Eine weitreichende Entscheidung zur künftigen Wohnbebauung auf dem ehemaligen Villinger Kasernengelände soll der Gemeinderat kurz vor Jahresschluss am 23. November in einer Sondersitzung treffen. Das Gremium muss entscheiden, ob sich die Stadt selbst in großem Umfang finanziell am geplanten Wohnungsbau im Quartier „Oberer Brühl“ beteiligen wird.

Die Stadtverwaltung schlägt vor, eine kommunale, sozial geprägte Wohnungsbau GmbH zu gründen, um ihre wohnungspolitischen Ziele auf dem ehemaligen Villinger Kasernengelände „Mangin“ noch zu retten.

In dem Quartier ist, wie berichtet, der Bau von 683 Wohnungen vorgesehen, darunter 126 Sozialwohnungen sowie „bezahlbare“ Mietwohnungen, der die unter den marktüblichen Kosten liegen. Eingebettet werden soll dieser Wohnungsbau in ein soziales und ökologisch ausgerichtetes Wohnquartier.

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Inzwischen ist den Planern bewusst geworden, dass diese städtische Planung und Zielrichtung nicht durchzuführen ist, wenn die Stadt wie zunächst vorgesehen, dieses Projekt über eine Ausschreibung im Rahmen einer Konzeptvergabe für private Bauträger auf den Markt bringt.

Kommune muss selbst aktiv werden

Angesicht der aktuell schlechten wirtschaftlichen Rahmenbedingungen in der Wohnungswirtschaft mit Lieferengpässen, steigendem Baukosten und steigenden Zinsen und unzureichenden Förderungen durch Bund und Land „wird ein eigenes finanzielles Engagement der Stadt für erforderlich gehalten, wenn ein so großes Gebiet wie der Obere Brühl mit starkem Schwerpunkt auf sozial gefördertem und kostengünstigem Wohnraum entwickelt werden soll“, heißt es in der Sitzungsvorlage der Verwaltung. Die Kommune müsse letztlich selbst aktiv werden, um sicherzustellen, dass sozialer Wohnungsbau in ausreichender Anzahl und der erforderlichen Qualität stattfinden kann.

In den beiden großen ehemaligen Mannschafts-Unterkünften der französischen Armee sind keine Wohnungen vorgesehen. Hier will die ...
In den beiden großen ehemaligen Mannschafts-Unterkünften der französischen Armee sind keine Wohnungen vorgesehen. Hier will die Stadtverwaltung einziehen mit dem Bürgeramt und einem neuen Stadtarchiv. | Bild: Hans-Jürgen Götz

Angesichts der von der Stadt gewünschten Vorgaben sei es auch wenig wahrscheinlich, dass private Investoren zu diesen Konditionen überhaupt bereit seien, dieses Projekt in Angriff zu nehmen.

Hundertprozentige Tochtergesellschaft nötig

Voraussetzung für einen Erfolg, so argumentiert die Stadtverwaltung, sei daher die Gründung einer eigenen, hundertprozentigen Tochtergesellschaft. Auch die städtische Wohnungsbaugesellschaft (Wbg) reiche dafür aus rechtlichen Gründen nicht aus, denn diese sei nur zu 97,5 Prozent in städtischem Eigentum.

Verwiesen wird seitens der Stadtverwaltung auf das Beispiel Freiburg. Die Breisgau-Metropole geht ebenfalls diesen Weg und will mit einer eigenen Tochtergesellschaft rund 2500 Wohnungen sanieren.

Um ihre Ziele zu erreichen, muss die Stadt tief in die eigene Tasche greifen. Für die Realisierung der geplanten 126 Sozialwohnungen, die zu einer Miethöhe von rund acht Euro pro Quadratmeter vermietet werden sollen, müsste die Stadt rund 20 Millionen Euro aus eigener Tasche beisteuern.

In dieser Summe wären auch die Grundstücke für rund 5,7 Millionen Euro inbegriffen, die der Stadt gehören. Diese Sozialwohnungen würden in einem ersten Schritt gebaut, damit die befristet geltenden Förderungen nicht verfallen.

Abschnittsweise Wohnungen bauen

Die Realisierung der weiteren 550 Wohneinheiten soll dann in den darauffolgenden Jahren abschnittsweise erfolgen, angepasst an die Finanzierungsmöglichkeiten durch die Gesellschaft. „Hierfür sind die weiteren Entwicklungen der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen der Wohnungswirtschaft von entscheidender Bedeutung“, heißt es erläuternd in der Vorlage.