64.000 Menschen aus ganz Deutschland und weitere über dreitausend Unterstützende aus dem Ausland setzen sich mit ihrer Unterschrift gegen einen Übungsplatz der Bundeswehr im Wald zwischen Tannheim und Überauchen ein. Dies gab eine Sprecherin der Nachsorgeklinik Tannheim am Donnerstag bekannt.
Im Juli 2020 wurden die Pläne öffentlich. Der Übungsplatz soll dem in Donaueschingen stationierten Jägerbataillon 292 dienen. Die Soldaten, die an vielen Brennpunkten in der Welt eingesetzt waren und sind, wollen in dem Waldstück oberhalb von Tannheim und Überauchen ihre Waffen testen und ihre Kampfstrategien erproben.
Handgranaten und andere Kriegswaffen werden dabei laut Unterlagen zu dem Vorhaben verwendet. Mit Bekanntwerden der Pläne baute sich eine Welle des Protests auf: Kommunen wie Villingen-Schwenningen und Brigachtal stemmen sich gegen die Absichten. Tannheim mit seiner Nachsorgeklinik ist besonders besorgt. Der Therapiestandort brauche Ruhe, Abgeschiedenheit und ein friedliches Umfeld, um überhaupt Heilungserfolge für die schwerkranken Patienten erzielen zu können, machten bis zuletzt die Geschäftsführer des Hauses klar.
Rückendeckung bekommt die Klinik auch aus Tannheim selbst. Befürchtet wird ein Wandel der dörflichen Szenerie, wenn hier künftig Militärfahrzeuge und getarnte sowie schwer bewaffnete Kämpfer durchs Unterholz kämmen.
Bundeswehr-Sprecher haben auch in Gemeinderatssitzungen solche Besorgnisse zu zerstreuen versucht. Verwendet werde bei solchen Trainings Übungsmunition. Eine Handgranate detoniere dann nicht, sondern verursache „ein leises Puff“, wie sich Militär vor dem Gemeinderat Villingen-Schwenningen ausdrückte.
Die Entscheidungen fallen zu dem Vorhaben aber nicht in den Kommunalparlamenten. Sie werden lediglich gehört. Das Verteidigungsministerium treibt die Pläne überregional voran. Eine hälfte des Waldes ist in Privatbesitz, die andere gehört dem Land Baden-Württemberg. Bei Verteidigungsministerin Kramp-Karrenbauer (CDU) wurde die Klinikleitung schon 2020 protestierend vorstellig. Ob ein Protestschreiben auch an den Verwalter des Waldes Baden-Württemberg, Peter Hauk (CDU) adressiert wurde, ist offen.
Die Online-Petition hat mit dem großen Zuspruch laut der Tannheimer Klinik „das Quorum erreicht“ und könne nun im Petitionsausschuss des Bundestages eingereicht werden. Die Tannheimer Klinik betont, dass es für die Truppe „zahlreiche andere Übungsmöglichkeiten gebe“, das Trainieren in Kliniknähe wird von der Einrichtung weiterhin schärfstens verurteilt.