Aufstiegsrunde zur 2. Bundesliga: HSG Konstanz – Wilhelmshavener HV 30:34 (13:18). – „Wer nicht an den Aufstieg glaubt, kann den Raum verlassen“, hatte der Konstanzer Trainer Jörg Lützelberger nach der Partie gegen den VfL Pfullingen gesagt, als seine HSG Konstanz das Finalticket der Relegation gesichert hatte. Der Glaube im Team war offenbar groß, denn mit Ausnahme des verletzten Joschua Braun waren alle Spieler wieder dabei, wie schon beim 32:27-Sieg im Hinspiel beim Wilhelmshavener HV.
Auf dem Feld standen sie zwar, die Konstanzer, doch mit den Gedanken schienen sie im Rückspiel allerdings in der Kabine geblieben zu sein, denn die Hausherren erwischten vor vollen Rängen einen maximal unglücklichen Start. In der Offensive gab es kaum ein Durchkommen gegen die dichte 6:0-Deckung der Norddeutschen, die im Angriff effektiv und konsequent auf den siebten Feldspieler setzten. So zog der WHV schnell auf vier Tore davon (1:5/7.). Zu allem Überfluss sah der Konstanzer Rechtsaußen Lukas Köder nach fünf Minuten die Rote Karte, nachdem er bei einem Siebenmeter den Gästetorhüter Jakub Lefan im Gesicht getroffen hatte.
Vorsprung ist schnell dahin
Apropos Lefan. Der Routinier zwischen den Wilhelmshavener Pfosten sorgte im ersten Abschnitt mit etlichen wichtigen Paraden dafür, dass die Gäste schon weit vor der Pause den Fünf-Tore-Rückstand aus dem Hinspiel aufgeholt hatten (8:13/18.).
Überhaupt erinnerte viel an die Partie an der Nordsee vor Wochenfrist, als die Konstanzer den Gegner in fremder Halle förmlich überrollten und schon zur Pause mit 21:9 führten. Nun lagen sie vor eigenen Fans nach 30 Minuten mit 13:18 zurück – und mussten nochmals richtig lange um den Aufstieg bangen.
Späte Aufholjagd wird belohnt
„Wir erwarten einen unglaublich guten Gegner, der eine extrem hohe Variabilität im Angriff, eine hohe individuelle Qualität mitbringt“, hatte Lützelberger vor der Partie gesagt. Und er sollte Recht behalten. Leider aus Sicht der Konstanzer und ihrer Fans.
Nun mussten sie eine Aufholjagd starten wie Wilhelmshaven im Hinspiel. Nur wie sollte diese gelingen, wenn Würfe aufs Leere Tor an die Latte gehen statt ans Netz, beste Versuche am Pfosten landen oder Siebenmeter-Aufsetzer drüber gehen? Die Zuschauer peitschten ihre Mannschaft weiter nach vorne. Im allerletzten Spiel der Saison wollten sie es nicht zulassen, dass der schon fast sicher geglaubte Aufstieg noch verpasst wird.
Fans peitschen das Team nach vorne
Doch trotz der Unterstützung von den Rängen fand die HSG Konstanz zu keinem Zeitpunkt zu ihrer Normalform. Als es in der 54. Minute 25:32 wurden sogar die treuen Fans leise. Das Happyend, es war so weit weg. „Diese Kulisse wird es möglich machen, dass wir alle noch einmal ans Limit gehen“, hatte HSG-Coach Lützelberter gehofft. Und er sollte nochmals Recht behalten.
Die HSG Konstanz gab nie auf, verkürzte erst auf sechs Treffer (27:33), dann in der Schlussminute auf 29:34. Während die Gäste den Aufstieg sicher glaubten, fehlte den Konstanzern noch ein Törchen. Zehn Sekunden waren noch auf der Uhr, als HSG-Torhüter Leon Grabenstein einen WHV-Wurf parierte. Drei Sekunden noch.
Unglaubliches Finale
Die HSG im Angriff. David Knezevic wird im Gesicht getroffen. Die Schiedsrichter beraten sich – und entscheiden auf Siebenmeter. Kapitän Tim Bornhauser nimmt in seinem letzten Spiel, seiner letzten Aktion für die HSG Konstanz Verantwortung. Und er trifft. Der Rest ist pure Ektase und der Startschuss in eine Konstanzer Partynacht.
HSG Konstanz: Wolf (1), Grabenstein (Tor); Stotz (2), Czako (5), Michelberger, Hild (4), Mauch (2), Hadlich, Knipp, Beckmann (5), Bornhauser (6/4), Wendel, Schramm (1), Ingenpass, Köder, Knezevic (4). – Z: 1800.