Franziska Zeller

Bereits im vergangenen Jahr verzeichnete der Deutsche Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga) in ganz Baden-Württemberg einen Rückgang der Ausbildungen im Gastgewerbe. „Bedingt durch den monatelangen Lockdown und eine beidseitige Verunsicherung ist die Zahl der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge 2020 im Vergleich zu 2019 um rund 21 Prozent zurückgegangen“, sagt Daniel Ohl, Geschäftsführer Kommunikation, beim Dehoga.

Daniel Ohl, Pressesprecher beim Deutschen Hotel- und Gaststättenverband Baden-Württemberg, sagt: „Die Anhebung der Gastro-Mehrwertsteuer ...
Daniel Ohl, Pressesprecher beim Deutschen Hotel- und Gaststättenverband Baden-Württemberg, sagt: „Die Anhebung der Gastro-Mehrwertsteuer auf Speisen von sieben auf 19 Prozent zum 1. Januar 2024 hat zu einer massiven Verschlechterung der Umsatzentwicklung geführt.“ | Bild: Dehoga

„Als Voraussetzung für eine ansteigende Zahl der Auszubildenden benötigen sowohl die Betriebe, als auch die Bewerber Planungssicherheit im Sinne von keinem weiteren Lockdown und Rahmenbedingungen, die es ermöglichen, Erträge zu erwirtschaften.“

Ernüchternde Bilanz

Auch Bernd Müller, Teamleiter für Berufserfahrung bei der Agentur für Arbeit, zieht für den Agenturbezirk Rottweil-Villingen-Schwenningen eine vorläufig ernüchternde Bilanz: „Wir haben in diesem Jahr hier in der Region weitaus weniger Bewerbungen für Ausbildungen in der Gastronomie festgestellt.“

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Da bis zum Start der Ausbildungen im September noch Bewerbungen eingehen könnten, sind die Angaben zwar noch nicht endgültig. Dennoch wird das Ausmaß vor allem bezüglich der vielen noch immer offenen Stellen langsam deutlich. Nach Angaben Müllers haben sich im Bezirk 35 Prozent weniger Menschen für einen Ausbildungsplatz beworben als noch im vergangenen Jahr (Stand Juli). Dadurch kämen sieben freie Lehrstellen auf einen Bewerber. Durch die große Planungsunsicherheit seitens der Gastronomen gebe es in diesem Jahr außerdem neun Prozent weniger Stellenangebote als 2020.

Hotellerie schneidet etwas besser ab

Innerhalb der Hotellerie scheint sich die Ausbildungslage nach Angaben Müllers mit 19 Prozent mehr Bewerbungen als im Vorjahr langsam zu stabilisieren: „Trotz der Steigerung ist das aber immer noch eine viel zu geringe Anzahl.“ Insgesamt gebe es 30 Stellen, bis vergangenem Juli allerdings nur 25 Bewerber.

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Die rückläufige Tendenz ist auch Theresa Bendel vom Donaueschinger „Öschberghof“ aufgefallen: „Uns hat es zwar nicht so sehr getroffen, auch wir haben aber im Vergleich zu den letzten Jahren eine Abnahme bezüglich der Bewerbungen auf Ausbildungen bemerkt, viele haben sich umorientiert. Wir haben noch etwa fünf offene Stellen, die waren eigentlich immer besetzt.“ Den Hauptgrund sieht Kammerer in der Angst vor der Zukunft.

Die Empfangshalle des Öschberghofs in Donaueschingen im November 2019.
Die Empfangshalle des Öschberghofs in Donaueschingen im November 2019. | Bild: Öschberghof

Die Anzahl der Ausbildungsstellen im Hotelbereich seien Müller von der Agentur für Arbeit zufolge zwar im Vergleich zum Vorjahr um 31,8 Prozent zurückgegangen. Seit Ende des Lockdowns im Juli hielten viele der Hotel-Betriebe allerdings daran fest, wieder einzustellen.

Gastro-Mobil soll Interesse wecken

Um das Interesse junger Erwachsener für das Gastro-Gewerbe zu wecken, wird von der Dehoga Baden-Württemberg unter anderem das Gastro-Mobil eingesetzt. Das fährt zu Schulen und Messen und soll spielerisch aufzeigen, welche Berufschancen die Branche bereithält.

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„Wer einen Ausbildungsplatz im Hotel- und Gastrobereich sucht, wird auf jeden Fall fündig“, so Ohl. Auch Miriam Kammerer, Referentin der Industrie- und Handelskammer (IHK) Schwarzwald-Baar Heuberg, ruft dazu auf, sich trotz der Planungsunsicherheit zu bewerben. „Bestehende Ausbildungsverhältnisse laufen aus unserer Sicht gut“, sagt sie.

Aus ihrer Sicht machten sich bereits angestellte Gastronomie-Azubis keine allzu großen Sorgen. Während des Lockdowns wurde improvisiert, Auszubildende wurden unter anderem für Lieferdienste oder zur Übung in der Küche eingesetzt. Kammerer abschließend: „Es wäre ein vertanes Jahr, deshalb keine Ausbildung zu beginnen. Die Betriebe haben sich den Bedingungen angepasst und bieten weiterhin eine gute Grundlage.“