Wie ein verwunschenes kleines Hexenhäuschen liegt es mitten im Wald, auf halbem Weg zwischen Brend und Martinskapelle: das Heidenschlössle in Furtwangen. Seit 75 Jahren dient das Gebäude dem Ski-Club Villingen als Refugium.

Zu diesem Anlass verwandelt sich das Kleinod im Wald in eine Bühne, wenn Auszüge aus dem Musical „Das Heidenschlössle“ aus dem Jahr 2014 aufgeführt werden. Am Samstag, 6. September, ist es so weit.
Mit dem Heidenschlössle verbinden viele Mitglieder des Villinger Skiclubs nostalgisch-schöne Erinnerungen. 75 Jahre – da passiert so einiges.

Das weiß auch Albert Simon, zweiter Vorsitzender des Ski-Clubs. Er hat maßgeblich an der im Jahr 2012 erschienenen Chronik zum 100-jährigen Bestehen des Ski-Clubs mitgewirkt. In der Festschrift hat natürlich auch das Heidenschlössle seinen Platz gefunden.
Mal Trainingslager, mal Fortbildungszentrum
Viele Mitglieder des Ski-Clubs verbinden mit dem 1663 erbauten Haus glückliche Stunden: Ob im Jugendlager oder Trainingsstützpunkt oder Fortbildungszentrum für das Aktiventeam – hier wurde viel Vereinsarbeit geleistet.

Übrigens sogar auf Skiern: In früheren Jahren, als der Wald unterhalb des Hauses noch nicht existierte, wurde der Hang gerne für den alpinen Skisport genutzt, weiß Albert Simon. Viele Vereinsmeisterschaften hat der Ski-Club hier ausgetragen. Eine durchaus schweißtreibende Angelegenheit, denn einen Lift gab es nicht. Die Sportler mussten ihre Ausrüstung den Berg hinauftragen.
Statt in die Alpen ging‘s auf den Brend
Auch für den Freizeit-Skisport wurde der Hang gerne und ausgiebig genutzt. So, wie sich der Schwarzwald generell zu einem beliebten Wintersportziel entwickelte – auch aus praktischen Gründen. „Für die Mitglieder war es zum Teil nicht möglich, zum Skilaufen in die Alpen zu fahren“, sagt Albert Simon.

Da lag es nahe, die Wintersportmöglichkeiten in der näheren Umgebung auszuloten. Bald entwickelten sich Skigebiete im Schwarzwald; die ersten Lifte eröffneten – die heute mangels Schnee zum Teil ihren Betrieb wieder einstellen.

Nicht so damals. „Als die Zugverbindung nach Furtwangen noch existierte, reisten viele extra mit dem Zug an, um am Heidenschlössle Ski fahren zu gehen“, sagt Albert Simon. Bis ins Jahr 1972 bediente die Bregtalbahn die Stadt, das Bahnhofsgebäude wurde 1979 abgerissen.
Die schneereichen Jahre sind vorbei
„In den Anfangsjahren gab es noch relativ viel Schnee“, sagt Albert Simon. „Manchmal musste man im Heidenschlösse sogar im zweiten Stock einsteigen.“ Diese Zeiten sind vorbei, doch winterliche Idylle gibt es am 1050 Meter hoch gelegenen Heidenschlössle nach wie vor – selbst in milden Wintern.

Der Skiclub hat in all den Jahren immer wieder viel in das Gebäude investiert: „Bis 2014 musste man alles im Haus benötigte Wasser aus dem Brunnen vor dem Haus holen“, erinnert sich Albert Simon. In jenem Jahr wurde nicht nur der Vorplatz vergrößert.
Damals erhielten auch die schon seit Längerem durch Toiletten ersetzten Steh-WCs eine Wasserspülung über eine Zisterne. Sanitäranlagen und Stromversorgung wurden auf den neuesten Stand gebracht.
Enges Verhältnis zum Eigentümer
2019 wurde mit viel Aufwand eine Trinkwasserleitung, ein Abwasserkanal, eine Stromleitung und eine Datenverbindung fürs Internet bis zum nahe gelegenen Reinerhof gelegt, dessen Eigentümer auch das Heidenschlössle gehört und mit dem der Ski-Club ein „sehr, sehr gutes Verhältnis“ pflege.
Die Aufgabe der Vereinsmitglieder ist es indes, das Haus in Ordnung zu halten und sich um notwendige Renovierungen zu kümmern, bei denen stets viel in Eigenarbeit erledigt wird.
Das Heidenschlössle begeistert die Gäste
Die Gäste wissen das zu schätzen: „Alle sind vom Heidenschlössle stets begeistert“, freut sich Albert Simon. Der Ski-Club nutzt das Heidenschlössle nicht alleine, sondern vermietet es beispielsweise auch an Privatpersonen oder Firmen für Feiern und Veranstaltungen.

Auch Albert Simon erinnert sich an viele Feste mit Vereinskameraden, Freunden und Verwandten, sommers wie winters, wenn sie sich den Weg zum Haus zum Teil mit einem Schlitten bahnten und erst einmal anheizten. Bis heute wird das Heidenschlössle mit einem Bollerofen beheizt.
Ein nicht ganz ernst gemeinter Name
Und warum heißt das schmucke Häuschen „Schlössle“? Die Skiclub-Chronik hat auch darauf eine Antwort: Der erste Teil des Namens leitet sich von der Gewannbezeichnung Heidenbühl ab. Der zweite Teil war wohl wegen der bescheidenen Größe und Bedeutung des Anwesens eher geringschätzig gemeint: Ganz im Gegensatz zu dem sagenhaften Heidenschloss, das zwischen Reinerhof und Kolmenhof gestanden haben soll und das auch das Wappen der Stadt Furtwangen ziert.