Das Mikrofon vor ihr. Dahinter das Publikum. Es lauscht gespannt. „Die Welt ist nicht klein“, beginnt Sigl auf der Bühne, und trägt ihren Text über das Reisen vor. Der Text hat den Titel „Signorina“.
Sigl stellt die greifbare Wirkung ihrer lyrischen Kunst, die gleichzeitig humorvoll und tiefsinnig ist, präzise unter Beweis. Die gebürtige Donaueschingerin hat schon an die 400 Bühnenauftritte hinter sich. Dabei sei sie damals eher über diese Art der Dichtkunst gestolpert, wie sie es formuliert.
Schon früh literaturbegeistert
Die Dichterin, 1996 in Donaueschingen geboren und dort aufgewachsen, studierte in Konstanz die Fächer Deutsch und Chemie auf Lehramt. Heute arbeitet sie als Lehrerin in Stuttgart. „Literatur und das Schreiben war schon immer meine Leidenschaft“, so Sigl.
Schon im Alter von 13 Jahren versuchte sie sich an einem eigenen Roman, erzählt sie. Im Laufe der Zeit habe sie die verschiedenen Formen des Schreibens ausprobiert. Damals habe sie eigens hierfür einen Blog betrieben und beinahe täglich Texte produziert, wie sie erklärt.
Poetry-Abend ließ den Funken überspringen
In ihrer Studienzeit suchte die Autorin Gleichgesinnte und gründete eine eigene Hochschulgruppe, in der verschiedene Leute mit derselben Leidenschaft für Literatur zusammenkamen.
Mit dieser Gruppe besuchten sie eines Tages einen Poetry-Slam-Abend. Für Sigl war an diesem Abend klar: „Das ist es!“ Noch am selben Abend sei sie zu dem Moderator gegangen und habe gesagt, sie wolle ebenfalls auf die Bühne. Bei der nächsten Veranstaltung war es dann soweit.
Besonderen Spaß machen Auftritte in der Heimat
Marina Sigl ist bei der Agentur Dichterwettstreit-deluxe unter Vertrag und bekommt von diesen verschiedene Aufträge. Durch eine enge Zusammenarbeit mit dem Leiter der Agentur, Elias Raatz, und der Stadt Donaueschingen, konnte sie so schon viele Auftritte in der Region als Künstlerin mit lokalem Bezug bestreiten. „Mir macht es besonders Spaß, in meiner Heimat auftreten. Da habe ich das Gefühl, ich bin zu Hause.“
Künstlerisch mit Poetry-Slam vertreten ist sie zum Beispiel bei Bühne frei in der Donauquellstadt. Noch weiß sie nicht genau, wann sie wieder in Donaueschingen auftreten wird, doch grob sei sie alle halbe Jahre in ihrer Heimat.
Freundschaften durch das Dichten
Jeder sei beim Poetry-Slam willkommen, betont Sigl. „Poetry-Slam ist zwar immer ein Wettbewerb und man tritt gegen die anderen Kandidaten an. Doch man freundet sich an und knüpft viele neue Kontakte“, erklärt sie. Für sie als Textnerd sei das genau der richtige Ort. Viele nennen die Szene auch ganz liebevoll Slamily, eine Kombination der Wörter Slam und Family, so Sigl.
„Man muss sich immer wieder neu erfinden“
Einer der schönsten Sachen beim Poetry-Slam sei, dass man sich immer wieder neu erfinden müsse, erklärt Sigl. Es gehe darum, auf der Bühne einen individuellen, einzigartigen Eindruck zu hinterlassen. So versuche die Donaueschingerin in ihren Texten Themen mit einem originellen Blickwinkel zu beleuchten.
Die Themen seien deshalb komplett unterschiedlich, erklärt die Dichterin. Sie schreibe kreuz und quer über alles Mögliche. Sie selbst betrachte sich auf der Bühne als Dienstleisterin für die Zuschauer, die sie mit ihrer Kunst unterhalte.
Poetry-Slam als Lehrerin
In ihrer Schule in Stuttgart unterrichtet sie die Unterrichtseinheit Poetry-Slam. Sie habe sogar eine eigene Poetry-Slam AG für ihre Schülerinnen und Schüler organisiert.
Marina Sigl hat schon beinahe 400 Auftritte hinter sich, von denen sie, nach eigenen Angaben, in etwa jeden dritten gewann. Zeit für etwas Neues: Aktuell will sich die Lehrerin wieder neu erfinden, und sich an Hochzeitsreden probieren.