Die Aufgaben von kommunalem Klimamanagement werden im Jahr 2022 glasklar. Mit dem 24. Februar und dem russischen Angriffskrieg auf die Ukraine wird von Agressor Putin auch eine künstlich hergestellte Energieknappheit in Europa ausgelöst. Seither stehen erneuerbare Energien im Fokus aller Politik-Ebenen und damit auch im Schwarzwald-Baar-Kreis.
Und: Seit Beginn der Temperatur-Messungen im Jahr 1881 waren 14 der 19 wärmsten Jahre in Deutschland nach der letzten Jahrtausendwende und damit ab dem Jahr 2000 (Quelle: Statista). Diese Realitäten umreißen das Aufgabenfeld für die Region zwischen Triberg und Blumberg.
Was ist ihr Job und wie geht sie durch den Alltag?
Was macht Teresa Tewes genau? Die Ziele sind klar: Besser mit den Folgen des Klimawandels umgehen, Schäden verringern und existierende Chancen nutzen. Das sagt die bundeseigene ZUG GmbH. Sie fördert auch die Arbeitsstelle von Teresa Tewes. Punkt eins hat sie bereits abgehakt. Das unter ihrer Regie entstandene Klimaschutzkonzept hat der Kreistag Anfang Juli angehakt.
Dreieinhalb Jahre lang wirkte sie als Klimaschutzmanagerin bei der Stadt Radolfzell, jetzt ist der Schwarzwald-Baar-Kreis ihr Betätigungsfeld. Unterstellt ist sie formal dem Hochbauamtsleiter. Diese Einordnung gibt auch eine Richtung vor: Sie hat viel mit Gebäuden zu tun.
Die neue Außenstelle des Landratsamts am Villinger Bahnhof stellt sie als wegweisend dar. Das Energiekonzept mit Pellets und Solar ist für sie „die aktuell sinnvollste Lösung im Altbau“, führt sie aus. Ausgerechnet die neue Heizung in der alten Post ist nicht ohne Makel: In Deutschland werden die Grenzwerte bei der Luftqualität weitgehend eingehalten. Um den Feinstaub weiter zu reduzieren, empfiehlt das Bundesumweltamt den Verzicht auf eine Holzheizung.

Die Klimaschutzmanagerin kennt diesen Hinweis. Sie sagt, viele Sanierungsmaßnahmen seien ein Kompromiss. Es müsse gerade auch beim Landkreis darum gehen, Kosten im vertretbaren Maß zu halten.
In der alten Post gibt es viele überraschende Details. Zum Beispiel den Teppichboden „Der ist aus alten Fischernetzen“, erklärt sie die Auslegeware.
Die alte Post könnte der Prototyp für Verwaltungsgebäude der Region werden. Aktuell bei der Klimaschutzmanagerin auf dem Schreibtisch: Das Landratsamtsgebäude am Hoptbühl. Hier fallen sofort die riesigen Dachflächen auf. Wem Klimaschutz wichtig ist, der fragt sich, weshalb hier nicht längst Solarkollektoren montiert sind.
Ein Teil der Antwort sind „statische Fragen“, sagt Tewes. Sie macht klar, dass es hier nicht nur um Stromgewinnung gehen könne. Große Potenziale sieht sie angesichts der Preisentwicklungen an den Energiemärkten bei der Heizung. „Das Landratsamt heizt mit Gas“, bestätigt Heike Frank.
Der Gaspreis steigt doch der Instanzenweg ist lang
Wie schnell kann die Behörde davon abgekoppelt werden? Teresa Tewes redet Klartext: „2023 noch nicht“, dämpft sie Erwartungen. Aktuell prüft sie Zuschussmöglichkeiten und parallel erstellt ein Fachbüro eine Machbarkeitsstudie. Welche Heizung Experten empfehlen können? Teresa Tewes rechnet neuerlich mit einem Pellets-System. Und mit Solarkollektoren. Wie viele und wo genau diese montiert werden können, das sei noch offen, zieht sie ein Zwischenfazit.
Aber, so zeigt sie sich sicher: „Wir werden wohl mit dem Projekt 2023 an den Start gehen können – das heißt, vorbereitende Arbeitenden wie Schaffung eines Pelletslagers am Gebäude und Leitungsarbeiten müssten möglich sein“, blickt sie voraus.
Große Einsparpotenziale erschließen könne der Landkreis ihrer Auffassung nach auch bei den Schulen. Eine Aussage, die auf den ersten Blick grotesk wirkt. Schwarzwald-Baar-Schulen sind bestens entwickelt und ausgestattet. Jetzt schon wieder neue Schul-Baustellen? Ja, ich weiß“, sagt sie dazu. Aber Gebäudemanagement sei eben „nie abgeschlossen“.
Und wie kommt sie zur Arbeit?
Teresa Tewes wohnt nach wie vor im Landkreis Konstanz und pendelt nach Villingen ins Büro. Bei der Frage nach ihrer Mobilität muss sie schmunzeln und ist dann ganz ehrlich: „Ich komme nicht ohne Auto klar.“ Abgelegene Baustellen und Sitzungen bis spätabends seien da nur ein Faktor. Prägend sei auch für sie die Lage bei der Bahn: „Heute früh ist mein Zug ausgefallen und jetzt bin ich mit dem Auto hier“, gesteht sie. Und fügt hinzu: „Zug fahre ich, wann immer es geht.“
Die Vorbildfunktion als Behörde will das Landratsamt auch im Alltag erfüllen. „Wir haben eine Rundmail an alle Mitarbeiter verschickt, in der es um Mithilfe beim Energiesparen im Büroalltag geht“, erklärt sie. „Stand-by-Geräte ausschalten, Heizung lange auslassen und im Winter reduziert einsetzen oder der Verzicht auf warmes Wasser beim Händewaschen“ werde dabei erbeten. „Ziehen hier alle mit, kommt auch richtig was zusammen.“ Im Landratsamt arbeiten rund 1000 Beschäftigte.
Viele Projekte laufen bereits – eines der verblüffendsten: Einmal im Monat werden zwei Tage lang alle rund 20 Immobilien des Landkreises begangen: Hausmeister, Techniker, und bei Bedarf auch Experten schauen nach der Lage vor Ort. „Hier werden sofort alle Probleme auf den Tisch gelegt und meistens auch sofort eine Lösung angestoßen“, schildert sie. „Gravierende Schwierigkeiten kommen so eigentlich gar nicht erst auf“, erklärt sie den Effekt.
Überzeugungsarbeit leisten will sie noch beim Thema Dienstfahrzeuge. Hier habe es in der Vergangenheit Sorge mit Reichweite etwa im Winter gegeben. Dass nun sukzessive Leasingverträge auf E-Fahrzeuge umgestellt würden, begrüßt sie.
„Ich bin Team-Mitglied“, sagt sie zu ihrer Vorgehensweise am Schreibtisch. Sie will und kann nicht die Öko-Besserwisserin sein. Zu viele Ämter arbeiten bei Projekten und Entscheidungen Hand in Hand. Gemeinsam besser werden – auch das kann sich jeder hier ein wenig abschauen.