Wie geht es mit dem erwünschten Ausbau der Windkraft auf Gemarkung Villingen-Schwenningen weiter? Zwei angesprochene Energieunternehmen, die Badenova in Freiburg und die Thüga in München, der Teilhaber an den Stadtwerke VS, ist der Einstieg in einen Winkpark in VS offenbar uninteressant. Eine direkte Auftragsvergabe der Stadt, so wurde am Mittwoch, 13. November, der Gemeinderat informiert, ist damit gescheitert.
Komplizierte Ausgangslage
Die Ausgangslage der Stadt, auf ihrer Gemarkung einen Windpark mit zehn bis 15 Anlagen zu realisieren, ist kompliziert. Der Gemeinderat hatte im vergangenen März die vom zuständigen Regionalverband erstellte Planung für mögliche Windkraftstandorte in Villingen-Schwenningen abgelehnt.
Zu nahe an den Ortschaften Herzogenweiler, Pfaffenweiler und Volkerstweiler, lautete die Kritik. Als Gegenvorschlag favorisiert die Stadt weiter westlich in Richtung Vöhrenbach liegende Flächen im Neuhäuslewald und Gebiet Krummränkle: Dort gebe es weniger Konflikt mit den Menschen und eine bessere Windausbeute.
Allerdings hat dieser Gegenvorschlag zwei große Haken: Sie kollidieren mit Naturschutzgesetzen, vor allem mit dem Vogelschutz, sowie der Einschätzung der Flächen als Rückzugsgebiet der streng geschützten Auerhähne.
Hürden erscheinen überwindbar
Jüngste Gespräche mit dem Stuttgarter Umweltministerium in dieser Frage haben laut Stadt nun aber zum Ergebnis geführt, dass diese hohen Hürden mit „einem geeigneten Ausgleichs- und Schadensvermeidungskonzept“ mit hoher Wahrscheinlich überwindbar seien. Die Stadt und die Fürstenberg-Forstverwaltung, die im vorgesehenen Bereich ebenfalls Eigentümer eines Waldstücks hat, haben angeboten, Ausgleichsflächen an anderer Stelle für Auerhuhn-Lebensraum auszuweisen.
Allerdings müssen die beiden Forstämter VS und Fürstenberg ein aufwändiges Umweltgutachten zum Bestand geschützter Vogelarten sowie ein Gutachten über mögliche Lebensräume von Fledermäusen, Eulen, Spechten, Amphibien, Reptilien, Haselmäuse und anderen bedrohten Tierarten in Auftrag geben. Diese Gutachten dürften nach Einschätzung der Stadt einen sehr hohen sechsstelligen Betrag kosten.

Die Kostenprobleme der Stadt
Die Stadt aber will diese Kosten nicht selbst tragen, sondern auf einen möglichen Windpark-Investor übertragen. Dies verdeutlichten Oberbürgermeister Jürgen Roth, Forstamtsleiter Tobias Kühn und Stadtplanerin Kirsten Hellstern in der Sitzung des Gemeinderates. Außerdem steckt die Stadt in dem Dilemma, nach der Ablehnung der Standortplanung des Regionalverbandes nun selber planen zu müssen.
Das bedeutet weitere erhebliche Kosten. Diese will man aber vermeiden, solang noch nicht klar ist, ob man im überhaupt einen Investor findet, der im Neuhäuslewald bauen wird. So haben die beiden von der Stadt angesprochen Energieunternehmen Badenova und Thüga ein Engagement in VS abgelehnt. „Wir sind damit nicht über die Ziellinie gekommen“, konstatierte Forstamtsleiter Tobias Kühn.

Was die Stadt daher als allererstes braucht, ist ein Investor. Davon hängt alles andere ab. Daher will die Stadt jetzt einen neuen Weg einschlagen: Über ein „Auktionsverfahren“, so Kühn, werde die Stadt nun die Marktchancen für dieses Windkraftprojekt ausloten.
Stadt will Auktionsverfahren starten
Diese Auktion soll über die Online-Plattform der Firma Caeli Wind GmbH erfolgen, den ersten digitalen Markplatz für Windenergieflächen. Seit 2022 führt diese Plattform Grundeigentümer und Projektentwickler für Windprojekte zusammen. Caeli hat nach eigenen Angaben in den vergangenen zwei Jahre auf diese Weise rund 400 Windanlagen erfolgreich auf den Markt gebracht.
Darauf setzt auch die Stadt VS. Das Ausschreibungsverfahren für den Windpark soll nach Aussage von Forstamtsleiter Kühn bereits von Januar bis Mitte Februar 2025 auf der Caeli-Plattform erfolgen. Beißt ein Investor an, soll zur Jahresmitte das Genehmigungsverfahren für den Bau der Anlagen gestartet werden. Bis 2030 sollte der Bau des Windparks abgeschlossen oder zumindest begonnen worden sein.
Im Gemeinderat stieß diese Marschroute auf viel Zustimmung. Nur die AfD wandte sich erneut gegen den Windkraft-Ausbau. Bereits im Dezember soll der Gemeinderat erste Beschlüsse fassen, um das Vorhaben anzuschieben.