Die HSG Konstanz hat es tatsächlich geschafft und feiert am Ende einer Marathonsaison den direkten Wiederaufstieg in die 2. Handball-Bundesliga. Dabei war der Modus dieser Drittligasaison schierer Wahnsinn. 82 Mannschaften starteten im vergangenen Sommer, und bis zum großen Finale hatte sich der Flaschenhals in drei Runden so weit zusammengezogen, dass nur zwei Teams nach oben durften.

Mit den Konstanzern und voraussichtlich dem 1. VfL Potsdam spielen verdientermaßen die nach Punkten besten Drittligisten der Spielzeit 2021/22 künftig im Unterhaus, andererseits gehen fünf Staffelsieger und sieben Staffelzweite nach einer tollen Runde komplett leer aus – darunter der Wilhelmshavener HV, der in letzter Sekunde maximal tragisch scheiterte.

Punkterunde als Aufgalopp des Marathons

Wäre die Saison tatsächlich ein Marathon gewesen, dann war die Punkterunde der Aufgalopp, in dem die Muskeln warm und die Gelenke mobilisiert werden. Die HSG Konstanz lief von Beginn an vorneweg, gewann 20 ihrer 22 Spiele und hatte immer noch Zeit und Energie, sich nach hinten umzuschauen, was die Verfolger denn so treiben.

Dass es bei einem Langstreckenrennen mal hier und da zwickt, ist ganz normal. Entspannt war die Runde bei aller Souveränität nicht. Zahlreiche Abgänge – teils von Leistungsträgern – sind für die Konstanzer Normalität, doch in diesem Coronajahr kamen viele Verletzte hinzu.

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Auch das verschmerzte die HSG – reine Willenssache, so ein Marathon. Der neue Trainer Jörg Lützelberger schaffte es immer wieder, seine Mannschaft so aufzustellen, dass sie das Parkett als Sieger verlassen konnte. Zupass kam ihm dabei der gute Unterbau, aus dem er sich an talentierten Aushilfen bedienen kann.

Als noch nicht absehbar war, auf welchem Rang die HSG ins Ziel laufen würde, verlängerte der Coach, der nahtlos an die erfolgreiche, 18 Jahre dauernde Ära seines Vorgängers Daniel Eblen anknüpfte, seinen Vertrag. Am fünftletzten Spieltag sicherte sich das Team das Ticket für die Aufstiegsrunde, erst dann gab es die ersten Niederlagen, als der Staffelsieg längst feststand.

Viele Fans helfen von der Tribüne

Im letzten Drittel eines Marathons helfen die Anfeuerungen von außen besonders. Umso wichtiger, dass die Partien in der Aufstiegsrunde wieder vor vollen Rängen ausgetragen werden konnten. Die Fans am Schänzle peitschten ihre HSG auch da zum Gruppensieg, mit einer Schlusssekunde gegen den VfL Pfullingen, wie sie dramatischer nicht hätte sein können.

Am Ende dieses Jahres war Konstanz auf der Zielgeraden plötzlich Kopf an Kopf mit Wilhelmshaven. Die junge Mannschaft bekam das Nervenflattern, die Norddeutschen hatten die Nase vorn, ehe Kapitän Tim Bornhauser cool blieb und für das Fotofinish zugunsten der HSG Konstanz sorgte.

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Dann stieg die große Handballparty am Schänzle. Zu Recht. Dieser Durchmarsch der HSG Konstanz ist gar nicht hoch genug anzurechnen. Über Jahre haben die Macher ihren Standortnachteil in einen Vorteil verwandelt, mit einem guten sportlichen Konzept sowie der Kombination von Studium und Leistungssport in einem ruhigen Umfeld, in dem niemand durchdreht, wenn es einmal nicht so gut läuft.

Daher ließ sich auch der dritte Abstieg aus der 2. Bundesliga gut verschmerzen – und es blieb sogar noch genügend Energie für einen starken Marathon zum direkten Wiederaufstieg.