Wie geht es Familie Melchert? Und wie verbringen Sie die Zeit?
Uns allen geht es sehr gut. Ich gehe täglich meinem Hauptberuf nach. Wir halten uns weitgehend in der Wohnung oder der Natur auf und gehen einmal wöchentlich für uns, meine Eltern und meine Schwiegereltern zum Einkaufen.
Zuletzt gab es täglich neue Entscheidungen: Die HSG erhielt die Zweitliga-Lizenz, die Saisonunterbrechung wurde weiter bis mindestens 16. Mai verlängert, muss aber bis spätestens 30. Juni beendet sein und im Falle eines Abbruchs würde es keine sportlichen Absteiger geben. Wie haben Sie das aufgenommen?
Man möchte die bestmögliche Lösung hinbekommen und klammert sich an den letzten Strohhalm. Allerdings stehen in der 2. Bundesliga noch einmal mehr Spiele auf dem Restprogramm als in Liga eins, ganze zehn an der Zahl. Plus Relegation, also im schlimmsten Fall sogar zwölf. Das bis 30. Juni unterzubringen wird schwer und ein extrem hartes Programm mit zwei Spielen pro Woche.
Mal ganz von Corona abgesehen, würden wir ein hohes Verletzungsrisiko der Spieler eingehen. Die Spieler können sich lediglich daheim fit halten, allerdings nicht handballspezifisch trainieren. Dadurch wird das Verletzungsrisiko umso höher, zumal wir von null auf 100 einsteigen würden. So würde es Verletzungen hageln, diese Verantwortung würde ich ungern tragen wollen. Bei einer Entscheidung über einen möglichen Abbruch sollte die Gesundheit der Spieler mit einfließen. Spieler, Trainer, Offizielle, Schiedsrichter und so weiter sind eben auch nicht immun gegen das Virus und begegnen sich in einem Vollkontaktsport.
Wann müsste man wieder anfangen zu trainieren, um am 16. Mai wieder richtig fit und bereit für den dann sehr dicht gestaffelten Rest-Spielplan gerüstet zu sein?
Die Spieler sind bereits seit einem Monat aus dem normalen Trainings- und Spielbetrieb draußen. Um für den 16. Mai wieder ein entsprechendes körperliches Niveau zu haben, müsste man heute mit dem Training beginnen. So wäre man immer noch nicht bei 100 Prozent.
Hinzu kommt, dass viele Vereine gar keine eigene Trainingshalle haben, sondern von den Entscheidungen der Länder und Kommunen und der Öffnung der Hallen abhängig sind. Wir bräuchten mindestens vier Wochen Vorlauf, um die Runde sportlich einigermaßen über die Bühne zu bringen. Diese Vorbereitung hat dann aber immer noch nichts mit Leistungssport zu tun.
Wie groß ist dabei das Problem Planungsunsicherheit?
Das trifft alle Vereine derzeit hart. Keiner weiß, wann und wie es weitergeht, stets ergeben sich neue Sachstände. Eine schwierige Situation. Im Moment geht es nur darum, durch diese Krise hindurchzukommen und um das Überleben. Jeder muss sich in die neue Saison retten und sehen, wie es in Zukunft mit Blick auf die Sponsoren und Zuschauer weitergeht.
Das einzuschätzen, ist richtig schwer. Ohne Unterstützung wird es bei vielen Clubs richtig knallen. Jeder Sponsor und jeder Zuschauer ist für die Handballvereine wichtig.
Wie ernst ist die Lage bei der HSG Konstanz?
Wir hoffen, ja wir sind uns sicher, dass wir auf die Solidarität unserer treuen Dauerkartenbesitzer und langjährigen Sponsoren in dieser schweren Krise bauen können. Schließlich haben wir stets seriös gewirtschaftet. Nur mithilfe unserer Geldgeber und der breiten Unterstützung unseres kompletten Umfeldes können wir überleben.
Die Mannschaft hat in dieser Saison die Zuschauer begeistert. Viel Optimismus und enorme Kraftanstrengung sind jetzt nötig, um uns in eine erfolgreiche Zukunft zu retten. Das schaffen wir nur gemeinsam. Es wäre dramatisch, wenn gerade in Konstanz mit diesem tollen Publikum diese Herkulesaufgabe nicht gelingen würde.
Wie sieht gerade Ihre Arbeit aus, wie halten Sie Kontakt zu den Spielern?
Wir stehen im engen Austausch vor allem mit den Kapitänen und die Jungs senden tolle Signale, leisten alle ihren Beitrag. Die Spieler treffen sich online selbst untereinander, um sich alleine und zusammen fit zu halten. Im Moment geht es vorrangig darum, die aktuelle Situation und ihre Folgen zu bewältigen und zu organisieren.
Der – wenn auch immer unrealistischer werdende – Wunsch aller ist, die Saison sportlich zu beenden. Muss der Sport hier nicht dennoch gerade zurückstecken?
Am glücklichsten wären wir, wenn man die Saison sportlich über die Bühne bekommen könnte. Das wäre die fairste Lösung. Dennoch steht die Gesundheit aller im Vordergrund. Wenn die betroffen ist, wird das Thema Sport zweitrangig. Alle müssen gerade zurückstecken.
Sind Geisterspiele in diesem Zusammenhang nicht das Schreckgespenst schlechthin?
Geisterspiele sind völliger Quatsch. Im Tennis haben die Spieler vielleicht den nötigen Abstand, bei zweimal 16 Handballspielern plus Trainer, Physios, Schiedsrichter und Offiziellen kommt man schnell auf 50 bis 60 Personen für das Minimalaufgebot in der Halle.
Keiner weiß vom anderen, wo er war und wie er sich verhalten hat, ob er gesund ist. Ich denke, darüber sollten wir nicht diskutieren, ganz abgesehen davon, dass dies ein finanzielles Fiasko für ohnehin schon angeschlagene Vereine wäre und die Zuschauer auch für die Sportler extrem fehlen würden.
Was wünschen Sie sich für die nächsten Wochen?
Dass wir alle gesund bleiben, ist das Wichtigste. Hoffentlich ist der Spuk bald vorbei und wir bekommen ein geregeltes Leben zurück. Dass wir normal unserer Arbeit nachgehen können, ist für viele Arbeitsplätze unerlässlich. Und natürlich freuen wir uns alle auf unser geliebtes Hobby und dass wir möglichst bald wieder begeisternden Sport in der Halle erleben dürfen.