Es ist 10.30 Uhr an einem Freitag und Matthias Fleig hat noch einen langen Arbeitstag vor sich. Bis er gegen 17 Uhr Feierabend hat, wird er gut 50 Kilometer mit dem Auto zurückgelegt haben und rund 100 Pakete ausgeliefert haben. An diesem Freitagmorgen beginnt der Postbote seinen Dienst in der Gerwigstraße. Eigentlich hätte er noch die Briefe für seinen Bezirk mitnehmen sollen, doch dafür wäre die Zeit heute zu knapp gewesen.

Zahl der Pakete seit Weihnachten hoch

Die Zahl der Pakete hat sich durch die Corona-Krise deutlich erhöht, der Druck auf die Postboten wächst. „Weil die Läden zu waren, sind die Leute auf den Geschmack gekommen“, sagt Fleig. Matthias Fleig ist 25 Jahre alt und seit 2013 bei der Post. Zwei Jahre hat die Ausbildung gedauert. Auch sein Vater und sein Bruder arbeiten bei der Post. Es war naheliegend, dass auch Matthias Fleig mal bei der Post landen würde. Er ist ein pragmatischer Mensch, einer, der immer auch das Positive mitdenkt. Dann zum Beispiel, wenn er darüber redet, wie die Arbeitsbelastung durch die Corona-Pandemie merklich gestiegen ist.

Nach Weihnachten, was sonst üblich wäre, hat die Zahl der Pakete kaum abgenommen. Das ist anstrengend. „Man ist nach einem Arbeitstag mit so vielen Paketen erschöpfter“, sagt er. Und weiß gleichzeitig, das Gute darin zu sehen: „Mein Job ist zukunftssicher, deshalb habe ich nichts dagegen.“ Ihm ist klar, dass das in der Pandemie für viele Berufsfelder nicht gilt.

An diesem Freitag muss Fleig weit fahren. Er muss einen ländlichen Bezirk übernehmen. Nachdem er seine Sendungen am Post-Standort St. Georgen sortiert hat, ist er zunächst in der Bergstadt unterwegs und fährt dann weiter nach Königsfeld. „Dort muss ich auch viele Bauernhöfe anfahren“, sagt er. So kommen einige Kilometer zusammen. Dass er diesen Bezirk übernehmen muss, hat er kurzfristig erfahren. Eigentlich war geplant, dass er auf der Sommerau und später in Brigach Sendungen zustellt. Doch Fleig ist der sogenannte Springer. Er ist flexibel einsetzbar, übernimmt täglich einen anderen Bezirk. Immer den, in dem der Stammzusteller gerade seinen freien Tag hat.

Fünf Bezirke muss er können

„Das ist anspruchsvoll, weil ich fünf verschiedene Bezirke können muss“, sagt er. Einen pro Arbeitstag in der Woche. Wo sind die Straßen und Häuser? Wo ist der Briefkasten? Wer hat eine Abstellgenehmigung? Das hat man leichter und schneller verinnerlicht, wenn man täglich auf der selben Route unterwegs ist. Fleig sieht auch das pragmatisch. Zwar hat ihn nach seiner Ausbildung niemand gefragt, ob er Springer sein will, Vor- und Nachteile halten sich aber die Waage. Es sei schön, wenn man immer im selben Bezirk unterwegs sei, also Route und Leute kenne – habe aber auch seine positiven Seiten, wenn man Abwechslung hat und täglich Neues erlebt.

Nach dem Start in St. Georgen fährt Matthias Fleig weiter nach Königsfeld. Heute wartet ein ländlicher Bezirk.
Nach dem Start in St. Georgen fährt Matthias Fleig weiter nach Königsfeld. Heute wartet ein ländlicher Bezirk. | Bild: Ganter, Patrick

Die Corona-Maßnahmen fallen dem Postboten auch nicht zusätzlich zur Last. „Ich halte mich an die Regeln, mache mir aber ansonsten keine Gedanken“, sagt er. Wichtig sei, dass auch in der Krise Zeit bleibe für ein kurzes Gespräch oder einen Kaffee. Für so machen ist der Besuch des Postboten derzeit der einzige Sozialkontakt. Matthias Fleig freut sich darüber, weiß, wie wichtig das für seine Kunden ist.

Die Corona-Krise bleibt für Matthias Fleig eine Zeit, die zwar mehr Arbeit bringt, aber auch positive Effekte hat. Dass die Leute mehr bestellen, ist anstrengend, aber sichert seinen Arbeitsplatz. Was die Leute bestellen, ist ihm, so sagt er, ohnehin vollkommen egal. Nur dann, wenn es mal etwas sehr besonderes ist, bleibt es im Gedächtnis. „Ich habe mal eine Autotür für einen VW Käfer von 1956 zugestellt“, sagt er.