„Wir haben einen Poltergeist“, sagt Rainer Schobries. Er muss es wissen, denn der 31-Jährige hat in den vergangenen Jahren viel Zeit in den Räumen verbracht, in denen es spuken soll.

Die Rede ist vom ersten Obergeschoss in der Vockenhauser Straße 2. Dort befand sich früher Burger Spritzguss, seit einigen Jahren dient die Fabrik als Gewerbepark.

In der besagten Etage will Schobries am Samstag, 27. Mai, sein Match Area eröffnen. Ein Freizeitangebot mit Escape Rooms, Virtual-Reality-Spielen und Carrera-Bahn. „Das ist für mich eine Herzensangelegenheit“, sagt der Unternehmer.

Rainer Schobries spielt in der Match Area in Villingen an einem Pac-Man-Automaten.
Rainer Schobries spielt in der Match Area in Villingen an einem Pac-Man-Automaten. | Bild: Block, Andreas

Muss es wohl sein, denn für die Umsetzung der Idee hat Schobries einige Opfer gebracht: finanziell, im Privatleben und Zeit.

Sechs Jahre hat es gedauert, aber jetzt soll es endlich soweit sein. Dabei hakt es noch an Kleinigkeiten. „Die Homepage ist noch nicht fertig“, sagt Schobries. Wer einen Escape Room buchen möchte, muss sich vorerst im Lasermaxx anmelden. Die Halle für das Sportspiel mit Laserwaffen betreibt er ebenfalls – ein Stockwerk weiter oben.

Sebastian Jäckle versucht das Schloss zu dieser Kiste zu öffnen. Hat er den richtigen Schlüssel? Fürs Foto hat er das Licht ...
Sebastian Jäckle versucht das Schloss zu dieser Kiste zu öffnen. Hat er den richtigen Schlüssel? Fürs Foto hat er das Licht eingeschaltet. Normalerweise ist es bei diesem Spiel dunkel, neblig und gruselige Musik zerrt an den Nerven. | Bild: Block, Andreas

Die 600 Quadratmeter große Match Area habe er dabei nahezu allein umgebaut und eingerichtet. „Ab und zu haben Freunde und Bekannte geholfen, ein Mal war ein Zimmermann da“, erzählt Schobries. „Die meiste Zeit war ich aber allein.“

Nutzungsänderung wird zum Endgegner

Und es war eine schwere Zeit. Die Nutzungsänderung musste erst genehmigt werden, die Wände des ehemaligen Industriegebäudes mussten auf Altlasten untersucht werden. Schobries musste die Tragfähigkeit der Böden prüfen lassen und als Brandschutzmaßnahme die alten Aufzugschächte verschließen. Anforderungen an den Lärmschutz und das Warten auf Handwerker sorgten für Verzögerungen.

Keine Bange, diese Formeln muss niemand lösen. Sie sind nur Teil der Dekoration.
Keine Bange, diese Formeln muss niemand lösen. Sie sind nur Teil der Dekoration. | Bild: Block, Andreas

Und dann kam Corona. „Das hat mir fast das Genick gebrochen“, sagt Schobries. „Ich bin froh, dass es die staatlichen Hilfen gab.“

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Mit seinem Lasertag-Angebot sei er immer zufrieden gewesen. Mit 21 Jahren habe er das Konzept erstellt und sei vom Vermieter mit offenen Armen empfangen worden.

Jetzt ist die Bombe scharf Video: Block, Andreas

„Ich habe mich aber irgendwann gefragt: Was kommt noch?“ Dann besucht er seinen erste Escape Room. „Das war in München, irgendwie musste ich aus einem Labor entkommen.“ Er war begeistert von dem neuen Trend. Dann wurde das untere Stockwerk frei. Sein Entschluss: volles Risiko.

Einziger Hinweis: Diese Bildergalerie ist ein Rätsel. Da ist Einfallsreichtum gefragt.
Einziger Hinweis: Diese Bildergalerie ist ein Rätsel. Da ist Einfallsreichtum gefragt. | Bild: Block, Andreas

Als er sich in die Arbeit stürzte, war ihm nicht klar, was auf ihn zukommt. „Für das Lasermaxx habe ich damals nur zehn Wochen gebraucht“, blickt Schobries zurück. Was hat ihn jetzt sechs Jahre lang durchhalten lassen? „Wenn du so viel in etwas gesteckt hast, dann gibst du nicht einfach auf“, sagt er.

Eine Gasmaske hängt in einem Escape Room.
Eine Gasmaske hängt in einem Escape Room. | Bild: Block, Andreas

Aber die viele Arbeit, die Verzögerungen und die Schwierigkeiten bleiben nicht ohne Folgen. „Warum tust du dir das an?“, habe er sich oft gefragt. Es folgte eine schwere Depression, die inzwischen aber überwunden sei.

Wo der Horror lauert

Psychische Herausforderungen stellen auch manche Escape Rooms dar. Der mit dem Motto „Bombe entschärfen“ ist noch leicht verdaulich.

Das Bomben entschärfen ist quasi ein offener Escape Room.
Das Bomben entschärfen ist quasi ein offener Escape Room. | Bild: Block, Andreas

Gruselfrei geht es auch in der „Mind Area“ zu, deutlich klaustrophobischer dann schon beim „Bunkerausbruch“. Die härteste Prüfung ist aber der „Saw“-Raum. Der hat den gleichnamigen Horrorfilm zum Thema.

Passend zum Motto „Saw“ geht es in diesem Escape Room in der Match Area in Villingen derbe zur Sache.
Passend zum Motto „Saw“ geht es in diesem Escape Room in der Match Area in Villingen derbe zur Sache. | Bild: Block, Andreas

Passenderweise gibt es unheimliche Puppen, Folterszenen, blutige Knochen. Und das alles in Rotlicht getaucht, mit künstlichem Nebel und nervenaufreibender Musik. Kaum vorstellbar, dass Menschen dort freiwillig Zeit verbringen, um Spaß zu haben.

So gruselig ist der Horrorfilm-Raum Video: Block, Andreas

„Dieser Raum ist erst ab 18 Jahren“, sagt Schobries. „Und für Epileptiker und Menschen mit einer Posttraumatischen Belastungsstörung ungeeignet.“ Selbst dem Gestalter des Horrorszenarios macht die beklemmende Atmosphäre immer noch zu schaffen. „Wenn ich an dem Raum vorbeilaufe, gehe ich zwei Schritte schneller“, sagt er.

Die Psychologie hinter Escape Rooms

Anne Keller, Johannes Blum (rechts oben) und Jirka R. Dell‘Oro-Friedl kennen die Wirkung auf die menschliche Psyche.
Anne Keller, Johannes Blum (rechts oben) und Jirka R. Dell‘Oro-Friedl kennen die Wirkung auf die menschliche Psyche. | Bild: Björn Giesbrecht/Johannes Blum/Sandra Beuck
Im Escape Room „Saw“ ist Horror angesagt.
Im Escape Room „Saw“ ist Horror angesagt. | Bild: Block, Andreas

Abgeschlossen werden die Escape Rooms übrigens nicht. „Die Türen stehen immer offen“, versichert Schobries. „Jeder Raum hat ein Telefon zum Empfang und wir schauen per Kamera aus permanent zu.“

Warnschilder an den Escape Rooms im Match Area in Villingen sorgen für Atmosphäre.
Warnschilder an den Escape Rooms im Match Area in Villingen sorgen für Atmosphäre. | Bild: Block, Andreas

Deutlich entspannter als in den Rätsel-Verliesen geht es an den Automaten zu. Das Kuriose dabei: Die Geräte, auf denen die Videospielklassiker „Pac Man“, „Super Mario“ und „Space Invaders“ laufen, sind nicht restauriert, sie sind brandneu.

Spielen soll die Generationen verbinden

Retro-Gefühle dürfte auch die 40 Meter lange Carrera-Bahn wecken.

Rainer Schobries (links) und Sebastian Jäckle drehen im Match Area in Villingen zur Entspannung eine Runde mit den Carrera-Autos.
Rainer Schobries (links) und Sebastian Jäckle drehen im Match Area in Villingen zur Entspannung eine Runde mit den Carrera-Autos. | Bild: Block, Andreas

Der Betreiber verspricht sich jedenfalls viel vom generationenübergreifenden Mix an Angeboten. Dass Ältere sich mal die Virtual-Reality-Brille aufsetzen und in der 3D-Welt gegen Aliens kämpfen. Dass Jüngere die Carrera-Flitzer für sich entdecken.

Diese Virtual-Reality-Brillen versetzen die Spieler in eine Raumstation.
Diese Virtual-Reality-Brillen versetzen die Spieler in eine Raumstation. | Bild: Block, Andreas

Der 31-Jährige ist sichtlich überall zuhause. „Ich bin einfach ein Gamer“, sagt er. „Dabei bin ich glücklich und kann abschalten.“ Wirklich zur Ruhe kommt er aber offenbar nicht. Bereits jetzt denkt Schobries über Escape Rooms für Kinder nach.

Carrera-Bahn im Match Area Villingen.
Carrera-Bahn im Match Area Villingen. | Bild: Block, Andreas

Platz genug hat er noch. Ein paar Räume auf der Etage sind noch ungenutzt. Dort sollen nach und nach neue Rätsel-Szenarien Einzug halten und die vorigen Angebote ablösen. Denn nach dem Spiel ist ein Raum für die Kunden verbraucht. Sie kennen dann ja die Lösung.

Sebastian Jäckle versucht das Schloss zu dieser Kiste zu öffnen. Hat er den richtigen Schlüssel? Fürs Foto hat er das Licht ...
Sebastian Jäckle versucht das Schloss zu dieser Kiste zu öffnen. Hat er den richtigen Schlüssel? Fürs Foto hat er das Licht eingeschaltet. Normalerweise ist es bei diesem Spiel dunkel, neblig und gruselige Musik zerrt an den Nerven. | Bild: Block, Andreas

Noch ungelöst ist das Rätsel des Poltergeists: „Ich habe zusammen mit meiner Frau Lärmschutz an eine Tür geklebt“, erzählt Mitarbeiter Sebastian Jäckle. Am nächsten Morgen seien die Platten säuberlich gestapelt vor der Tür gelegen.

Dieser Escape-Raum hat den Film „Saw“ zum Thema. Entsprechend düster und beklemmend geht es auch zu.
Dieser Escape-Raum hat den Film „Saw“ zum Thema. Entsprechend düster und beklemmend geht es auch zu. | Bild: Block, Andreas

Und ein als Dekoration verwendetes Absperrband sei plötzlich zusammengeknüllt am anderen Ende des Stockwerks gelegen, ergänzt sein Chef. Manchmal ist die Match Area auch für ihren Erfinder Rainer Schobris zu unheimlich.