Kriminelle haben sich offenbar ein neues Betätigungsfeld erschlossen: Sie stehlen Katalysatoren. Das zeigen die Polizeiberichte des Polizeipräsidiums Konstanz für die Region Schwarzwald-Baar.
- Ein erster Fall ereignete sich demnach im Februar 2022 in Bad Dürrheim. Dort bauten Täter das begehrte Bauteil auf einem Großraumparkplatz an der Salinenstraße einfach aus einem Auto älteren Baujahrs ab.
- Nur wenige Tage später und unweit des ersten Tatorts machten sich unbekannte Täter an einem BMW beim Busbahnhof an der Salinenstraße zu schaffen. Ihr Diebesgut: Ebenfalls der Katalysator.
- Im Mai schlugen Unbekannte in der Villinger Niederwiesenstraße zu und bauten an einem dort geparkten BMW den Katalysator aus. Kurz darauf folgten Diebstähle in Schwenningen am Unteren Dammweg und in Villingen in der Dattenbergstraße sowie in der Breslauer Straße.
Warum Katalysatoren?
Die Polizei geht davon aus, dass es die Diebe auf seltene Rohstoffe wie Platin, Palladium und Rhodium abgesehen haben, die in Katalysatoren verbaut werden. Diese Rohstoffe versuchen sie im Anschluss zu Geld zu machen, was angesichts der stark steigenden Rohstoffpreise ein lukratives Geschäft darstellt.
Recycling-Unternehmen zahlen bis zu 350 Euro für die gebrauchten Katalysatoren, je nach Modell und der darin enthaltenen Menge an Edelmetallen. Bis zu fünf Gramm der begehrten Rohstoffe sind enthalten. Allgemein gilt: Je größer der Hubraum des Fahrzeugs, desto größer ist auch die Menge der enthaltenen Edelmetalle im Katalysator.
Ältere Modelle besonders begehrt
Von Diebstahl bedroht sind laut Polizeipräsidium Konstanz vor allem Besitzer älterer Benziner, da deren Katalysatoren meist gut zugänglich verbaut sind. Bei neueren Automodellen befinden sich die Katalysatoren meist näher am Motor und sind daher von außen nur schwer zugänglich.
Außerdem würden die älteren Modelle mehr seltene, wertvolle Metalle enthalten, als vergleichbare Exemplare in neueren Autos.
Und wie sieht es im Landkreis aus? „Für dieses Jahr haben wir 23 Fälle im Bereich Schwarzwald-Baar gefunden, wobei die überwiegende Anzahl tatsächlich im Juni war“, teilt Sprecher Uwe Vincon vom Polizeipräsidium Konstanz mit. Erste Fälle habe es bereits im April und Mai gegeben. Der Landkreis stelle keine Ausnahme dar. „Auch andere Landkreise sind betroffen.“
Das rät die Polizei
Ein Vergleich mit den Vorjahren sei schwierig, „weil die Kriminalstatistik die Fälle nicht so detailliert ausweist“ und andere Quellen einen Vergleich aus technischer Sicht nicht zulassen würden. Eine manuelle Auswertung sei aufgrund des zu sichtenden Fallvolumens ebenfalls nicht möglich.
Noch keine Spur zu Tätern
Trotz mehrfacher Zeugenaufrufe in den einzelnen Polizeimeldungen, kann die Polizei bislang noch keinen Ermittlungserfolg oder konkrete Hinweise auf die Täter vermelden. Auch der Ansatz, Schrotthändler in der Region für die Problematik zu sensibilisieren und so auf die Spur der Täter zu kommen, war bislang erfolglos.
Uwe Vincon hat dafür auch eine Erklärung: „Wir gehen davon aus, dass die gestohlenen Sachen ins Ausland geschafft werden, wo niemand nach der Herkunft der Teile fragt.“
Und wie sieht es bei E-Autos aus?
Auch in Elektroautos sind wertvolle Teile verbaut, die seltene Rohstoffe enthalten, etwa Akkus und elektronische Anlagen. Stehen die ebenfalls auf der Liste der Diebe? „Bislang sind uns solche Fälle nicht bekannt geworden. Es dürfte schwierig bis unmöglich sein, in solchen Fahrzeugen verbaute Akkus in einem engen Zeitfenster auszubauen“, so der Polizeisprecher.