform, aufgebaut aus Containern. | Bild: Block, Andreas

Ist die Baustelle ein Ausflugstipp?

Aber was nicht ist, kann ja noch werden – je mehr Besucher kommen und etwas posten. Immerhin bietet die Plattform eine Draufsicht auf das Baugeschehen, die sich für Beiträge auf Instagram und Co. nutzen lässt.

Und nicht nur das: Das weite Panorama umfasst das Neckartal, die Schwäbische Alb und den benachbarten Testturm. Baustellen-Fans, insbesondere Kinder, dürfte die Größe des Projektes beeindrucken. Das gilt speziell für die hohen Betonmauern.

Noch ist es kein Gefängnis: Das Hausrecht auf der Baustelle übt das Amt Vermögen und Bau Baden-Württemberg aus.
Noch ist es kein Gefängnis: Das Hausrecht auf der Baustelle übt das Amt Vermögen und Bau Baden-Württemberg aus. | Bild: Block, Andreas

Von daher bietet sich ein Halt am Info-Point durchaus an. Aber nicht als Hauptziel eines Ausflugs, eher als Beifang eines Rottweil-Besuchs. Oder in Form einer kurzen Rast auf dem Neckartal-Radweg.

Das Panorama zeigt die Mauern der zukünftigen Gefängnisanlage, der Blick reicht von Dietingen (links im Hintergrund) bis zum Rottweiler ...
Das Panorama zeigt die Mauern der zukünftigen Gefängnisanlage, der Blick reicht von Dietingen (links im Hintergrund) bis zum Rottweiler Testurm. | Bild: Block, Andreas