Eine einschneidende Veränderung steht den Bürgern von St. Georgen bevor. Wie der SÜDKURIER erfahren hat, beabsichtigt die Deutsche Post, die Postfiliale am Bärenplatz im ersten Quartal 2022 zu schließen. Bürgermeister Michael Rieger ist über diese Entscheidung alles andere als erfreut. Vor allem ärgert ihn, dass er beziehungsweise die Verwaltung bei der Suche nach einer Lösung offensichtlich übergangen wurden.
Postbank kündigt Mietvertrag
Auf Nachfrage bestätigt Bürgermeister Michael Rieger, dass er Anfang Juli über die Pläne der Deutschen Post informiert worden sei. „Damals wurde mir mitgeteilt, dass dieser Schritt begründet sei durch die Kündigung des Mietvertrags durch die Postbank, die wiederum selbst Mieterin der Fläche ist“, sagt Rieger. Die Post selbst habe auf diese Entscheidung keinen Einfluss, habe die Konzernleitung mitgeteilt.
Böses Omen aus dem Oberzentrum
Dass sich St. Georgen früher oder später mit dem Trend des Postunternehmens, das Filialnetz zu verkleinern, auseinandersetzen muss, sei Rieger „in dem Moment klar gewesen, als im Oberzentrum Villingen-Schwenningen die Post geschlossen und eine Annahmestelle in ein Bekleidungshaus verlegt wurde.“ Gegen diesen Trend könne man nichts machen.
Konzern lässt Bürgermeister abblitzen
Um das Angebot in der Stadtmitte aufrecht zu erhalten, wollte Rieger die Post darin unterstützen, geeignete Räumlichkeiten zu finden. In einem Schreiben an die Konzernrepräsentanz in Berlin habe er auf den „untragbaren Zustand“ hingewiesen. Auch habe er den CDU-Bundestagsabgeordneten Thorsten frei eingeschaltet, der sich mit dem Unternehmen in Verbindung gesetzt habe. „Ohne Erfolg. Ich habe der Post mehrere Vorschläge unterbreitet“, so Rieger. Er habe auch gefragt, weshalb die Post die aktuell genutzten Räumlichkeiten nicht selbst anmiete. „Darauf ist die Post gar nicht eingegangen.“ Er sei sicher, dass er in den nächsten Monaten ein geeignetes Objekt gefunden hätte, das zu einer zufriedenstellenden Lösung geführt hätte. „Meiner Meinung nach gehört die Post in die Stadtmitte.“
Noch bevor der Bürgermeister allerdings tätig werden konnte, habe die Post bereits einen Kooperationspartner präsentiert. „Man war offensichtlich nicht gewillt, mit uns zusammenzuarbeiten, das war bereits alles in trockenen Tüchern“, ist der Bürgermeister enttäuscht.
Vertragsverhandlungen laufen noch
Die Deutsche Post bestätigt derzeit lediglich, „dass Veränderungen in besagter Filiale anstehen.“ Auf Nachfrage des SÜDKURIER wollte sich ein Unternehmenssprecher mit Verweis auf „laufende Vertragsverhandlungen“ aktuell nicht konkreter äußern.
Parkplätze fehlen
Wie Recherchen unserer Zeitung ergaben, soll die neue Poststelle in der unteren Gerwigstraße eingerichtet werden. Diesen Standort hält Bürgermeister Rieger für völlig ungeeignet. „Schon allein in Anbetracht der Parkplatzsituation. Wie sollen die Postkunden dort einen Parkplatz finden.“ Ärger mit Anwohnern sei bereits vorprogrammiert. Das Parkplatzproblem verstärke sich im Winter, wenn die Schneemassen die wenigen Parkflächen zusätzlich reduzieren. „Und ich kriege den Ärger ab, das weiß ich jetzt schon.“

Was den Bürgermeister weiter ärgert ist, dass die Innenstadt mit dem Wegfall der Post eine weitere Schwächung erfährt. „Wir unternehmen hier wirklich alles, um die Stadtmitte zu stärken und den Bürgern zentral wichtige Leistungen anbieten zu können“, sagt Rieger. Er sieht in der Folge auch eine Benachteiligung des örtlichen Einzelhandels.
Rückzug trotz Millionen-Euro-Investitionen
Mit Verweis auf die bevorstehende Stadtkernsanierung kann St. Georgens Bürgermeister nicht verstehen, „dass sich die Post jetzt, wo wir viele Millionen Euro auch in das direkte Umfeld der Filiale investieren, zurückziehen will“. Auch sei die Planung der Zufahrt zur öffentlichen Tiefgarage wegen der Post geändert worden.